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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Präsentierteller.
    Nach der Tagesschau trafen die Spitzenvertreter aller vier Parteien aufeinander, Schmidt und Genscher, Kohl und Strauß, zum letzten direkten Schlagabtausch vor der Wahl. Das war die sogenannte Elefantenrunde, und die sahen sich auch Renate und Volker an, nur Wiebke nicht, weil die sich mehr fürs Nasebohren interessierte als für Politik.
    Es ging auch gleich gut los. Helmut Schmidt zitierte jemanden, der geschrieben hatte, daß die Deutschen dem Ziel einer gerechten und humanen Ordnung noch nie so nahegekommen seien wie in der Bundesrepublik, die einen hervorragenden Platz in der Staatenwelt einnehme, und Franz-Josef Strauß brauste auf: »Ja, die Darstellung, die Herr Schmidt von der wirklichen Lage der Bundesrepublik auf den eben angeschnittenen Gebieten gibt, ist mehr ein Poesiealbum als eine die Wirklichkeit treffende Darstellung unserer Probleme!« Und dann meckerte er über die Wirtschaftskrise, die Fehler in der Steuerpolitik und die Zahl der Arbeitslosen, die zehn Milliarden Mark Unterstützung kosteten. Und Schmidt konterte damit, daß das Zitat, das er vorgelesen hatte, aus einem Aufsatz von Helmut Kohl stammte. Gut gegeben!
    Kohl kam ziemlich ins Schwitzen bei seiner Erwiderung, und er suchte dann sein Heil in der Kritik an der sozialistischen Indoktrination in deutschen Schulen, aber davon hatte ich am Kreisgymnasium noch nichts gemerkt.
    »Für ’ne Führungsposition ist der zu schwach«, sagte Renate, häkelnderweise. »Der windet sich doch wie ’n Aal, wenn er was gefragt wird. Armes Deutschland!«
    Die meisten von Hans-Dietrich Genschers Gesprächsbeiträgen fingen mit den Worten an: »Darf ich zunächst noch mal feststellen, daß ...« Und dann kam irgendwas wahnsinnig Langweiliges, das im Zigaretten- und Pfeifenqualm unterging.
    Um Viertel nach zehn hatte die Debatte zuende sein sollen, aber sie dauerte bis Mitternacht, und da versuchten Kohl und Strauß noch schnell, der Bundesregierung die Verantwortung für den Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze in die Schuhe zu schieben, und danach lief Einsatz in Manhattan , für Leute, die an diesem Tag noch immer nicht genug gesehen und gehört und gehäkelt hatten.
    In Mathe kam das d’Hondtsche Wahlsystem aufs Tapet, ein kompliziertes Verfahren der Sitzverteilung, das der Rechtswissenschaftler Victor d’Hondt ausgebrütet hatte. Dabei spielten auch das Kumulieren und Panaschieren von Erst- und Zweitstimme eine Rolle. Ich strengte mich an, um das zu durchschauen, und einmal war ich auch kurz davor, aber dann klappte es irgendwie doch nicht.
    Leichter zu begreifen war der parlamentarische »Hammelsprung«. Da mußten alle Abgeordneten den Plenarsaal verlassen, und je nachdem, durch welche Tür die Mehrheit wieder hereinspazierte, fiel das Ergebnis der Abstimmung aus.
    Hinter den Kulissen des Bundestags ging’s wahrscheinlich mit Hauen und Stechen zu. Na ja, immer noch besser als die lachhafte Brüderlichkeit in der Volkskammer der DDR, wo immer alle ein und dieselbe Meinung haben mußten.
    In England gab es Oberhaus und Unterhaus, in den USA Kongreß und Senat, in der UdSSR den Obersten Sowjet und in China den Nationalen Volkskongreß. Wie sollte man sich das alles merken?
    Knesset, Folketing und Sejm.
    Der letzte Schultag vor den Herbstferien war auch Renates letzter Arbeitstag bei Comet, aber da konnte sie nicht hintänzeln wie eine Dancing Queen, denn sie hatte sich über Nacht eine fette Erkältung eingefangen, mit allen Schikanen, einschließlich Heiserkeit, Matschbirne und Gleichgewichtsstörungen.
    Im Wahlkampf hatten die Regierungs- und die Oppositionparteien einander nichts geschenkt. Freiheit oder Sozialismus? Den Wankelmut von Franz-Josef Strauß in der Frage der innerbetrieblichen Mitbestimmung hatte Helmut Schmidt auf die Formel gebracht: »Wie der Bulle pißt, eben mal so und mal so.«
    Hermann mißtraute den Beteuerungen der Union, den Frieden in Europa aufrechterhalten zu wollen: »Dem Kohl, dem nehm ich das vielleicht noch ab, daß er in Bonn nur gemütlich regieren will, aber dem Strauß? Dem brennen doch sofort die Sicherungen durch, wenn der Russe mit dem Säbel rasselt ...« Das hätten inzwischen hoffentlich auch die Wähler kapiert.
    »Und was machst du, wenn die Union trotzdem ans Ruder kommt?«
    »Dann steck ich mich ins Rohr.«
    Die frühe 1:0-Führung der Eintracht bog Gladbach im Frankfurter Waldstadion durch Tore von Simonsen und Wittkamp in ein 1:3 um und blieb damit auch am achten Spieltag

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