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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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den Kampf an: Ab Montag wollte sie von ihrer Tausend-Kalorien-Diät auf Nulldiät umsteigen und bloß noch Kaffee, Tee und Wasser konsumieren, eine Vitamintablette täglich und dazu vielleicht noch eine Prise Süßstoff. Wenn schon, denn schon.
    Zum Abnehmen hätte ich an Renates Stelle lieber Fußball gespielt. Obwohl: Damenfußball? Gab’s das überhaupt in Meppen?
    Was für ein trauriges Los, einem Geschlecht anzugehören, dem als magerer Ersatz für den Vereinsfußball nur das Hungern übrigblieb.
    Näher als bis Lingen war Helmut Kohl bei seiner Wahlkampftournee an Meppen nicht herangekommen, und ich hatte es mir ein paar Märker kosten lassen, am Stichtag mit dem Zug die zwanzig Kilometer nach Lingen zu fahren und mir dort im Geschiebe und Gedränge der Volksmassen ein Autogramm von Kohl zu besorgen, persönlich und aus erster Hand, als Bestandteil einer Sammlung, deren Umfang irgendwann selbst Gustav schier vor Neid erblassen lassen dürfte.
    Der ranghöchste SPD-Politiker, den es im Wahlkampf nach Meppen verschlagen hatte, war der Arbeitsminister Walter Arendt, aber um den hatten sich keine Massen gedrängt, sondern nur ein Häuflein Parteifreunde, in einer verqualmten Kneipe statt unter freiem Himmel, und am Ende der Veranstaltung wären Walter Arendt und die neben ihm sitzenden Lokalmatadoren mit der Erfüllung meines Autogrammwunschs total überfordert gewesen, wenn sich nicht doch noch irgendwo ein Kugelschreiber und ein Papierfetzen angefunden hätten. Autogrammkarten? Fehlanzeige.
    Und nun sollte auf dem Meppener Windthorstplatz bei einer Kundgebung der CDU der als Scharfmacher bekannte Spitzenpolitiker Alfred Dregger sprechen, allerdings schon mittags, so daß Hermann und ich die Mathestunde schwänzen mußten, um dieses politische Großereignis nicht zu verpassen, aber so furchtbar groß war’s dann auch wieder nicht, sondern ziemlich übersichtlich, und wir konnten uns ohne Schwierigkeiten weit nach vorne drängeln.
    Nach dem Wahlsieg, tönte Dregger, werde »Kassensturz« gemacht in Bonn, auf Heller und Pfennig genau, und dann werde sich zeigen, was noch zu retten sei nach sieben Jahren sozialliberaler Mißwirtschaft und deren verheerenden Folgen: wachsende Arbeitslosigkeit, erhöhte Steuern, steigende Inflationsrate, zunehmende Gewaltkriminalität und außenpolitisch der Kotau vor Moskau und den sowjetischen Satellitenstaaten, Milliardengeschenke an die Marxisten der Dritten Welt, Korrosion des atlantischen Bündnisschilds und eine dramatische Gefährdung des Friedens und der internationalen Sicherheitslage ...
    »Panikmache«, sagte Hermann halblaut, und da drehte sich ein Mann zu uns um, dessen Gesichtszüge jedem Leser der Meppener Tagespost vertraut erscheinen mußten: CDU-MdB Burkhard Ritz – einer der edelsten Platzhirsche in der Hackordnung der emsländischen Christdemokratie und zudem der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag.
    Burkhard Ritz bedachte uns beide mit eisigen Blicken und wandte sich dann wieder Dregger zu, der sich jetzt über das schwarz-rot-goldene Emblem der CDU vernehmen ließ. Das sehe nicht so halbherzig und flatterhaft aus wie das wellenförmige der SPD, denn bei der CDU gehe es steil nach oben: »Aus Liebe zu Deutschland!«
    Ich applaudierte, und ich bat auch Hermann zu applaudieren, weil sich Burkhard Ritz schon wieder zu uns umdrehte und ich hier nicht als Querulant eingestuft werden wollte, denn ich hatte vor, mir auch von Dregger ein Autogramm zu beschaffen, und nachdem ich lange genug geklatscht hatte, ging ich nach vorn und holte mir eins ab.
    Nach allem, was ich gelesen hatte, besaß Muhammad Alis neuer Herausforderer Ken Norton ein größeres Format als seine letzten drei Vorgänger, und ich stellte meinen Wecker auf drei Uhr zwanzig, ohne Renate vorher zu fragen, ob es ihr genehm wäre, wenn ich einen Teil meines Nachtschlafs opferte, um mir die Übertragung dieses Boxkampfs ankucken zu können. Schlafende Hunde soll man nicht wecken, dachte ich mir, und wenn alles glattlief, würde Renate von meinem nächtlichen Ausflug zum Fernseher gar nichts mitkriegen, aber als der Wecker dann klingelte, war mir der gesamte Boxsport auf einmal so egal, wie’s nur ging. Ich stellte das Klingeln ab und ratzte weiter und erfuhr erst morgens aus dem Radio, daß Ali den Ring als Punktsieger verlassen hatte, nach fünfzehn Runden.
    Im Badezimmer stritten sich Volker und Wiebke mit viel Geschrei über die beste Methode des Ausquetschens einer

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