Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Geburtstag haben.
Beim Länderspiel gegen Griechenland in Piräus stand Bernhard Dietz im Aufgebot, aber er wurde nicht eingesetzt, und wir holten mit Hängen und Würgen ein Unentschieden raus. 1:0 Delikaris (13.), 1:1 Cullmann (51.), 2:1 Eleftherakis (70.), 2:2 Wimmer (83.).
Mit Dietz, Abramczyk, del’Haye und mir hätten wir die Griechen eingeseift.
Sigi Held fehlte, weil sein Vater gestorben war.
Dann machte Gladbach den Wuppertaler SV in dessen Stadion naß: 0:1 Kulik (20.), 1:1 Galbierz (54.), 1:2 Heynckes (61.), 1:3 Kulik (73.), 1:4 Simonsen (81.), 1:5 Heynckes (88.). Das reinste Schützenfest!
Mit zwei Treffern gegen Rot-Weiß Essen hatte Gerd Müller in der Torjägerliste aufgeholt: Sandberg, Geye und Simonsen je 9 und Müller 7.
Gladbach gegen Real Saragossa war auch wieder super. 1:0 Simonsen (8., Foulelfmeter), 2:0 Heynckes (24.), 3:0 Simonsen (32.), 4:0 Bonhof (45.), 5:0 Heynckes (76.).
Wenn ich jetzt schon die Wahl gehabt hätte, wäre ich zu Gladbach gegangen, auch wenn mich der HSV oder Bayern München mit Handkuß genommen hätten. Oder der 1. FC Köln oder Werder Bremen. Hauptsache war, daß keine wichtigen Spiele stattfanden, wenn ich bei der Tour de France war oder beim Giro d’Italia. Die Termine müßten eben aus Rücksicht auf mich so festgelegt werden, daß ich überall mitmachen konnte.
Falls ich nicht doch lieber Schauspieler wurde. Im Ersten lief ein Western mit John Wayne. Das wär’s doch, so als Sheriff im Wilden Westen aufzuräumen und aus der Hüfte zu schießen, wenn keiner damit rechnet.
Irgendwann nachts wurde ich wach, da kriegte Renate im Flur ihr Fett weg, weil sie so spät nachhause kam. Mama war schwer am Zetern.
»Winnetou weiß, daß sein Tod nicht mehr fern ist«, sagte Winnetou in Winnetou III im Zweiten. »Der Tag liegt in weiter Ferne, und wir haben noch eine lange, glückliche Zeit vor uns«, erwiderte Old Shatterhand, aber dann starb Winnetou noch im selben Film, und Wiebke fing an zu flennen. Mich konnte das nicht mehr schocken. Mein Winnetou war schon vor Jahren im Klo ersoffen.
Statt nach England sollten wir jetzt doch nach Meppen ziehen, und Mama und Papa fuhren schon mal hin, um unser neues Haus zu besichtigen. Nicht daß das eine heruntergekommene Bruchbude war.
Ich legte mir die Worte zurecht für meine Bitte um das Rennrad, aber die Mühe hätte ich mir sparen können, denn als Mama wieder da war, ließ sie mich gar nicht ausreden. »Ein Rennrad! Du denkst wohl, das kostet nur ’n Appel und ’n Ei!«
Das war Blödsinn. Ich wußte ja, daß das Rennrad 599 Mark kostete, aber als ich das sagte, wurde Mama noch wütender. »599 Mark, soll ich mir die vielleicht aus dem Bein schneiden?« Papa würde auch nicht mit ’nem Rolls-Royce rumfahren, nur um den dicken Max zu markieren. Und es sei auch nicht gut für ein Kind, wenn es jeden Wunsch gleich erfüllt kriege.
»Jeden Wunsch, haha«, sagte ich, »da lachen ja die Hühner!«
»Halt den Rand!« schrie Mama. »Du kriegst kein Rennrad, und wenn du dich auf den Kopp stellst!«
»Dann könnt ihr euch alle andern Geschenke ins Arschloch stecken!« schrie ich zurück und rannte in mein Zimmer.
Als Mama reinwollte, stemmte ich die Füße gegen den Kleiderschrank, Rücken an der Tür.
»Was glaubst du überhaupt, wer du bist, du freches Stück!« rief Mama, und dann, weil sie die Tür nicht aufkriegte: »Na warte, mein Freund! Wir sprechen uns noch!«
Alles in Klump hauen hätte ich können. Das Rennrad war bestimmt nicht halb so teuer wie die Unterwäsche und die Hemden und die Strümpfe immer zu Weihnachten. Das einzige Wäschestück, das mich interessierte, war das gelbe Trikot bei der Tour de France, und dafür mußte ich trainieren, aber wie sollte ich das wohl tun ohne Rennrad?
Ob ich ein Findelkind war? Von Vater und Mutter im Stich gelassen? Sehr viel Ähnlichkeit hatte ich ja eigentlich nicht mit Mama und Papa.
Ich sollte mich entschuldigen, in aller Form, sagte Mama, sonst würde ich kein einziges Geschenk zu Weihnachten kriegen. Da kannst du warten, bis du schwarz wirst, dachte ich, aber als Weihnachten näherrückte, dachte ich anders darüber.
Wenn ich doch bloß die Schnauze gehalten hätte! Oder an den Hut stecken gesagt hätte statt ins Arschloch.
Am 6. Dezember wühlte ich meinen Nikolausstiefel nach einem Fünfmarkstück durch, aber es war keins drin. Nur Wiebke rannte noch aufgeregt hin und her und zeigte allen vor, was ihr der Nikolaus gebracht hatte.
Entschuldigen mußte ich
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