Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
begriff ich nicht. Wen sollte es stören, wenn da ein Ästchen aus dem Buschwerk ragte? Mußte denn die Hecke dastehen wie ’ne Betonmauer?
Wegen Omas Wunsch nach einer Wohnung in Meppen hatten Mama und Papa eine Suchanzeige aufgeben wollen, aber daraus war irgendwie nichts geworden.
Im Volksparkstadion trennten sich der HSV und Gladbach 0:0. Keine Glanzleistung, aber wieder ein Auswärtspunkt.
Volker brach zu einer Klassenfahrt nach Heidelberg auf. Lust dazu hatte er keine, und es nutzte auch nichts, daß Mama ihm erzählte, wie schön es am Neckar sei und daß sie einiges dafür gäbe, mit Volker tauschen und den Haushalt eine Woche lang in den Wind schießen lassen zu dürfen. Am Neckar und dem Heidelberger Schloß hatte Volker nicht für fünf Pfennig Interesse.
Über den Sportlehrer, der Weiler hieß, kursierte der Spruch: Wo Weiler lange weilt, weilt Langeweile. Unter Sport verstand der Verrenkungen am Barren und an der Sprossenwand sowie Basketball, das nach Völkerball behämmertste Ballspiel der Welt. Da rannten immer alle wie ein Hühnerhaufen hin und her, während die längsten Lulatsche dreihundertmal den Ball aufditschen ließen und ihn sich dann gegenseitig zuwarfen. Schöne hohe Flanken oder steile Pässe und Wettrennen wie auf dem Fußballplatz gab es beim Basketball nicht, sondern nur Gefrickel auf engstem Raum, und sobald man den Ball ergattert hatte, mußte man ihn wieder aufditschen lassen, wenn man nicht riskieren wollte, daß der Weiler abpfiff. Schlechter an Basketball als an Fußball war außerdem, daß man viel öfter den Schweißgestank der Mitspieler zu riechen kriegte, weil man ja permanent deren Achselhöhlen vor den Nüstern hatte.
Der Weiler sorgte aber auch für Überraschungen, zum Beispiel mit einem Langlauf am Dortmund-Ems-Kanal, bis zur Schleuse und zurück. Theoretisch hätte man da weiterlaufen können bis Dortmund, wo Onkel Walter wohnte.
Auf der Strecke bildeten sich verschiedene Pulks. Der Weiler trabte im vorderen Mittelfeld, umgeben von den wichtigtuerischen Bohnenstangen, die in Basketball gut waren, und ganz hinten verschleppte eine Nachhut von Lahmen und Dicken die Durchschnittsgeschwindigkeit. Weil ich nirgendwo dazugehörte, lief ich für mich allein.
Mit der Bitte, meinen Spielerpaß aufzutreiben, hatte ich Michael und Holger zuviel zugemutet, wie es schien.
Huhu! Huhuhuu! Huhuuhuu!
Ich habe gerade Deinen Brief gelesen. Das verlangst Du von uns? Gerade von uns faulen Säcken? Buuhää! Na ja, ich will’s am Donnerstag versuchen nächste Woche.
Meine Schwester hat sich am Mittwoch ’n neues Auto gekauft. Kennst Du noch den kleinen schwarzen Mini von ihr? Jetzt ist sie auf Sportwagen übergewechselt. Genauer gesagt auf Alfa-Romeo. 200 km/h soll das Ding fahren. Hat zumindest der Verkäufer gesagt. Und wenn man die Karre so ansieht, grün mit schwarzen Streifen an der Seite, dann glaubt man’s auch.
Der Freund von meiner Schwester hat uns dann gleich damit zu Konfi gefahren. Ich mußte hinten im Notsitz eingequetscht werden. Die Karre ist ja nur ein Zweisitzer.
Zurück sind wir nach einigen Schwierigkeiten per Anhalter gekommen. Denn gerade als wir uns hinstellten und den Daumen im vorschriftsmäßigen Winkel von 90° spreizten, kam der fette Sack von Qualle mit noch so einem. Kennste den Schubiack noch? Wenn nicht, dann hastes gut.
O doch, ich kannte Qualle noch! Der hatte mir auf dem Mallendarer Berg mal einen Stein an die Birne geschmissen, und ich hatte geblutet wie ein Schwein.
Jedenfalls konnten Holger und ich dessen Visage nicht länger als zwei Sekunden ertragen und sind dann bis zur Einfahrt vom Hochhaus gelatscht, um von da aus weiterzutrampen, und zum Glück hat uns nach zehn Minuten langen Wartens ein zivilisiertes Mitglied der menschlichen Rasse mitgenommen.
Sonst ist bei uns sehr viel passiert. Nämlich – gar nichts! Absolut gar nichts!
Bloß geregnet hat’s wie verrückt. Eigentlich wollte ich ja heute mal wieder ins Wambachtal gehen. Aber ich mußte noch Hausaufgaben machen, abtrocknen, saubermachen etc. etc. etc.
Tschüß denn, und drück uns die Daumen wegen dem blöden Fußballpaß da!
Um nicht gänzlich aus der Übung zu kommen, setzte ich mich ans Klavier und spielte den Türkischen Marsch, mein Bravourstück.
»Nicht so wild!« rief Mama aus der Küche.
Auf dem Mallendarer Berg hatte ich Klavierunterricht gekriegt, aber in Meppen noch nicht. Mama war der Ansicht, daß ich mich erst in der Schule akklimatisieren und gute
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