Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Die war auch schon schwer genug zu schleppen. Mein Ranzen hatte hinterher eine Delle unten, die nicht mehr wieder rausging.
Die Hantel war aus rotem Gummi oder Plastik und mit irgendwas Schwerem gefüllt, mit Blei oder Beton.
Ich trainierte jeden Tag. Im Liegen die Hantel am ausgestreckten Arm vom Boden aufheben und hochstemmen oder im Stehen zwanzigmal nacheinander erst mit links und dann mit rechts vom Oberschenkel bis unters Kinn heben und dann hochstoßen, bis der Arm durchgestreckt war. Die würden sich noch wundern in meiner Klasse, wenn ich da ankäme mit Muskeln wie so ’n Gorilla.
Als Buch war Huckleberry Finn einsame Spitze, aber wieder anders als im Fernsehen. Da hatten Tom und Huck Muff Potter aus dem Gefängnis befreit, und in dem Buch befreiten sie den Nigger Jim. Man wußte nicht, was richtig war, Serie oder Buch. Genau wie bei Robinson Crusoe. Immer kriegte man verschiedene Schlüsse zu lesen.
Im Kicker stand, daß Heynckes möglicherweise wochenlang ausfallen werde wegen der Oberschenkelzerrung im Länderspiel. Ausgerechnet jetzt, wo die Meisterschale zum Greifen nah war, ganz zu schweigen vom UEFA-Pokal!
Von meinem Blauen Brief war nicht mehr soviel die Rede, seit Renate ihre schriftlichen Abiturnoten nachhause gebracht hatte: Deutsch 3, Englisch 2, Mathe 3, Physik 4.
Das sei auch nicht gerade berühmt, sagte Mama.
Die hätte mal den Zylke als Sohn haben sollen. Das war einer aus meiner Klasse, der nichts als Fünfen und Sechsen schrieb. Seine Arbeiten kriegte der Zylke immer als letzter zurück, weil er der letzte im Alphabet war, und dann hatte er auch noch je-desmal die schlechteste Note. Darauf freute sich schon die ganze Klasse. In Erde hatte der Pauker dem Zylke seine Arbeit einmal mit den Worten »Zylke, Kommentar überflüssig!« vom Pult aus quer durchs Klassenzimmer zugeworfen, und dann hatte der Zylke noch unter der Bank seinen Schwanz rumgezeigt.
Gegen den VfB Stuttgart hatte Gladbach leichtes Spiel. 1:0 Jensen (3.), 2:0 Danner (38.), 3:0 Kulik (53.), 4:0 Bonhof (60.), 5:0 Danner (69.), 5:1 Hadewicz (79.).
Neuer Tabellenstand:
1. Mönchengladbach
40–18
2. Hertha
38–20
3. Kickers Offenbach
37–21
4. Köln
36–22
Das war der Spieltag, an dem Uwe Kliemann (genannt »der Funkturm«) den verletzten Hertha-Kapitän Luggi Müller auf den Armen vom Platz trug. Ich schnitt am Montag das Foto davon aus der Rhein-Zeitung aus und klebte es in mein Bundesligaringbuch, sowohl mit Uhu (hintendrauf) als auch mit Tesa (an den Seiten). Doppelt gemoppelt hält besser.
Als Oma Schlosser zu Besuch war, wollte ich ihr das Ringbuch vorführen, aber sie klappte es gleich wieder zu und redete vom Klavierspielen. »Übst du denn auch fleißig?«
Wegen Oma durfte ich am Dienstag Balduin, der Geldschrankknacker nicht kucken, und das erste Endspiel um den UEFA-Pokal zwischen Gladbach und Twente Enschede konnte ich bloß am Radio verfolgen, weil Oma im Wohnzimmer beim Stopfen und Nähen nicht gestört werden wollte durch die ewige Flimmerkiste.
Wenn ich mal Enkelkinder hätte, würde ich lieber mit denen zusammen Fußball kucken als deren Socken stopfen.
Das Spiel endete 0:0. In der 75. Minute war del’Haye ins Spiel gekommen. Weshalb Helmut Schön den nicht öfter und früher aufstellte, war mir schleierhaft.
Flammendes Inferno lief jetzt im Kino. Sowas hätte ich auch gerne mal gesehen, statt immer nur die Bilder im Schaukasten.
Gegen Köln schlug Gladbach sich im Müngersdorfer Stadion ganz hervorragend. 0:1 Simonsen (3.), 1:1 Löhr (37., fragwürdiger Foulelfmeter), 1:2 Danner (59.). Tabelle: Mönchengladbach 42–18, Hertha 40–20.
Nur bei Grün-Weiß Vallendar war tote Hose. Ich fragte den Trainer, wann wir wieder ein Spiel hätten, aber der kratzte sich nur an der Backe, wo er eine Warze hatte, und ließ uns Ecken und Elfer üben, und als er krank wurde, fiel auch noch das Training aus.
Am Muttertag schickten wir Mama noch vorm Frühstück auf Schnitzeljagd. Das war Renates Idee gewesen.
Aus dem Eierwärmer fiel Mama ein Zettel in die Hand, und sie sagte: »Nanü?« Auf dem Zettel stand, daß unter dem Don Quichotte im Bücherregal eine Überraschung liege. Da lag aber nur der nächste Zettel: Liebe Mama, wirf doch mal im Hobbyraum einen Blick unters Sofa! Da der nächste Zettel: Hallo Mama, oben in Volkers Zimmer wartet was im Mikroskopkoffer! Und da dann: Na, schon müde? Du hast es bald geschafft! Zieh doch mal in der Garage links an der Wand die Schublade mit den Mutterschrauben
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