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Alle Tränen dieser Erde

Alle Tränen dieser Erde

Titel: Alle Tränen dieser Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Köpfen Schirmhelme, über dreißig Zentimeter hoch. Unsere Mega-Stimmen trugen über eine Landmeile weit. Wir hätten böse Maschinen-Männer aus den wirren Träumen der Schwarzen sein können. Am Vordertor gingen wir hinein und lösten uns in Magnet-Nischen aus den Rüstungen.
    Oben im Turm übernahm Greaves die Autosteuerung und öffnete sein Verbindung zu Palermo und den Nachrichtensatelliten hoch am Himmel. Ich meldete mich bei Einwanderung und Isolierung, um festzustellen, ob sie funktionierten.
    Von hier aus konnten wir weit in das verhaßte Feindesland hineinsehen, über ihre Holztürme hinweg, in die elenden Steindörfer, aus denen schon Horden von Leuten strömten, obwohl noch fünfzig Minuten vergehen mußten, bis wir die Kraftfeldabschirmung herabließen. Hinter den Mengen zerfielen die Berge in ihre widrigen Täler, gefleckt mit Büschen. Kein bewohnbares Land. Wenn wir die Insel besetzten – was wir nach meiner Meinung schon immer hätten tun sollen – würden wir an der Küste Entsalzungsfabriken errichten, Humus und Düngemittel einführen, dazu das neue Plus-Saatgut, und nach fünf Jahren mußte hier Reichtum herrschen. Beim jetzigen Status quo würden die nächsten fünf Jahre nichts bringen als Hunger und Religion; das war alles, was sie dort hatten. Eine umfassende Choleraepidemie, mit Hunderttausenden von Toten, tobte in Afrika, nachdem sie von Kalkutta, ihrer traditionellen Hauptstadt aus, nach Westen gezogen war.
    »Diese Schweinehunde!« sagte ich. »Eines Tages wird in der ganzen Welt ein Gesetz gelten, das den Menschen verbietet, zu leben wie Ungeziefer!«
    »Und ein Gesetz, das den Menschen verbietet, Kapital daraus zu schlagen«, sagte Greaves. Seine Bemerkung bedeutete mir nichts. Ich nahm an, daß sie etwas mit seiner sonderbaren Theorie zu tun hatte, wonach Westciv Gewinn aus der Armut der armen Welt zog, weil sie Importzölle dagegen erhob. Greaves erklärte den Satz nicht, und ich bat ihn nicht darum.
    An der Hilfs-Steuertafel schickte ich eine unsichtbare Kamera hinaus, um eines der feindlichen Dörfer zu beobachten. Obwohl sie auf den veralteten Radarschirmen der Schwarzen auftauchen mochte, konnten sie sich nur über den Verstoß gegen die internationalen Regeln ereifern, ohne sie je abfangen zu können.
    Das Kameraauge schwebte über einer Ansammlung von Hütten und stellte sich schärfer ein. Dreidimensional gelangte ein Holograph des Hasses zu mir.
    An Eingängen, auf Baikonen mit verwilderten Blumen, in Gassen standen Gruppen von Schwarzen. Araber, maltekische Flüchtlinge, gebrandmarkte Sizilianer, Renegaten aus dem Weißen Lager; die Herkunft war unter Schmutz und Sonnenbräune und alter, nicht-synthetischer Kleidung nicht zu erkennen. Ich konzentrierte mich auf eine dunkelhäutige junge Frau in der Tür einer Taverne, die eine Hand auf die Schulter eines kleinen Jungen gelegt hatte. Was hatte ich gedacht, als Natalie im Innenhof unter den Blumen gestanden hatte? Daß wir einmal die Liebe zwischen uns hätten vermehren können?
    Bevor die Welt zu schwierig geworden war, hatte es einen sicheren Weg gegeben, die Liebe zu vereinfachen und gemeinsam zu besitzen. Wir hätten Kinder zeugen und aufziehen können für die sinnenhafte Belohnung, sie zu besitzen, ihnen zu helfen, vernünftig und stark aufzuwachsen.
    Aber die von der Dritten Welt begehrten die Reichtümer von Westciv, ohne ihre Disziplin annehmen zu wollen. Sie vermehrten sich. Beliebig und enorm. Die Welt war zu voll von Kindern und Leuten, so, wie die Leere des Raums mit grellen Träumen angefüllt war. Nur die Schwachen und Hilflosen und Verhungerten konnten Kinder unreglementiert in die Welt hinausstoßen. Ihre schwachen und hilflosen und verhungerten Nachkommen verstopften die Gräber und Schöße der Welt. Das lachende dunkelhäutige Mädchen auf meinem Bildschirm verdiente nur den zerfetzenden Samen des Kanonenfeuers.
    »Rufen Sie die Kamera zurück, Jerry!« sagte Greaves und kam auf mich zu.
    »Wie?«
    »Rufen Sie Ihre Kamera zurück.«
    »Ich sehe mir die Kerle nur kurz an.«
    »Sie sollen sie zurückrufen, sage ich. Solange kein Notstand besteht, verstoßen Sie gegen die Vorschriften.«
    »Wen stört das!«
    »Mich«, sagte er. Er sah sehr böse aus. »Mich, und ich bin Exil-Offizier.«
    Als ich das Auge zurücklenkte, sagte ich: »Gestern waren Sie auch den ganzen Tag sauer. Sie haben miserabel Schach gespielt. Was ist los mit Ihnen?«
    Aber als ich die Frage gestellt hatte, konnte ich sie sofort selbst

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