Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Vogel und sagte: »Mit Platzpatronen kann man nicht schießen, die knallen nur.«
Wir gingen wieder hoch und schmissen Steine in die Schlucht, bis Bezaubernde Jeannie anfing.
Ich war froh, daß ich nicht Uwe war.
Uwe hatte Hausarrest. Ich ging alleine ins Wäldchen, um eine Falle zu bauen. Mit der Sandkastenschippe buddelte ich ein Loch in einen der Pfade. Da sollte jemand reinstolpern.
Die Erde war hart, und ich stieß auf Baumwurzeln.
Nachmittags nahmen Volker und Kalli mich in den Wald mit. Waldi war auch dabei. Er hatte es gern, wenn man ihn hinter den Ohren kraulte. Im Wald nahm Kalli ihm die Leine ab, und Waldi rannte kläffend ins Dickicht, hinter Karnickeln her oder hinter Ratten. Sieben Hundejahre würden einem Menschenjahr entsprechen, sagte Kalli, und deshalb sei Waldi schon vierzehn Jahre alt.
Kalli konnte Fährten lesen. Er wußte, wie man Eichelhäher, Bussarde, Falken und Habichte unterscheidet, daß Bäume eingehen, wenn man die Rinde abschält, und daß Laubbäume durch die Blätter atmen. Er konnte auch Schmetterlinge unterscheiden: Admiral, Zitronenfalter, Tagpfauenauge und Nachtpfauenauge.
Hin und wieder waren am Himmel Bananenhubschrauber zu sehen.
Wenn Waldi angehechelt kam, dann nie mit Beute, aber er brachte Stöckchen zurück, die man geworfen hatte. Die legte er einem vor die Füße. Dann bellte er laut und wedelte mit dem Schwanz.
Neben einem der Wege war ein Bach und weiter oben ein Tümpel mit grünem Zeug drauf. Da gab es Fliegen, die auf dem Wasser laufen konnten. Aus dem Tümpel kuckten Äste.
Unter einer Bank fanden wir ein Schlüsselbund mit Etui. Einer von den Schlüsseln hatte oben ein VW-Zeichen, wie der von Papa, aber Papas Schlüsseletui sah anders aus. Kalli sagte, wir könnten ja mal kucken, ob der Schlüssel zu einem VW auf der Horchheimer Höhe paßt, und dann ’ne kleine Spritztour unternehmen. Kalli war schon mal Auto gefahren, ein kleines Stück auf der Schmidtenhöhe, mit seinem Vater zusammen.
Volker sagte, daß der Besitzer uns Finderlohn geben müsse, aber weil wir nicht wußten, wie wir den Besitzer finden sollten, legten wir das Schlüsselbund wieder unter die Bank. Wenn der Besitzer dann ankäme und das Etui da liegen sähe, wäre der völlig aus dem Häuschen vor Freude.
Wir gingen noch mit zu Kalli. Seine Eltern waren weg. Waldi legte sich in der Küche in sein Körbchen. An den Wänden im Wohnzimmer waren Geweihe aufgehängt, und auf dem Boden lag ein Wildschweinfell als Teppich.
Kalli stellte eine Holzkiste mit Katjes auf den Tisch und sagte, daß wir uns bedienen sollten. Zu trinken gab es Karamalz aus der Flasche. Kalli hatte auch ein Tonband und massenweise Micky-Maus-Hefte. Er legte die Füße auf den Tisch und sagte, am Sonntag würde er wieder auf die Jagd gehen. Der hatte es gut. Im Frühtau zu Berge wir ziehn, fallera!
Ich wollte auch einen Dackel haben, aber Mama sagte, vier Kinder seien ihr genug, da brauche sie nicht auch noch einen Köter im Haus. Ich würde binnen kürzester Zeit jedes Interesse an dem Tier verlieren, und dann wäre sie diejenige welche, an der die ganze Arbeit hängenbleibe. Außerdem hätten Hunde Flöhe, und damit basta.
Das nächste Mal wollten Volker und Kalli ohne mich los, aber ich schlich ihnen nach. Im Wald versteckte ich mich hinter Bäumen, mit Abstand, damit Waldi mich nicht witterte.
Indianer konnten auf Zweige und Blätter treten, ohne ein Geräusch dabei zu machen. Indianer hatten aber auch Mokassins an und keine Gummistiefel.
Volker und Kalli gingen einen Weg rauf, den ich noch nicht kannte. Einmal blieben sie stehen, und Volker sah mich. Sie glaubten mir nicht, daß ich nur zufällig im Wald war. Volker sagte, ich sei eine Nervensäge, aber Kalli hatte nichts dagegen, daß ich mitkam.
Von einer Stelle am Waldrand aus konnten wir Panzer auf der Straße fahren sehen. Da, wo wir saßen, lag eine Patrone zwischen den Blättern, die grün und untendrunter golden war. Als wir in den Blättern wühlten, fanden wir noch mehr Patronen, ein ganzes Vorratslager davon. Kalli sagte, das sei Gewehrmunition. Wir wollten was davon mitnehmen, aber dann kam ein Soldat und sagte, daß wir die Patronen liegenlassen sollten. Kalli sagte, daß wir die Patronen als erste gefunden hätten, und der Soldat sagte, wir sollten die Goschen halten und Leine ziehen.
Er blieb da stehen, bis wir weg waren. Acht von den Patronen hatte Kalli gemopst. Die wollte er aufbrechen und das Zündpulver rausholen und dann irgendwas in die
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