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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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and early to rise.
    Am Montagabend fuhr Mama zur Schulelternversammlung, um sich einmal lautstark über die mangelhafte Unterrichtsversorgung am Kreisgymnasium zu beschweren.
    Der helle Wahnsinn – auf ’ner Versammlung mehr Schulstunden zu fordern, und das auch noch zu einer Zeit, in der die Otto-Show lief. Wo die doch sowieso nur alle Jubeljahre kam!
    Otto Waalkes spielte Robin Hood, den Rächer den Enterbten und den Beschützer der Witwen und Waisen, der vergessen hatte, was er war. Der Grützkopf der Waisenkinder? Der Becher ohne Henkel? Als Kommissar Kringel telefonierte er mit einem Polizisten, der einen Mord melden wollte, und schlug vor, alle Nichtmörder verhaften zu lassen. »Dann ist der, der frei rumläuft, der Mörder!« Und er veräppelte Michael Holms Schnulze »Tränen lügen nicht« mit dem Liedchen »Dänen lügen nicht«. »Du hast gedacht, du gehörst zu denen, denen Dänen alles durchgehen lassen. Nein, nein, mein Freund ...« Das beste war der Gag mit den beiden Gerippen, die nachts auf einem Friedhof aus dem Grab klettern und auf Motorräder steigen wollen. Das eine Gerippe packt seinen Grabstein dazu. »Was soll das?« fragt das andere Gerippe und bekommt zur Antwort: »Ja, glaubst du, ich fahr ohne Papiere?«
    Volker ging schon wieder auf Klassenfahrt, nach Wertheim am Main diesmal, worauf er aber nur mittelscharf war. Da sei, wie er sich beim Frühstück ausdrückte, ohne jeden Zweifel der Hund begraben.
    »Also so was von Undankbarkeit!« rief Mama und haute mit der flachen Hand auf den Tisch. »Freu dich doch, daß du mal rauskommst aus Meppen und was siehst von der Welt! Statt hier den Blasierten zu spielen! Als ich in deinem zarten Alter gewesen bin, hätte ich mich schon für einen Tagesausflug an die Leine glücklich geschätzt! Und du darfst dich am Mainufer ergehen und rümpfst noch die Nase darüber! Ich gehöre ja nun wirklich nicht zu den Leuten, die behaupten, daß früher alles besser gewesen wäre, aber nach dem Krieg hätten wir jedenfalls keine Jeremiaden vom Stapel gelassen, wenn uns jemand zu ’ner Reise an den Main eingeladen hätte!« Die Jugend von heute wisse gar nicht, wie gut sie’s habe.
    Papa warf ein, daß damals im Rhein-Main-Gebiet alles zerbombt gewesen sei, und Volker schwieg stille.
    Der Tag, an dem der Küchenhängeschrank von der Wand fiel, hatte angefangen wie jeder andere. Mama war vormittags einkaufen gegangen und hatte danach die Bescherung entdeckt. »Ich geh in die Küche rein und denke an nichts Schlimmes, und dann sieht’s da aus wie Sodom und Gomorrha!«
    Der Schrank hatte sich aus der Halterung gelöst, beim Abstürzen die Wandlampe zerdeppert, die offenstehende Spülmaschinenklappe beschädigt und alles Eßgeschirr auf den Kachelfußboden ergossen. Heilgeblieben war nur eine von den zerbrechlichen blauen Teetassen. Ausgerechnet!
    Papa bezifferte den Schaden auf fünfhundert Mark. Ein Schweinegeld, das er sich von der Betriebshaftpflichtversicherung der Meppener Firma Schnebeck wiederholen wollte, denn den Hängeschrank hatten zwei Stifte von der an die Wand montiert.
    Ein Fidi von Schnebeck kam angedackelt und untersuchte die Unfallstelle. Das kaputte Geschirr hatte Papa in einen Karton gepackt, damit später auch die Versicherungsmenschen die Scherben in Augenschein nehmen könnten. An was Papa alles dachte!
    In Konfi wurde darüber diskutiert, weshalb Gott das Böse dulde. Kriege, Sklaverei, Hepatitis, Kinderlähmung und die Unterdrückung der Schwarzen in Südafrika, das hätte Gott ja alles nicht zulassen müssen, wenn er allmächtig war. Oder wenn bei einem Flugzeugabsturz ein ungetauftes Baby draufging: Sollte das dafür büßen, daß Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten, irgendwann in der Bronzezeit? Je genauer man nachdachte über den lieben Gott und die von ihm aufgestellten Regeln und Gebote, desto fragwürdiger kam einem der ganze Zinnober vor.
    »Gebt dem König, was des Königs ist, und Gott, was Gottes ist«, hatte Jesus gesagt, aber was war des Königs? Und was Gottes? Und sollte man einem höheren Wesen untertänig sein, das jedes Jahr Millionen afrikanischer Babys verhungern ließ?
    Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
    Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser ...
    Bei meiner Konfirmation wollte ich nicht leer ausgehen, und ich blieb bei der Stange, aber der Käse von Pastor Böker war nicht dazu angetan, meinen Glauben zu befestigen. Das Leben und das Christentum,

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