Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
und dann ein interessantes Gespräch von sechs Journalisten aus fünf Ländern! Viel Spaß!« Jeden Tag die gleiche Leier.
Um mal was anderes zu erleben, habe er mit seinen Brüdern einen Abend lang Roulette gespielt, und die hätten ihn mit ihrem unverschämten Glück zur Verzweiflung gebracht.
Ich muß jetzt aufhören, die Erinnerung an das Geschehen bringt mich wieder einem Weinkrampf nahe.
Tschüß, Dein gebrochener Michael
P.S.: Spiele nie Roulette!
Toller Ratschlag. Mit wem hätte ich in Meppen schon Roulette spielen sollen? Ohne brauchbare Geschwister und vor allem ohne Roulette?
Die Zeit, in der Volker und ich zusammen gespielt hatten, ob nun Fußball oder Halma, war vorbei. Volker subtrahierte sich nachmittags gewöhnlich in sein Zimmer, um Raketen zu entwerfen, wenn er sich nicht irgendwo mit seinen neuen Schulfreunden herumtrieb, die Meppen auf ihren Mofas unsicher machten. Und Wiebke schied als Spielkameradin sowieso aus, obwohl ich ihr ein Eis spendiert hatte.
Ich war auf mich allein gestellt.
Tante Gisela brachte Oma und Opa Jever nach Meppen, und Oma patschte bei der Hausbesichtigung vor Bewunderung in die Hände: »O Inge, wie hast du es himmlisch hier! So großzügige Wohnräume! Und wie wunderschön der Parkettboden aussieht!«
Das Parkett wollte Mama aber mit Teppichfliesen belegen, weil ihr das im Winter sonst zu kalt sei.
»Nein, wie jammerschade!« rief Oma. »Tu doch das bloß nicht! Das wär ja fast ’ne Sünde!« Für den Eßplatz legte sie Mama einen Reisstrohteppich von Quelle ans Herz.
Auch den Garten fand Oma gut. Mama sagte, daß wir nun wohl nicht länger um die Anschaffung einer elektrischen Heckenschere herumkämen, und Oma versprach, Saatbohnen für uns zurückzulegen. Stangenbohnen und Buschbohnen.
Mittags gab es Hähnchen mit Reis und Tomatensalat. Den Nachtisch, eine Geschichte aus Sahne und Apfelsinencreme, hatte Renate komponiert.
»Du wirst es in Birkelbach sicher leichter haben als die Mädchen ohne Kochkenntnisse«, sagte Oma zu Renate, und dann kam die Sprache auf Gustav, Tante Giselas unehelichen Sohn. Der arbeite jetzt in Jever wieder in der Baumschule Meyer auf dem Acker, jeden Tag neun Stunden, was kein Vergnügen sei bei der Hitze. Aber er müsse ja in den Ferien etwas Einträgliches unternehmen, und bei der jetzigen schlechten Konjunkturlage habe er keinen anderen Job finden können. Allabendlich brüte er als studiosus iuris über seiner Semesterarbeit.
Auf dem Bökelberg mußte Ronnie Hellström vom 1. FC Kaiserslautern dreimal hinter sich greifen, und man konnte Gladbachs Start in die neue Saison als rundum gelungen bezeichnen.
Fast überall in Niedersachsen wüteten Waldbrände. Irgendwo bei Gifhorn waren sogar fünf Feuerwehrmänner verbrannt. Nur bei uns war nichts los.
Obwohl alle Geschäfte geschlossen hatten, pettete Mama mit Oma und Opa und Tante Gisela am Sonntagvormittag in die Stadt. Vorher hatte Mama einen Schweinespießbraten mit Salz und Gewürzen berieben. Der drehte sich im Backofen tropfend um die eigene Achse.
Beim Essen lobte Oma die »tadellosen Einkaufsmöglichkeiten« in Meppen. Dabei konnte man doch überall irgendwas einkaufen, wenn man nicht hinterm Mond lebte. Was war denn so besonders an den Klamottengeschäften in Meppen? In Jever gab es die doch auch alle, so wie in jeder normalen Stadt.
Nach dem Tee wollte Tante Gisela so bei kleinem zurück. Am Montag mußte sie wieder als Chefsekretärin antreten, bei den Olympia-Werken in Wilhelmshaven.
Von Papas Arbeitskollegen hatte sich keiner mehr bei uns blicken lassen. Vielleicht hatte er denen gesteckt, daß er es vorziehe, seine Freizeit in der Werkstatt zu verbringen und nicht beim Kaffeeklatsch im Wohnzimmer.
Mein erstes Training in der C-Jugend des SV Meppen verlief im Sande. Ich müsse erst meinen Spielerpaß aus Vallendar abliefern, hieß es. Den hatte ich noch nie zu Gesicht gekriegt. Ich schrieb sofort einen Brief an Michael, daß er doch bitte zum Stadion stelzen möge, um dem Trainer da meinen Spielerpaß aus den Krallen zu reißen und ihn mir zuzuschicken, aber in Michaels nächstem Brief war davon noch nicht die Rede.
Sehr geehrter Martin!
Ich habe mich dazu entschlossen, Dich wieder mit einem meiner Briefe zu belästigen. Eigentlich müßte ich ja noch Mathe machen. Aber was soll’s. Ich habe keine Lust, nachzudenken. Darum schreibe ich ja auch den Brief hier.
Die beschämende Qualität der Schrift mußt Du schon entschuldigen. Der Harald, der Holger und
Weitere Kostenlose Bücher