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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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spreche, dann ist das mein eigener Wunsch gewesen.
    Mit diesem Staatsoberhaupt aus ihren Reihen hatte sich die CDU ganz schön blamiert in den sechziger Jahren.
    Ich muß nur sagen, wer das nebeneinanderhält, der kann überhaupt keine andere Wahl ... äh ... bit-, äh ... Wahl ... äh ... ähm ... wählen, daß ohne die, ähm ... ohne die ... ähm ... Tiefkühlketten werden wir uns späterhin ... äh ... nicht mehr ... die Ernährung verbessern können.
    Das war alles O-Ton Lübke.
    Die Rückreise war sehr anstrengend. Wir fuhr-, wir flogen neunzehn Uhr dreißig gestern abend ab und waren neun Uhr dreißig hier. Das würd-, wür-, würde bedeuten, daß wir also fünf Stunden länger unterwegs waren, als notwendig war, denn das, diese fünf Stunden, ist eben die Umdrehung der ... der Erde schuldig. Verantwortlich dafür.
    Auf Madagaskar, sagte Mama, habe Lübke mal den Namen der Hauptstadt mit dem Namen des Präsidenten verwechselt und dessen Frau mit den Worten »Sehr geehrte Frau Tananarive« begrüßt. Dafür sollten sich die Christdemokraten schämen, daß sie diesen offenkundig senilen Mann nach seiner ersten Amtsperiode nicht in den verdienten Ruhestand entlassen hätten.
    Nach dem Abendbrot gab es im Wohnzimmer Hagebuttenwein und warmes Eierbier. Das war eine altfriesländische Spezialität.
    Oma und Opa hatten eine fünftägige Busreise nach Augsburg, Ingolstadt, München und Regensburg unternommen, und sie waren bedient von dem Reiseleiter. »Der hätte dringend Sprechunterricht haben müssen«, sagte Oma. »Dessen bayerisches Kauderwelsch haben wir nur schlecht verstanden.«
    Opas rechte Hand zitterte oft. Wenn er das merkte, steckte er sie in die Tasche seines Jacketts.
    Die Barockkirche in Regensburg, wie festlich die gewirkt habe, rief Oma, völlig anders als der dunkle Dom: »Die funkelte nur so vor Gold! Und nun sind wir trotzdem überglücklich, daß wir nicht mehr immer in so einem Pulk von Menschen sein müssen und wieder hier in Frieden leben können. Aber schön war das doch!«
    Was schön sei und was nicht, darüber würden die Meinungen auseinandergehen, sagte Gustav. Was er selber, um nur mal ein Beispiel zu nennen, ums Verrecken nicht mehr hören könne, sei das Wort Krankenversicherungskostendämpfungsgesetz.
    Er qualmte dabei eine Zigarre der Marke Tropenzierde, und Mama riß das Fenster auf.
    »Was ist los?« fragte Gustav. »Steht dir hier zuviel Tropenbegierde im Raum?«
    Das fand ich noch witzig, aber dann beschuldigte mich Gustav, daß ich aus seiner Spiegel -Sammlung Seiten herausgeschnippelt hätte.
    Ich stellte mich dumm, doch Gustav hatte mich durchschaut.
    Abends sah er sich einen Dokumentarfilm über die Comedian Harmonists an. Da wurden Greise interviewt, die in den zwanziger Jahren Bariton, Baß oder Tenor gesungen hatten.
    Mein kleiner, grüner Kaktus
    steht draußen am Balkon.
    Hollari, hollari, hollaro ...
    Gustav fand das interessant. Dafür ließ er sogar seine Gesetzbücher im Stich.
    »Im Mai, im schönen Maien, hab ich noch viel im Sinn!« sang Oma Jever am Pfingstmontagmorgen beim Frühstückstischdecken, und sie scheuchte Gustav aus der Küche, weil er noch nicht angezogen war. Der hatte sich im Schlafanzug schon mal ein Toastbrot und ’ne Tasse Kaffee holen wollen, unrasiert und ungekämmt.
    »Wie so’n Gammler!« rief Oma. »Daß du dich nich schämst!«
    Im jeverschen Brauhaus war Tag der Offenen Tür, und bis auf Oma gingen wir alle hin. Man konnte sehen, wie die Flaschen abgefüllt wurden, am Fließband, und im Hof der Brauerei stand leibhaftig der amtierende Arbeitsminister Herbert Ehrenberg und trank ein Bier aus dem Glas.
    »Sieh an, sieh an«, sagte Gustav, während wir hinter Herbert Ehrenberg vorübergingen. »In Petersburg ist Pferdemarkt!« Um den Minister zu reizen, zitierte Gustav dann noch halblaut ein Bonmot aus dem Munde des CDU-Sozialexperten Norbert Blüm: »Der Arbeitslosenberg ist größer als der Ehrenberg!«
    Aber darüber hörte Herbert Ehrenberg hinweg.
    Im Kellerschrank fand ich ein Buch über den Ersten Weltkrieg, mit Aufnahmen, die sich dreidimensional betrachten ließen, wenn man die Fotostreifen in das Scharnier der dazugehörigen Stereobrille steckte. Die war schon ein bißchen rostig, aber das dreidimensionale Sehen klappte gut: Schützengräben, Panzer, Explosionen, alles stand einem räumlich vor Augen, sobald man die jeweils doppelt abgebildeten Fotos beim Durchkucken zur Deckung brachte.
    »Der Kampf im Westen« hieß das Buch,

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