Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
aufpassen?«
Walther liebte sein Leben, war meist unbeschwert,
und wenn er mal was machte, machte er’s meist verkehrt ...
Aber immerhin: Der Mann hatte mich gesiezt.
In einem dreieinhalbstündigen Monumentalfilm konnte man sehen, wie Deserteure aus der Armee, mit der Napoleon Rußland erobern wollte, füsiliert wurden. Da gab es kein Pardon, und wenn sie noch so heulten und jammerten. Die wurden an die Wand gestellt und abgeknallt: »Feuer!«
Mit seinem Rußlandfeldzug war Napoleon gescheitert. Was hatte der da überhaupt gewollt? Hätte er die Russen nicht in Ruhe lassen können? Wenn man im Diercke-Atlas Frankreich mit Rußland verglich, ging einem auf, wie unsinnig der Angriff gewesen war. Oder Deutschland später: Ein Pipiländchen wie unseres attackiert ein dreihundertmal so großes! Kein Wunder, daß wir den Zweiten Weltkrieg verloren hatten.
In Konfi ritt Pastor Böker auf Septuagesimä, Sexagesimä und Pentateuch herum, bis man’s nicht mehr hören konnte, und im Training verstauchte ich mir den linken Fuß. Meinen guten. Ich humpelte in die Kabine, setzte mich, entknotete das Schnürband und zog vorsichtig den Schuh aus.
War das Gelenk geschwollen? Verdickt?
Mama und Papa hatten abends wieder einmal Gäste. Das mußte Mama irgendwie durchgeboxt haben. Drei Dödel von der E-Stelle mit ihren weiblichen Ehefregatten, und alle waren im Wohnzimmer wie die Schlote am Qualmen und Salzstangenfressen. Salzstangen kaufte Mama sonst nie.
Im Zweiten fing eine neue Serie an, mit einem Rechtsanwalt, der am Wüstenrand in einem Wohnwagen hauste und sich gleich in seinem ersten großen Fall mit dem Sheriff und dem Staatsanwalt anlegte. Petrocelli. Mama fand den gut, und damit war die Frage, welches Programm wir in den nächsten Wochen freitagabends einschalten würden, entschieden.
Um Renate einzuschärfen, was sie für die Haushaltsführung wissen mußte, fuhr Mama nach Birkelbach, während Gladbach im Duisburger Wedaustadion in der 27. Minute durch ein Tor von Allan Simonsen in Führung ging, aber Bernard Dietz und Ronald Worm sicherten Duisburg einen Halbzeitstand von 2:1. Den Ausgleich erzielte Rainer Bonhof in der 71. Minute durch einen Foulelfmeter, und kurz vorm Abpfiff schlug ein Spieler zu, dessen Torgefährlichkeit die Zebras leichtfertigerweise unterschätzt hatten: Berti Vogts! Vielleicht war das der Treffer, der Gladbach am Ende die Meisterschaft bescherte, wenn es noch einmal eng werden sollte.
Menschenskinder, dachte ich. Wie klasse Berti Vogts sich jetzt wohl fühlte! Und Papa brüllte: »Bring das Scheißfahrrad nach unten!«
Am Sonntagnachmittag kam Mama wieder, kochte Tee und servierte Butterkuchen dazu. In Birkelbach, erzählte sie, habe sie sich »den Jokus erlaubt«, an einem Tanzvergnügen in Renates Landfrauenschule teilzunehmen. »Wann komm’ ich als vielbeschäftigte Hausfrau sonst schon mal zum Tanzen?« Mit Papa, dem alten Muffkopp, sei das ja leider nicht möglich. Hier mal auszugehen am Wochenende, daß man mal so ’n bißchen unter die Leute komme – Pustekuchen!
Schön sei das gewesen. Erfrischend. Mal was anderes als der ewige Haushaltstrott. »Die Männer allesamt Soldaten, von der Luftwaffe, und einer hat mich rumgewirbelt, da wär mir bald schlecht geworden«, sagte Mama. »Zum Schluß wär das noch fast zum Remmidemmi ausgeartet, aber irgendwann ist Zapfenstreich gewesen. Die führen da ein eisenhartes Regiment in Renates Schule, und das ist auch bitter nötig! Wenn die das nicht täten – da möcht’ ich lieber nicht dran denken, was da alles vorkommen würde ...«
Um sechs rief Oma Jever an und bekniete Mama telefonisch, sich die Reise nach Südwestafrika aus dem Kopf zu schlagen. Erst letzte Woche hätten angolanische Terroristen ein deutsches Farmerehepaar ermordet.
Den neuen Damezug hatte Michael ganz am Ende eines Briefs untergebracht, den ich am Montagmittag erhielt.
Heißassa!
Da bin ich wieder, mit den allerneuesten Nachrichten! Hier passiert wie immer das Übliche – nüscht. Wenn ich zu Hause bin, mache ich Hausaufgaben, spiele ein bißchen Geige, glupsche fern und langweile mich. Das ist überhaupt meine Lieblingsbeschäftigung.
Unserm Jakob haben wir ein neues Klettergerüst gekauft. Anscheinend hat er sich daran gewöhnt, im Gegensatz zu mir – das Ding stinkt nämlich bestialisch. Uääh, das haste noch nicht gerochen. So richtig nach verfaulter, alter Wellensittichkacke, so als ob wir nicht die ersten Besitzer wären. Dabei hat’s uns 11 harte
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