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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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schon beim Unterschreiben den festen Vorsatz hatte, meine Mitgliedschaft kaltschnäuzig wieder aufzukündigen, und außerdem hatte die Bertelsmann GmbH immerhin die deutschen Übersetzungen der Rätsel-Bücher von Enid Blyton verlegt und hätte schon deshalb etwas mehr Respekt von mir erwarten dürfen, doch der Versuchung, gratis eine Platte einzusacken, konnte ich nicht widerstehen. Rein rechtlich gesehen war dieser Lesering Schnorrern wie mir wehrlos ausgeliefert.
    »L’Etat c’est moi«, hatte Ludwig XIV. erklärt. »Der Staat bin ich.« Inwiefern sich davon unser Grundgesetzartikel unterscheide, wonach alle Staatsgewalt vom Volke ausgehe, wollte der Wolfert wissen, und als ich aufzeigte, sagte er zu mir: »Dich nehm ich dran, wenn du nicht darauf gefaßt bist.« Und dann nahm er den Dralle dran, der sich überhaupt nicht gemeldet hatte.
    Fürs nächste Mal sollten wir im Geschichtsbuch die Seiten über den Merkantilismus lesen, und zwar so gründlich, daß wir den Unterricht selbst abhalten könnten.
    Am Eßtisch hatten Mama, Papa und Volker jeder eine Seitenlänge für sich, und nur Wiebke und ich mußten uns eine teilen, aber als Oma und Opa Jever zu Besuch kamen, blieb Papa als einzigem das Vorrecht auf eine gesamte Tischseitenlänge erhalten.
    »Leute, bitte, bedient euch, bevor alles kalt wird«, sagte Mama und schob Opa die Terrine mit den Kohlrouladen zu, und Oma erzählte von Tante Thereses Nöten mit Kim, die ja Vegetarierin sei und das Fleischessen radikal ablehne: »Rein verrückt!« Vom heißen Kartoffeldampf beschlug Omas Brille, und Mama schickte Volker los, ein Brillenputztuch organisieren, aber der kam dann mit Klopapier an, und da begab sich Mama lieber selber auf die Suche, obwohl Oma gleich mehrmals erklärt hatte, daß das nicht nötig sei.
    Ihre olle neue Brille, sagte Oma, würde sie am liebsten wegwerfen. Die tue ihr nun schon seit Pfingsten an den Nasenflügeln und hinter den Ohren weh. »Ich lauf bald jede Woche zu Brillen-Andrae mit dem teuren Unglücksding, und da kucken sie schon immer ganz bedeppert, wenn ich wieder auf der Matte stehe!«
    Der Luftwaffengeneral Walter Krupinski und sein Stellvertreter Karl Heinz Franke hatten einen alten Nazi namens Hans-Ulrich Rudel dazu eingeladen, vor einem Aufklärungsgeschwader der Bundeswehr eine Ansprache zu halten, und sich hinterher damit herauszureden versucht, daß man doch auch ehemaligen Kommunisten wie Herbert Wehner das Recht auf Läuterung zugestehe.
    Im Zweiten Weltkrieg hatte Rudel an der Ostfront mit seinem Sturzkampfbomber insgesamt 519 sowjetische Panzer abgeschossen und persönlich einen Kreuzer und ein Schlachtschiff der Roten Flotte versenkt. Von Hitler war er dafür mit dem höchsten Orden des Dritten Reichs dekoriert worden: Goldenes Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Aber von Läuterung konnte gar keine Rede sein, denn Rudel war noch immer stolz auf seine braune Vergangenheit und wiederholt für die Belange neonazistischer Parteien eingetreten.
    Die abfälligen Bemerkungen der Generäle sorgten für böses Blut auf der Bonner Hardthöhe, und der Verteidigungsminister Georg Leber leitete ein Untersuchungsverfahren ein.
    Für mein Zahnbürstenkunstwerk kriegte ich eine Drei minus. Wenn weniger Verkehr gewesen wäre, hätte ich auf der Hubbrücke einen extra schlecht konstruierten Flieger aus dem Blatt gebastelt und ihn in den Dortmund-Ems-Kanal segeln lassen, ins nasse Grab.
    Volker dagegen brachte eine Zwei in Latein nachhause und war auf einmal der Superstar.
    Als kleines Trostpflaster erwartete mich ein Brief vom DMGS.
    Sehr verachteter GMS!
    Ich muß gleich eingangs sagen, daß es mir wesentlich besser geht als Dir. Und zwar habe ich keine Schule. Aber eigentlich auch nur halb. Denn für Zeichnen müssen wir den Friedrich-Ebert-Ring abpinseln, die Straße direkt neben dem Scheiß Eichendorff-Gymnasium. Und weil ich vor den Ferien nicht fertig geworden bin, muß ich jetzt irgendwann nach Koblenz fahren, mich ins nasse Gras hocken und fleißig kritzeln. Ich kann mir schon vorstellen, wie mich die Leute beglotzen werden. Haben ja auch allen Grund dazu – sitzt da einer mit ’nem verschmierten Zeichenblock mitten in ’ner großen Pfütze und wischt mit ’nem Bleistift auf dem Papier rum. Tja, große Künstler müssen eben leiden. Aber warum soll ich dann leiden?
    Mein Vater mußte sich ’n neues Auto kaufen. Das alte sah von außen zwar wie neu aus, hat aber laufend Öl

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