Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
verloren, und der Motor hat gehustet und gespuckt. Und weil mein Vater unbedingt ’n Auto braucht (für ’n Beruf), mußte eben ein neues her, das ’n Weilchen hält.
Demnach war Michaels Vater also nicht mehr arbeitslos. Immerhin!
So sind wir dann wieder auf einen Citroen gekommen, weil wir bei denen noch das meiste für die alte Kiste gekriegt haben.
Ach ja, noch was Wichtiges über Zeichnen: Wir müssen auch sämtliche Autos, die da rumstehen, mit abzeichnen. Au weh. Mal mal so ’n VW-Käfer ab, und dann noch »perspektivisch«. Da merkste erst, was für ’ne Scheißkarre das ist, mit diesen komischen Kotflügeln und dem hinterhältig abgerundeten Dach. Und so ’n Citroen erst, mit den fiesen Scheinweifern und der gebogenen Haube und Scheibe. Oder ’ne Ente! Mann, ich geh kaputt!
Daß mein Fahrrad im Eimer ist, weißt Du ja. Also fällt auch diese Beschäftigungsmöglichkeit weg. Ich könnte natürlich ... äh ... die Bibel lesen? Nein, das wäre ja wohl unter aller Kanone. So was als »Beschäftigung« anzusehen, grenzt schon an Irrsinn. Nun ja, meine Gehirnmoleküle haben diese ohnehin nicht festzulegende Grenze sowieso fast überschritten.
Und weil ich Dich nicht anstecken will, höre ich jetzt auf dabbaduh.
Tschüß, der gewaltige DMGS!
Was an dem so gewaltig sein sollte, hätte ich ja gern mal gewußt.
Gegen den HSV schoß Gerd Müller wieder mal allein vier Tore. Daß der nicht mehr in der Nationalelf spielte, wollte mir noch immer nicht in die Birne.
Gladbach siegte abends souverän mit 3:0 über Tennis Borussia Berlin, während irgendwo in der Meppener Innenstadt ein Tanzfest stieg, anläßlich des 75jährigen Bestehens des Maristengymnasiums, aber Volker drückte sich davor, und Papa sowieso, und da mußte auch Mama notgedrungen zuhausebleiben.
Die C-Jugend von Hüntel trat am Sonntag mit einem Rechtsaußen an, der sein Handwerk irgendwo als Catcher oder Preisboxer gelernt zu haben schien. Um dessen Attacken unverletzt zu überstehen, hätte man ein Torero sein müssen.
»Rangehen!« brüllte Uli Möller, mehr als einmal. »Ran an den Mann!«
Meine Knochen hielt ich trotzdem nicht immer hin.
Die Goldfasane Krupinski und Franke waren aus der Bundeswehr gefeuert worden. Wäre ja auch noch schöner gewesen – Altnazis hofieren, Kritikern gegenüber frech werden und im Hauptberuf Paraden von Staatsbürgern in Uniform abnehmen. Und vor solchen Existenzen hatte Renates Liebster zwei Jahre lang strammgestanden?
Nach dem merkantilistischen Wirtschaftsprinzip wurde man reicher und reicher, wenn man mehr Waren exportierte als importierte. Das hatte Ludwig XIV. von seinem Finanzminister Colbert gelernt. Hinhauen konnte die Sache aber nur, solange die anderen Staaten nicht den gleichen Trick anwandten.
Ich machte mich mit dieser Materie vertraut, um gewappnet zu sein, für den Fall, daß ich in Geschichte drangenommen wurde. Der Wolfert, das fiese Hemd, wollte mich zwar erst drannehmen, wenn ich nicht darauf gefaßt wäre, aber wenn ich mich darauf verlassen hätte, in der nächsten Stunde am Dienstag nicht drangenommen zu werden, weil ich ja darauf gefaßt war, drangenommen zu werden, wäre ich andererseits automatisch darauf gefaßt gewesen, nicht drangenommen zu werden. Und dann würde mich der Wolfert drannehmen. Eine Zwickmühle war das, aus der es kein Entrinnen gab.
Fragte sich nur, woher der Wolfert wissen wollte, wann ich nicht mehr darauf gefaßt wäre, in Geschi drangenommen zu werden. Las der das in seinem Kaffeesatz?
Was mir den Rücken stärkte, war mein Horoskop im neuen Stern :
Es ist wichtig, daß Sie diesmal nicht zurückweichen, auch wenn Sie der Aussprache mit gemischten Gefühlen entgegensehen. Am 2. XI. wendet sich alles zum Guten.
Na also, dachte ich, doch der zweite November fing wider Erwarten mit einem Fiasko an. Ich hatte mich noch nicht gekämmt, als ich am Frühstückstisch erschien, und Papa sagte, in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ: »Du gehst heute zum Friseur!«
Ojemine.
Dashaslefas warharlefar meinheinlefein Todhodlefod, dachte ich, aber vorher nahm der Wolfert mich noch in Geschichte dran, und obwohl ich mich supergründlich darauf vorbereitet hatte, kriegte ich nur ’ne 3, weil mir keine Antwort auf die Frage eingefallen war, inwieweit die Landwirtschaft in Frankreich von der merkantilistischen Wirtschaftsweise in Mitleidenschaft gezogen worden sei.
Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir, so hieß es, aber ich hätte meine Hand
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