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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Stewart die Pokerpartie unterbrechen, und um zu verhindern, daß die Mitspieler ihn beschummelten, deponierte er auf seinem verdeckt abgelegten Kartenblatt einen Stapel Dollarmünzen und oben darauf eine brennende Zigarre mit einem enorm langen Aschenkegel. So konnte es keiner wagen, in die Karten zu linsen, während James Stewart den Blödmann mit einem Holzhammer anästhesierte und verarztete, denn bei der kleinsten Erschütterung wäre die Zigarrenasche runtergefallen.
    Gut war auch, daß James Stewart schon am Gewicht eines Kartendecks in seiner Hand spürte, ob da eine Karte fehlte.
    Zum Schluß trat der greise Edward G. Robinson als hohes Regierungstier in der Wüste auf, aber man sah, daß er dabei im Studio stand und sich mit einer Rückprojektion begnügte. In der Wüste wäre es dem alten Kämpen wohl zu heiß gewesen.
    Mit dem Eintreffen der LP von Joan Baez hatte ich gar nicht mehr gerechnet, als der Postbote plötzlich per Nachnahme die zehn Mark achtzig haben wollte. Mama mußte einspringen, und die Platte gab sie mir dann erst, als ich versprochen hatte, künftig besser zu spuren und ab jetzt auch das sonntägliche Schuheputzen ohne Riesengequake hinter mich zu bringen.
    Mit ihrer durchdringenden Stimme hätte Joan Baez auch im Zirkus auftreten und Gläser zersingen können.
    The triangle tingles
    And the trumpets play slow ...
    Am meisten tat es mir ein Lied an, das sie zur Hälfte auf französisch sang und von dessen französischer Hälfte ich auch nur die Hälfte verstand, aber immerhin soviel, daß die Freuden der Liebe in Windeseile vorübergingen, während der Liebeskummer ein Leben lang dauere.
    Chagrin d’amour dure toute la vie ...
    Die Freuden der Liebe wollte ich trotzdem noch auskosten.
    Ums Klavierüben konnte ich mich leichter herumdrücken, seit Wiebke als jüngste Musikschülerin der Familie regelmäßig auf die Tasten eindrosch. Es konnte ja immer nur einer üben, und solange Wiebke das Klavier blockierte, brauchte ich mir keine Ausreden für meine Faulheit auszudenken.
    Einmal hatte ich dem Radowski welche von Renates Boogie-Woogie-Noten mitgebracht und ihn gefragt, ob wir die mal durchnehmen könnten, aber da hatte er nur meckerig gelacht und mir die dritte zweistimmige Invention von Bach aufgegeben.
    Ich hatte mich inzwischen damit abgefunden, daß ich mich mit musikalischen Wunderkindern wie Rubinstein und Mozart nicht messen konnte: Es würde keine Welttourneen geben mit den Berliner Symphonikern und meiner Wenigkeit am Flügel. Da machte ich mir keine Illusionen mehr, aber wenn ich schon die Musikschule besuchte, hätte ich doch wenigstens lernen wollen, wie man Tanzmusik spielt, für den Hausgebrauch.
    Man müßte Klavier spielen können,
    Wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frau’n ...
    Dem Radowski hätte ich das natürlich so nicht sagen können, und nun saß ich wieder mit den gottverdammten Inventionen da.
    Mit Hilfe eines Immobilienmaklers hatten Renate und Olaf in Bonn eine Wohnung an Land gezogen, über einer Metzgerei gelegen, die den Vermietern gehörte. Zwei Zimmer, Küche, Bad für 290 Mark Kaltmiete und 333 warm. Die Adresse hätte mich allerdings abgeschreckt: Graurheindorfer Straße 63. Das hörte sich nach Teppichstange, Hinterhof und Erbseneintopf an. Nach einem Planquadrat, wo pampige Hausfrauen um die Ecke gebogen kamen, mit Raucherhusten und Lockenwicklern, übler als in Lützel.
    Mama klebte Fotos vom Oktoberfest ins Elternalbum. Geschmückte Biergäule und ein Stadtrundblick aus dem Riesenrad.
    Negativstreifen nur am Rand – Perforation – anfassen. Unnötiges Herausnehmen vermeiden.
    Meine eigenen Aktivitäten als Fotograf wurden dadurch beeinträchtigt, daß ich nicht wußte, was ich in Meppen außer meinem Zimmer, unserm Haus und dem Garten noch groß hätte fotografieren sollen. Außerdem hatte ich sowieso kein Geld für Filme. Oder vielleicht gerade mal für Filme, aber nicht genug für das Entwickeln und die Abzüge.
    Wenn man so knapp bei Kasse war wie ich, mußte man die Augen offenhalten. Eines schönen Tages fiel mir eine Anzeige vom Bertelsmann-Lesering auf, in der jedem neuen Mitglied ein Willkommensgeschenk versprochen wurde, das man auch behalten durfte, wenn man seine Unterschrift in der Beitrittserklärung spätestens acht Tage nach dem Eintreffen des Geschenks für ungültig erklärte. Da unterschrieb ich, und als Prämie bestellte ich mir die LP »The World’s Best – The Beatles«.
    Das war eigentlich nicht ganz fair, weil ich ja

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