Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
sie beim Bäcker gekauft. Der hat es aus Mehl gebacken. Das Mehl kam vom Müller. Der hat es aus Korn gemahlen. Wer aber hat das Korn wachsen lassen? Gott. Dein Herr.
Um meinen guten Willen zu zeigen, konnte ich ja damit anfangen, die Spülmaschine auszuräumen, aber als ich sie öffnete, fuhr der heiße Wasserdampf raus, so daß ich vor Schreck schrie und einen Satz nach hinten machte. Da platzte Mama in die Küche und ballerte mir eine. Ich hätte mir für den Rest des Tages genug erlaubt. »Marsch in dein Zimmer!«
Das hatte man davon, wenn man artig sein wollte. Von diesem Spleen war ich geheilt.
Der Exorzist war erst ab 18, sonst wär ich da reingegangen. Manche sollten wahnsinnig geworden sein von dem Film und sich umgebracht haben aus Furcht vorm Teufel.
Fast noch lieber als die Filmplakate sah ich mir nach der Schule das gelbe Rennrad an, das bei dem einen Fahrradhändler in Koblenz im Schaufenster hing. 599 Mark. Damit wäre ich am Ziel meiner Träume gewesen.
In der Bravo hatte mal ein Bericht gestanden über Eddy Merckx. Dessen Rennrad war so leicht, daß er es mit einem Finger hochheben konnte. Vielleicht würde ich als erster Mensch auf Erden sowohl Fußballweltmeister als auch Sieger bei der Tour de France werden. Dann wäre ich so berühmt wie Franz Beckenbauer und Eddy Merckx zusammen.
Vor der ersten Stunde ließ Erhard Schmitz mich auf seinem Rennrad mit Zehngangschaltung auf dem Schulhof rumfahren. Das Rennrad, das ich auf dem Kieker hatte, sah so ähnlich aus. Dagegen war das Rad, mit dem ich sonst so rumfuhr, eine alte Gurke, das hätten auch Mama und Papa einsehen müssen, und wenn ich für die Tour de France trainieren wollte, brauchte ich ein Rennrad, aber ich mußte einen günstigen Moment abwarten. 599 Mark waren kein Pappenstiel.
Gegen Urbar sollte ich im Mittelfeld spielen. Die hatten da einen Schlackeplatz wie wir. Mama fuhr mich hin. Sie hatte den Fotoapparat mitgenommen, für den Fall, daß es ein Tor von mir zu knipsen gab. Als ich mich umziehen wollte, merkte ich, daß ich meine Fußballschuhe vergessen hatte. Ich Trottel! Die lagen noch in der Waschküche beim Schuhputzkasten.
Mama raste mit dem Peugeot zurück zum Mallendarer Berg, die Schuhe holen. Ohrfeigen hätte ich mich können.
Glücklicherweise fand der Schiri seine Pfeife nicht gleich, sonst hätte das Spiel ohne mich begonnen.
Mit meinen Fußballschuhen kam Mama noch haarscharf rechtzeitig angebraust.
Wir gewannen 5:0 (3:0), allerdings ohne ein Tor von mir. Einmal hatte ich zwei Meter weit danebengeschossen und sonst immer nur Pässe weitergespielt, aber nach dem Schlußpfiff nahm mich der Schreiner zur Seite und sagte: »Junge, wenn du immer so spielst wie heute, dann kann mal ein ganz Großer aus dir werden.«
Das ging mir nicht mehr aus dem Kopf. »Junge, wenn du immer so spielst wie heute, dann kann mal ein ganz Großer aus dir werden.« Und ich war bereit, ein ganz Großer zu werden! Wenn nicht als Torjäger, dann eben als Mittelfeldregisseur, so wie Netzer.
Nach einem lahmen 1:1 (0:1) im Heimspiel gegen Hertha BSC putzte Gladbach Olympique Lyon im UEFA-Pokal-Rückspiel auswärts weg: 1:0 Valette (1.), 1:1 Bonhof (23.), 1:2 Simonsen (28.), 1:3 Bonhof (50.), 1:4 Kulik (64.), 2:4 R. Domenech (71.), 2:5 Simonsen (89.). Noch fünf, sechs Jahre, dann würde ich bei Gladbach mit Rainer Bonhof zusammen im Mittelfeld spielen.
Leider schied Eintracht Frankfurt gegen Dynamo Kiew aus, aber dafür schoß Gerd Müller in Magdeburg zwei Tore für Bayern München, und der Anschlußtreffer von Sparwasser nützte nichts mehr.
Gladbachs Auswärtsstärke zeigte sich auch in Stuttgart wieder, da verlor der VfB mit 1:2 (0:1). Nach der Sportschau kuckte ich noch Michel aus Lönneberga, aber das war was für Babys. Hätte einer aus meiner Klasse gewußt, daß ich das kucke, wär ich am Arsch gewesen.
Die Zeit, wo man die Tasten nur kurz anzutippen brauchte, wenn man umschalten wollte, war lang vorbei. Jetzt mußte man sich vorher den Finger anlecken, und auch das half nicht immer.
Auf dem Bökelberg spielte Gladbach gegen Köln nur 1:1 und war damit auf Platz 7, vier Punkte hinter Kickers Offenbach, dem Tabellenführer.
Zum 47. Geburtstag hatte Oma Schlosser Papa ein Buch über die Jagd geschickt, »zur Erinnerung an Rominten«, aber Papa war erkältet, und es wurde nicht groß gefeiert. Es lagen noch zwei Paar Socken und ein Schlips auf dem Geburtstagstisch. Lieber ’ne Mathe-Arbeit schreiben als erwachsen sein und
Weitere Kostenlose Bücher