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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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technischen K.o.
    An Joe Fraziers Stelle hätte ich Muhammad Ali gar nicht erst herausgefordert, so als hutzeliger Gnom gegen den Größten. Das war ja fast so, als ob die Schreiberlinge der Meppener Tagespost sich mit Goethe hätten messen wollen.
    In der Tagespost alias Tagespest , wie sie bei uns hieß, erschien jeden Tag auf der zweiten Seite ein Kasten mit Kurznachrichten, und die ersten ein, zwei Wörter waren fettgedruckt. Als Papa da einmal das fettgedruckte Wörtchen »Auch« erblickt hatte, war ihm der Kragen geplatzt: »Auch! Als ob das ’ne Überschrift wäre, der man irgendwas entnehmen könnte! Auch!« Den dafür verantwortlichen Redakteur, sagte Papa, solle man verprügeln.
    In den Ferien mußten wir »Das Fräulein von Scuderi« lesen«, eine Erzählung über einen französischen Goldschmied, der über Leichen ging, um sich alle seine jemals verkauften Schmuckstücke wiederzubeschaffen, aber es dauerte, bis man dahintergestiegen war, und mir graute schon beim Lesen davor, die ganze Geschichte wochenlang in Deutsch durchkauen zu müssen.
    Wacker Innsbrucks Führungstreffer hatte Uli Stielike kurz vor dem Pausenpfiff das 1:1 entgegengesetzt, und in der zweiten Halbzeit war Jupp Heynckes zu großer Form aufgelaufen und hatte Wacker vier Tore reingeballert. Ratschbumm!
    Bayern München – Jeunesse Esch 3:1.
    Und es kam, was kommen mußte: Michael Gerlachs nächster Brief.
    Grüeziwohl!
    Hier meldet sich wieder der Dusslige Michael-Gerlach-Sender (DMGS) mit den neuesten Nachrichten. Wir bitten um Verständnis für die etwas verspäteten Mitteilungen, aber in der Jugendherberge in der Freusburg gab es leider keine Möglichkeit zum Schreiben. Tatsache, Holger und ich haben an der Konfirmandenfreizeit teilgenommen, da der Preis verbilligt wurde, um 50%, man stelle sich vor!
    Zunächst zu den Koffern: Meiner war noch größer als Holgers, und wahrscheinlich reizte uns die Größe, so daß wir beide bis obenhin vollpackten. Mann, was wogen die! Und was haben wir uns geschämt, als die anderen auf dem Bahnhof alle nur so kleine Täschchen hatten!
    Als wir nach mehrmaligem Umsteigen um 18 Uhr in Kirchen angekommen waren, freuten wir uns aufs Abendessen und auf die Betten, aber da wurde uns ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht, denn wir mußten erst zur Freusburg hochlatschen, gut anderthalb Stunden lang in völliger Dunkelheit! Zum Glück hatte ich meine Taschenlampe schon ausgepackt. So um halb acht erreichten wir die Freusburg. Wir hatten gedacht, es würde da Geheimgänge und Zinnen und Türme geben, aber wir Jungs wurden in einem Nebengebäude untergebracht, das beim besten Willen nichts mit einer Burg zu tun hatte. Die Mädchen wohnten in der eigentlichen Burg, doch bei Tageslicht entpuppte sich auch diese Burg als keine Burg. Sie sah von außen, wenn man viel Phantasie aufbrachte, einer Burg etwas ähnlich. Das war aber auch alles.
    Dann kam der Befehl zum Abendessenfassen. Mit hängender Zunge rasten wir in den »Burghof«, der ungefähr 200 m von unserem Gebäude entfernt war, und von da in den Speisesaal. Und was war gedeckt? Überhaupt nichts! Wir mußten uns Tassen holen, und dann kriegten wir Tee. Sonst nix.
    Durch das Fenster unserer Schlafkammer drang der Geruch einer wohlgefüllten Jauchegrube herein, und die Bettgestelle wiesen an Kopf- und Fußende rasiermesserscharfe Verstrebungen auf.
    Der nächste Tag begann um 6 Uhr. Frühstück gab es erst zwei Stunden später. Das Wasser im Waschraum war bitterkalt und der Boden mit Sandkörnern bedeckt, daß es nur so knirschte. Frühstück gab es zwar reichlich, doch es fiel für mich wegen meines verfressenen Tischnachbarn etwas dürftig aus.
    Der Tag wurde mit Unterricht, Minigolf und Spielchen ausgefüllt. Es war auch ein heiteres Spiel mit Sätzebilden dabei. Der Unterricht endete um elf, und bis zum Mittagessen um zwölf hatten wir Freizeit, die wir mit Herumstehen vertaten. Ringsum war ein riesiger, toller Wald, der größer aussah als der bei uns rund um den Fernsehturm, aber für eine Stunde? Da wäre man gerade am Waldrand angekommen und hätte schon wieder umkehren müssen. Und als wir einmal fünf Stunden Freizeit hatten, da hat’s geregnet. Überhaupt war es ein Kreuz mit dem Wetter da oben im Siegerland. Dauernd Nebel, und morgens hatte man Eisfüße. Mir hat das Ganze nicht besonders gefallen. Es war zu langweilig, und alles, was ich da gemacht habe, hätte ich hier genausogut machen können, wenn nicht besser.
    Der nächste und

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