Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
und ich es durfte es mir ausborgen, mitsamt Fotostreifen und Stereobrille. Das war mir mehr wert als dem 1. FC Köln der DFB-Vereinspokal.
In meinem Zimmer in Meppen segelte am letzten Pfingstferientag abends eine Schnake herum, und es gelang mir, gottlob, das elende Biest durchs Fenster hinauszuscheuchen. Fliegende Weberknechte konnte ich nicht gebrauchen.
Mit Hermann diskutierte ich über Klaus-Uwe Benneters Ausschluß aus der SPD. Da habe sich der Parteivorstand nicht mit Ruhm bekleckert, meinte Hermann. Abweichler aus der Partei auszuschließen, das sei ein Zeichen von Schwäche.
In Buenos Aires machte Klaus Fischer den Argentiniern zwei Tore rein, und dann legte Bernd Hölzenbein nach. In der 73. Minute kassierten wir das 1:3, und das war auch der Endstand, aber ich blieb meiner Überzeugung treu, daß die DFB-Oberen verrückt waren, wenn sie nicht versuchten, Gerd Müller in die Nationalmannschaft zurückzulotsen.
In den Sommerferien, das zeichnete sich ab, würde ich Tante Dagmar besuchen dürfen und nach einem Zwischenaufenthalt in Bonn auch ein paar Tage in Vallendar verbringen können, bei Gerlachs. Vom vielen Telefonieren hatten Mamas Haare an der linken Seite eine Delle.
Weil sich irgendwelche Kollegen von Papa angekündigt hatten, wienerte Mama das gesamte Haus, von oben bis unten. »Gegen die Spinnweben im Treppenhaus hab ich sowieso schon lange genug angekuckt«, sagte sie, und unsereiner mußte die toten Fliegen von den Fensterbänken beseitigen. Anfassen mochte ich die Viecher nicht, das ging nur mit Pinzette, und als alles fertig war, bliesen Papas komische Kollegen ihre Stipvisite telefonisch ab.
Im Zweiten kam der beste Western, den ich je gesehen hatte, mit John Wayne, der einen Cowboy spielte, der für die Frau, die er liebte und heiraten wollte, ein Haus gebaut hatte, und als er einsehen mußte, daß die einen anderen Mann liebte, soff er sich voll und steckte dann in seiner Verzweiflung im Vollrausch das schöne Haus in Brand, in dem er alleine nicht wohnen wollte.
The Man Who Shot Liberty Valance.
Phantastisch.
In Geschi wäre eigentlich Bismarck drangewesen, aber aus irgendwelchen Gründen rhabarberte der Wolfert fast die ganze Stunde lang über die griechische Mythologie: Daß Hephaistos, der Sohn des Zeus und der Hera, wegen seiner Häßlichkeit und Lahmheit von der eigenen Mutter vom Olymp ins Meer geworfen worden sei und ihr aus Rache einen goldenen Stuhl geschmiedet habe: »Was die Mutter nicht wußte, war, daß ihr Sohn den Stuhl so konstruiert hatte, daß sie daraus nicht wieder aufstehen konnte. Freigelassen hat Hephaistos seine Mutter erst, als er von seinem Halbbruder Dionysos in einen Rausch versetzt worden war. Dionysos ist ja unter anderem der Gott des Weines. Sein Vater Zeus hatte Dionysos zum König bestimmt, aber Hephaistos’ Mutter Hera hetzte die Titanen gegen Dionysos auf, und die zerfleischten ihn. Das einzige, was Athene retten konnte, war sein Herz, das noch gezuckt hat. Zeus hat dieses Herz verspeist und seinen Sohn Dionysos zum zweiten Mal erzeugt, wozu man wissen muß, daß Zeus von seiner Gemahlin Metis einer Weissagung gemäß einen Sohn geschenkt bekommen sollte, der ihm die Herrschaft entwinden werde, und um das zu verhindern, hat Zeus seine Gemahlin verschlungen und seinem Sohn Hephaistos befohlen, ihm das Haupt zu spalten. Und dabei ist Athene dem Haupt des Zeus entsprungen ...«
»Ouh, ouh, ouh«, flüsterte Ralle, der Mühe hatte, sich das Lachen zu verbeißen.
Ich flüsterte, mit einer Hand vorm Mund, zurück: »Der glaubt das alles wirklich, was er da erzählt«, und genau in dem Moment sah mir der Wolfert in die Augen.
Ophelia Bustwig erschien noch einmal zum Üben, und dann trafen Tante Therese und Onkel Bob bei uns ein.
Brian habe seine Examensprüfungen im College hinter sich und warte auf das Resultat, »with fingers crossed«, sagte Tante Therese beim Tee, und Kim sei jetzt Chefsekretärin und verdiene jährlich achthundert Pfund. »Nun hoffe ich, daß sie mich nicht mehr so oft anpumpt ...« Kimmie sei einfach zu großzügig mit dem Geld, »easy come, easy go«, aber dafür hatte ich mehr Verständnis als für die chemikalische Ionenbindung und die Bevölkerungsprobleme der japanischen Industrienation.
Als die Engländer wieder weg waren, fuhr Mama nach Wiesbaden zur Kommunion der einen Tochter von Onkel Dietrich, deren Patentante Mama war. Onkel Dietrichs Frau hing dem katholischen Glauben an, und um nicht aus der Kirche
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