Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
auf! Und so weiter, Treppe rauf, Treppe runter, bis Mama schon fast keine Lust mehr hatte.
Am Ende stand auf der Fensterbank im Wohnzimmer eine Schachtel Mon Chérie, für die wir alle zusammengeschmissen hatten, das heißt Wiebke nur zwei Pfennig. Mehr hatte sie nicht erübrigen können.
Bei Spargelcremesuppe mußte ich schon vom Geruch fast kotzen.
Komm, Herr Jesus, sei unser Gast.
Und die Rotzglocken hochziehen.
»Reiß dich zusammen! Oder hol dir ’n Taschentuch!«
Im Kicker stand, daß Netzer verletzt war und am Länderspiel gegen Holland nicht teilnehmen konnte. Für Netzer hatte Helmut Schön Dietmar Danner nachnominiert. Bernhard Dietz war wieder nicht im Kader. Bei den Holländern fehlten Cruyff und Neeskens, und so war das ganze Spiel ein trübes Gestocher. 1:0 Wimmer (8.), 1:1 van Hanegem (56.). Wenigstens spielte Uwe Kliemann von Anfang bis Ende mit und war der beste Mann auf dem Platz. Hatte ich doch gleich gesagt.
Renate war Pfingsten zelten gewesen, mit Olaf und noch anderen Typen, irgendwo im Westerwald neben einer alten Silbermine. Spießbraten hatten sie da zubereitet, am offenen Feuer, und der Wind hatte sich immer so gedreht, daß sie den Rauch ins Gesicht gekriegt hatten, und dann waren sie noch Eis essen gewesen, für jeden einen Riesenerdbeereisbecher.
Was Renate schon alles durfte. Oma Schlosser hatte kurz vor Pfingsten angerufen und versucht, den Plan mit dem Zeltlager zu vereiteln, aber aus der Entfernung hatte sie nicht mehr dagegen angekonnt.
Beim zweiten Endspiel in Enschede kriegten die Holländer von Gladbach was auf den Deckel. 0:1 Simonsen (3.), 0:2, 0:3, 0:4 Heynckes (9., 50. und 59.), 1:4 Drost (76.), 1:5 Simonsen (87., Foulelfemeter). Das war der UEFA-Pokal-Sieg, der erste einer deutschen Mannschaft, und an diesem Tag hätte ich was darum gegeben, Jupp Heynckes zu sein. Sonst wäre ich am liebsten entweder Pele oder Muhammad Ali gewesen oder Eddy Merckx. Ich selbst zu sein war aber auch okay, bei allem, was ich noch vorhatte. Ich konnte auch damit leben, daß es keine Ritterturniere mehr gab, bei denen man mit der Streitaxt auf Normannen losgehen oder welche mit der Lanze vom Pferd hauen mußte, so wie Ivanhoe, der schwarze Ritter, der in dem Film am Sonntag im Zweiten immer viel zu lange mit seinem auserkorenen Burgfräulein geturtelt und nicht oft genug gekämpft hatte.
Renate war schon wieder Spießbraten essen, in einem Ort namens Rhens. Ob es da einen Fußballverein gab? Grün-Weiß-Vallendar war ja schon dürftig genug, aber VfL Rhens? Oder FC Rhens 07? Wenn man da was zu werden hoffte, hätte man auch gleich in die Steckdose pissen können.
Grandios war dann am Samstag Gladbachs Heimspiel gegen Wuppertal. 1:0 Simonsen (13., Foulelfmeter), 2:0 Simonsen (18.), 2:1 Berghaus (25.), 3:1 Heynckes (41.), 4:1 Heynckes (51.), 5:1 Simonsen (53.), 5:2 G. Jung (65.), 6:2 Heynckes (88.).
Neue Tabelle:
Neuer Tabellenstand:
1. Gladbach
77:38 Tore, 44–18 Punkte,
2. Hertha
53:39 Tore, 40–22 Punkte,
3. Eintracht
84:44 Tore, 39–23 Punkte.
Und Jupp Heynckes stand mit 24 Toren an der Spitze der Torjägerliste.
Es lief alles wie am Schnürchen. Allerdings mußte Gladbach am Samstag auswärts gegen Schalke spielen, und Schalke hatte in dieser Saison noch kein Heimspiel verloren. Der Heimnimbus war ein wichtiger psychologischer Faktor. Aber Gladbach war eine der wenigen Mannschaften mit Auswärtsnimbus, und es konnte ja sein, daß sich die beiden Nimbusse gegenseitig neutralisierten, psychologisch gesehen. Für Gladbach würde ein Sieg bereits die Meisterschaft bedeuten, weil Hertha BSC dann wegen des schlechteren Torverhältnisses nach menschlichem Ermessen nicht mehr an Gladbach rankommen konnte.
Am Montag stand im Kicker, Hennes Weisweiler werde zum Saisonende Gladbach verlassen und zum FC Barcelona gehen. Waren die denn wahnsinnig geworden am Bökelberg? Einen besseren Trainer als Weisweiler konnten die doch mit der Lupe suchen!
Ich verstand aber auch Weisweiler selbst nicht. Gladbach hatte Riesenerfolge und nach dem UEFA-Pokal auch schon fast die Meisterschaft im Sack. Was wollte der Weisweiler jetzt auf einmal in Barcelona? Bloß weil in Spanien alles billiger war als bei uns? Konnte das der Grund sein? Der schnöde Mammon?
Ich hatte so gehofft, mit Weisweiler als Trainer für Gladbach stürmen zu dürfen. Wen die da jetzt wohl hinholten an dessen Stelle? Ob ich Lust hätte, mir von dem was sagen zu lassen, mußte sich erst noch rausstellen. Dabei hatte ich immer fest
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