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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Konferenzraum des Hindenburgstadions mit einem Super-8-Film von der WM ’74. Da sah man noch einmal die entscheidenden Tore von Breitner und Müller im Endspiel. In ein paar Jahren würde auch ich im Dreß der deutschen Nationalmannschaft aufs Spielfeld laufen: Martin Schlosser, gefürchtet in aller Welt, im Feyenoord-Stadion, im Stadio Olimpico, im Parc-des-Princes, im Maracaná und nicht zuletzt im Münchner Olympiastadion.
    Unter Uli Möllers Leitung zogen wir in eine Kneipe um, wo Didi einen Stiefel Bier bestellte. Das war ein Bierglas in Stiefelform, und man mußte, wenn man daraus trank, gut aufpassen, daß die Luftblase aus der Stiefelspitze nicht hochpulschte und einem die Fratze bespritzte.
    Uli Möller teilte handgeschriebene Zeugnisse aus. In meinem stand:
    Training: 1
    Spiel: 1
    Na bitte! Wer sagt’s denn? Zwei Einsen hatte außer mir nur Didi. Als Prämie erhielten wir jeder einen Schokoladenadventskalender. Meinen fraß ich auf dem Nachhauseweg leer, vom ersten bis zum letzten Türchen. Die Hülle premste ich in einen Abfallkorb, und dann wischte ich mir mit dem Handrücken den Mund ab.
    Beim Nähen hatte Mama seit neuestem ’ne Brille auf. Für diesen Friemelkram seien ihre Augen nicht mehr gut genug. Weitsichtigkeit, die komme mit dem Alter, ob einem das nun passe oder nicht.
    Oma Jever war noch schlimmer dran mit ihren Krampfadern. Papas Vater war an Krebs gestorben, Oma Schlosser litt an Gelenkbeschwerden, Tante Gertrud hatte Brustkrebs, Tante Doros Sohn Robert war Diabetiker, und Wiebke schielte. In unserer Sippe war der Wurm drin, keine Frage. Sorgen bereiteten mir selbst vor allem die weißen Flecken auf meinen Fingernägeln. Die Halbmonde unten am Nagelrand hatten die richtige Form, aber woher stammten die Flecken? Kalkmangel? Eisenmangel? Ob Mama uns alle falsch ernährte?
    Um zu gesunden, aß ich beim Fernsehen abends sechs geschälte und entkernte Äpfel, während Gregory Peck den Streit zweier Rancher um eine Wasserstelle schlichten wollte, womit er sich aber nur Prügel und Duelle einhandelte. Wenn ich nach meinen Vorlieben bei Westernhelden gefragt worden wäre, hätte ich zuerst John Wayne genannt und dann James Stewart und an dritter Stelle Henry Fonda, der in »Spiel mir das Lied vom Tod« den Bösewicht markiert hatte. Um sich mit denen messen zu können, war Gregory Peck irgendwie zu liebenswürdig. Im richtigen Wilden Westen hätte er mit dieser Masche keine drei Tage überlebt.
    Mama nahm mich zu einem Theaterstück mit, das in der Aula des Kreisgymnasiums aufgeführt wurde. Dafür hatte sich auch Frau Lohmann Zeit genommen, und wir saßen in der vierten Reihe. In dem Stück spielte ein ungerecht behandelter Pferdehändler die Hauptrolle, der aus Rache eine wilde Räuberbande gründete. Diese Bande vergewaltigte auch Frauen, und das sah dann so aus, daß eine Schauspielerin dazu gezwungen wurde, die Beine breitzumachen, und ein Bandenmitglied stellte sich demonstrativ dazwischen.
    »Also, manches ist da ja nun nicht gerade jugendfrei gewesen«, sagte Mama in der Pause zu Frau Lohmann.
    Für das Theaterstück hatte ich auf das Länderspiel gegen die Türken verzichtet. Da war der HSV-Keeper Rudi Kargus getestet worden, und er hatte seinen Kasten saubergehalten. Der Endstand – 0:5 für Deutschland – deutete zwar nicht auf Probleme im Sturm hin, aber wenn ich der DFB-Chef Hermann Neuberger gewesen wäre, hätte ich Gerd Müller trotzdem darum angefleht, die deutsche Equipe bei der Europameisterschaft zu verstärken.
    Superspät begann ein Horrorfilm. Da krallte sich der Riesenaffe King Kong im Dschungel auf einer Südseeinsel eine weiße Frau und haute mit der ab. Er wurde dann gejagt und betäubt und nach New York verfrachtet, wo er als achtes Weltwunder ausgestellt werden sollte, aber da riß er sich los und rannte Amok, kletterte am Empire State Building hoch, bis oben, wurde von Flugzeugen aus beschossen, stürzte ab und starb.
    Am vierten Advent fing ein ZDF-Vierteiler an, nach Romanen von Jack London. Elam Harnish, der Held, brach zu einer Goldgräberstadt am Klondike River auf. Um dahinzukommen, mußte er Gebirge und Ströme überqueren, und am Wegrand lagen verfaulende Wasserleichen und Pferdekadaver.
    Die erste Folge zog sich ziemlich in die Länge.
    Bis Weihnachten sei das mit dem Moped nicht mehr zu bewerkstelligen, sagte Papa, als er aus dem Keller heraufkam. Das werde Volker dann eben im Januar zum Geburtstag kriegen.
    Für Wiebke und Volker kaufte ich als

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