Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
Vom Netzwerk:
Grasbüscheln. Ich stieß mit einem Stock den Pferdepimmel an, was sich das Pferd auch gefallen ließ, und mit einemmal verlängerte sich der Pimmel bis fast zum Boden. Vor Schreck ließ ich den Stock fallen, weil ich dachte, ich hätte was demoliert an dem Pferd. Aber das machte nur große Augen und blieb wie angewurzelt stehen.
    Auf dem Rückweg machte Qualle sich vor uns breit, das Arschgesicht vom Dienst, und fing an, mit Steinen nach uns zu werfen. Das Revier hier sei seins, und wir sollten uns dünnemachen.
    Wir warfen die Steine zurück, bis Qualle mich am Kopf traf. Es tat nicht weh, aber ich blutete wie ein abgestochenes Schwein. Das sehe böse aus, sagte Michael. Wenn er ich wäre, würde er schnurstracks heimgehen und sich verarzten lassen.
    Als Qualle das viele Blut sah, rief er, das sei doch alles nur Spaß gewesen. Das fand ich gut. Der sollte ruhig ein schlechtes Gewissen haben, der alte Schubiack.
    Zuhause kuckte ich mich im Garderobenspiegel an. Ich sah gemeingefährlich aus. Kopf und Hals, Hände und Hemd und Hose, alles war voller Blut.
    Ich öffnete die Wohnzimmertür, ging aber noch nicht rein.
    »Mama?«
    »Hier bei der Arbeit!« rief sie, weil sie das immer rief, auch wenn sie nur im Sessel saß und den Spiegel las.
    »Ich komm jetzt gleich rein, aber du darfst dich nicht erschrecken.«
    »Und wieso sollte ich das?«
    »Weil ich was abgekriegt hab.«
    Das glaubte sie mir nicht. »Jetzt mach nicht so ’n langes Gewese, komm einfach rein!«
    Ich kam rein, und Mama sprang vom Sofa hoch. »Ogottogott!«
    Ich kriegte einen Kopfverband.
    Was war besser, nett zu sein wie der Bastian in der einen Fernsehserie oder stark wie der Seewolf? Mit Zeitgenossen wie Qualle und dem Ventilmops wäre der Seewolf leichter fertig geworden als der Bastian, aber ich hätte auch keinen Bock darauf gehabt, pausenlos die Besatzung zu schurigeln und notgedrungen kein Fernsehen kucken zu können in der Robbenjagdsaison. Gepfiffen hätte ich auf Kinderkram wie Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt, aber nicht auf Jim Sonett, Skippy, Lassie und Klimbim.
    An ihrem siebzehnten Geburtstag, der auf den letzten Sommerferientag fiel, ließ sich Renate auf dem Rasen mit Jeansjacke, Minirock, Clogs und über der Schulter hängender Patchworktasche knipsen.
    Volker saß auf der Terrasse und obduzierte sein Kofferradio. Widerstand und Ohm. Wiebke hüpfte durch den Wasserschleier aus dem tickenden Rasensprenger.
    Meine Olympiamünze war inzwischen vielleicht schon mehr als zehn Mark wert. Eine Kapitalanlage fürs Leben. Oder sollte ich die doch lieber verscherbeln?
    Zu Beginn des neuen Schuljahrs suchte ich mir einen Platz ganz hinten im Klassenzimmer, wie Mama es mir geraten hatte. Alles schön vor einem haben und den Paukern nicht vor der Nase rumsitzen.
    Geschichte hatten wir bei einem backenbärtigen Stöpsel, der uns was von Romulus und Remus vorstotterte. Daß die als Säuglinge an den Zitzen einer Wölfin genuckelt und dadurch Rom begründet hätten. Patrizier und Plebejer. Und daß auch Koblenz einmal eine Römerstadt gewesen sei, Confluentes geheißen, weil hier bereits in der Antike Rhein und Mosel zusammengeflossen seien. Daher der Name Kowelenz oder hochdeutsch Koblenz.
    In Deutsch nahmen wir ein Micky-Maus-Heft durch. Kater Karlo war da in Aktion zu sehen gegen Micky. Willi Dickhut meldete sich und sagte, daß in einem Bild die Schatten der Figuren in verschiedene Richtungen fielen. Willi Dickhut war oft schwer von Begriff, aber das mit den Schatten stimmte. Da wurde man ja nach Strich und Faden verscheißert. Ich nahm mir vor, bei Comics jetzt immer auf die Schatten zu achten, wohin die fielen.
    Dienstags war Erdkunde. Rotes Karo für Kupfererz, oranges für Zinn, grünes für Nickel, gelbes für Gold, blaue Flecken für Buntmetallverhüttung und braune Kreise für Aluminiumindustrie. In den Aralsee hatte Volker Hammer und Sichel gepinselt, und die Asienkarte zum Ausklappen war abgerissen.
    Im Physikhörsaal hatte ich mich auf einen Platz ganz hinten oben gepflanzt, wo man Ruhe hatte vor dem alten Lehrerquatschkopf vorne unten an der Tafel. Chemie ist das, was knallt und stinkt, Physik ist das, was nie gelingt. Die Tischplatte war mit Galgen und Hakenkreuzen beschmiert.
    Heil Hitler, du geile Ficksau!
    Ich spielte Schiffeversenken mit Boris Kowalewski.
    »C 3?«
    »Treffer.«
    »C 4?«
    »Treffer.«
    »C 5?«
    »Versenkt!«
    Um die Ecke gebaute Schiffe waren nicht so leicht abzuschießen.
    Der allerletzte Kack war Mathe.

Weitere Kostenlose Bücher