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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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armen Kinderchen, die da hinmüssen ...
    Als wir wieder raufgingen, verstellte uns ein großer Laster den Weg, und wir mußten einen Riesenumweg machen. In der Gartenstadt wollten wir dann per Anhalter weiter. Bald kam auch eine gute Seele und nahm uns bis zur Sprungschanze mit. Dann gingen wir bei Eiseskälte zu Fuß weiter hoch. Meine Ohren tun mir jetzt noch weh, ich hatte nämlich keine Mütze auf.
    Und nun müßte ich noch Mathe lernen, aber ich hab beim besten Willen keine Lust dazu. Und einen noch besseren Willen als den, den ich gerade habe, kann ich nicht aufbringen.
    Mist, die Schreibmaschine fängt schon wieder so komisch zu rasseln an. Wenn die jetzt draufgeht, bist Du’s schuld, alleine Du! Wenn Du Deinen Brief nicht mit Schreibmaschine geschrieben hättest, dann hätt’ ich meinen auch nicht mit Schreibmaschine geschrieben. Also kannst Du blechen. Du, Du, Du!
    O Gott, die Langeweile. Die wird mich noch meine ohnehin schon kaputten Nerven kosten. Und wenn ich die Arbeit verhaue und erfahre, daß Du mir nicht die Daumen gedrückt hast, dann ... dann ...
    Tschö, Dein Michael
    Im Englischbuch war ein Plakat aus den USA abgebildet, von 1829: Bei einer Auktion würde es zwölf Sklaven zu kaufen geben, zwischen 14 und 40 Jahren, und außerdem Reis, Bücher, Stoffe und Nähsachen.
    »Tjaja«, sagte Volker, »die Amis!« Hatten die Neger versklavt und die Indianer ausgerottet, aber auch die besten Raketen gebaut, von der Sputnik mal abgesehen.
    Mittlerweile war es amtlich: Oma Schlosser und Mama würden Ende Februar nach Afrika fliegen. Papa sagte, daß ihn da keine zehn Pferde hinkriegten, und er äußerte sich geringschätzig über Mamas Zigeunerblut.
    Wiebke sollte ihre Zöpfe abgeschnitten bekommen und wurde vorher geknipst, von hinten und von vorne, auf der Terrassenmauer und in der Gartenschaukel.
    Movie Star, Movie Star, ahaha,
    You think you are a Movie Star ...
    Die Hamsterscheiße aus Pepiks Käfig mußte sie trotzdem noch wegmachen.
    Im Fernsehen kam nur Käse. Olympische Winterspiele: Biathlon, Eiskunstlauf und Zweierbob. Wen das wohl interessierte, ob da zwei Bobfahrer ’ne Hundertstelsekunde schneller gewesen waren als die Bobfahrer davor.
    Beim Elternsprechtag hatte Mama mit dem Schlüter über mich geredet. Der habe sich dahingehend geäußert, daß mir ein Schlüsselerlebnis fehle.
    Schlüsselerlebnis? Wie bitte? Was? Der Schlüter machte sich Gedanken über mich und meine Erlebnisse?
    Gegen den neuen Tabellenzweiten HSV holte Gladbach nur ein Unentschieden heraus, hatte aber fünf Punkte Vorsprung.
    Vom Spielfeldrand aus feuerte Uli Möller uns an, als ob wir nicht die C-Jugend des SV Meppen gewesen wären, sondern die erste Mannschaft von Lokomotive Leipzig oder Partisan Belgrad.
    »Sauber!«
    »Geh, geh, geh!«
    »Und Flügelwechsel!«
    »Den kriegst du noch!«
    »Ecke! Das war Ecke, Schiri!«
    »Glübi, Achtung! Hintermann!«
    »Wo sind wir denn hier? In der Villa Kunterbunt?«
    »Los, los, los, ihr lahmen Scheißer! Alles nach vorne jetzt!«
    »Mann, nun spiel doch endlich ab, du Blindfisch! Didi steht frei!«
    Zwischendurch stieß Uli Möller martialische Pfiffe aus, mit Daumen und Mittelfinger in den Mundwinkeln, und als Glübi mir im Strafraum einen riskanten Paß zuspielte, schien Uli Möller einmal fast einem Herzinfarkt zu erliegen.
    Am Montag wies der Schlüter mir einen neuen Platz in der Klasse zu, neben dem Gerdes. Dessen Vater war Maurer. Geschwister hatte der Gerdes auch drei: eine ältere Schwester, einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester. Genau wie ich. Mit dem verstand ich mich auf Anhieb gut.
    Statt meine Briefe mit der Hand zu schreiben, setzte ich mich immer öfter in Papas Arbeitszimmer an Mamas Schreibmaschine. Ein Papier einspannen, die Walze drehen, und los ging’s. Zwei-Finger-Adler-Suchsystem. Ort und Datum oben rechts, und dann die Anrede links (»Liebes Marzipanschwein!«).
    »Hack nicht so auf der guten Maschine rum!« rief Mama aus dem Wohnzimmer rüber, wo sie am Staubsaugen war, unter den Heizkörpern und auch unter den Sesseln, die dafür umständlich verschoben werden mußten.
    Mein neuer Damezug: H2 schlägt G3.
    Den Tee, den ich mir selber braute, gab es in Blechbüchsen bei Comet zu kaufen. Sir Winston Finest Broken Orange Pekoe. Einmal rammte ich da beim Hineingehen aus Versehen einem kleinen Mädchen hinter mir das Drehkreuz an den Dassel. Das Mädchen heulte los, und der Vater blaffte mich an: »Können Sie denn nicht

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