Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Schnur gehalten.
Den Trick bei A&O versuchte ich auch mit Volker zusammen. Die Kassiererin war wieder eine andere. Um schneller rennen zu können, klemmten wir uns nichts unter die Arme, sondern nahmen nur jeder eine Tafel Ritter-Sport mit.
Volker kannte eine Hochhaustür, die nicht richtig zuging. Wir liefen eine Treppe hoch, die zu einem großen Balkon führte, von wo man auf die Straße und aufs Ladenviertel kucken konnte. Da wickelten wir die Schokoladentafeln aus und aßen sie auf.
Nougat und Vollmilch.
Hier sei seine Ponderosa, sagte Volker.
Mama brachte Adventskalender von A&O mit. Meiner wurde so hoch aufgehängt, daß ich nicht drankam. »Sonst frißt du ja doch wieder alles gleich leer«, sagte Mama. Ich mußte sie jeden Tag darum bitten, das neue Türchen aufzumachen und mir die Schokolade zu geben.
In der Augsburger Puppenkiste rollten die Soldaten der Blechbüchsenarmee vom Berg runter, um die Feinde plattzuwalzen wie Pfannekuchen, und der Sultan von Sultanien hatte einen fliegenden Teppich, der auch aufgeribbelt fliegen konnte. Man mußte sich nur auf den Teppich stellen, dreimal die Arme heben und dann rufen: »Teppich, erhebe dich!« Ich versuchte das auf dem Kloteppich, aber der flog nicht.
Am zweiten Adventssonntag gab es Spritzgebäck zum Tee und Spekulatiuskekse mit Windmühlenmuster. Volker durfte die zweite Kerze am Adventskranz anzünden.
Auf der Matschwiese vorm Wäldchen war Uwe Strack zugange. Durchs Eßzimmerfenster konnten wir sehen, wie er ein Taschentuch in eine Pfütze tauchte, auswrang, wieder eintauchte und wieder auswrang.
»Ijasses«, sagte Mama, und Papa sagte, es sei kein Wunder, daß ich mich mit diesem ausgemachten Dreckschwein zusammengetan hätte.
Vor Bonanza war im Fernsehen Weihnachtssingen. Weihnachtlich glänzet der Wald. Freue dich, Christkind kommt bald! Es waren aber noch zwei Wochen bis Weihnachten.
Am Vogelhäuschen auf der Terrasse hatte Papa einen Meisen-ring aufgehängt. Die Meisen setzten sich kopfüber dran, pickten sich die Körner raus und flogen weg, wenn man an die Wohnzimmerscheibe klopfte.
Es hatte geschneit, und wir wollten rodeln. Renate holte ihren Schlitten aus dem Keller. Auf der Straße vorm Haus waren auch andere Kinder mit Schlitten, aber man kriegte keinen Schwung. Der Schnee war nicht glatt genug, und man kam immer an Stellen, wo die Kufen auf der Straße kratzten und der Schlitten stehenblieb, und von hinten kamen welche und schrien: »Bahn frei!«
Im Garten bauten wir einen Schneemann. Die Kopfkugel mußte Papa draufsetzen. Als Hut kriegte der Schneemann einen Persilkarton auf.
Wir warten aufs Christkind konnten wir nicht bis zum Ende kucken, weil Mama im Wohnzimmer den Weihnachtsbaum schmücken wollte.
Alle paar Minuten riefen wir von oben runter: »Dürfen wir jetzt kommen?« Aber wir durften noch nicht. »Ihr macht einen ja ganz hibbelig!«
Dann sagte Mama, daß der Weihnachtsmann gleich kommen werde, und wir sollten in Renates Zimmer gehen. Da war die Jalousie runtergelassen. Wenn wir auch nur einen Mucks machten, würde der Weihnachtsmann wieder weggehen, ohne Geschenke dazulassen.
Wiebke nuckelte am Daumen. Volker linste durchs Schlüsselloch auf den Flur.
Dann kam jemand an die Haustür gestapft und klingelte. Wir hörten, wie Mama aufmachte und sagte: »Guten Abend, lieber Weihnachtsmann! Hast du uns auch was mitgebracht?«
»Ja, viele Geschenke«, sagte der Weihnachtsmann. »Aber sind die Kinder denn auch brav und artig gewesen?«
»Meistens schon, lieber Weihnachtsmann«, sagte Mama.
»Na gut«, sagte der Weihnachtsmann. »Dann sollen sie auch ein paar Geschenke bekommen.«
Der Weihnachtsmann kam rein, und ich wollte auch mal durchs Schlüsselloch kucken, aber Volker ließ mich nicht. Wir hörten, wie der Weihnachtsmann über die Flurtreppe nach unten ins Wohnzimmer ging, und als er wieder raufkam, sagte Mama: »Vielen Dank, lieber Weihnachtsmann! Auf Wiedersehen!«
Volker und ich trommelten an die Tür und wollten raus, aber Mama sagte, wir sollten uns noch einen Moment gedulden.
Als wir rausdurften, mußte ich erst noch aufs Klo. Im Treppenhaus war das Licht aus, und im Wohnzimmertürspalt war helles Kerzenlicht zu sehen.
An der Wohnzimmergardine hing ein großer Weihnachtsstern aus Buntpapier. Die redlichen Hirten stehn betend davor.
Ich kriegte einen G.I.-Joe mit Uniform und Stiefeln, bei dem man die Arme und die Beine bewegen konnte, ein Bilderbuch, Eßbesteck mit Pluto, Micky Maus und Donald auf den
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