Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Notwendig sei jedoch eine gewisse Investitionslenkung. Dabei gehe es um eine abgestufte Skala von Instrumenten, deren dosierter Einsatz zeitlich, sachlich und in der Eingriffstiefe in jedem Einzelfall sorgfältig geprüft werden müsse. Die letztverantwortliche Investitionsentscheidung innerhalb des gesetzten Rahmens verbleibe aber bei den Unternehmen.
Da waren die Kommunisten doch konsequenter, wenn sie die Kapitalisten kurzerhand enteigneten und den Privatbesitz von Produktionsmitteln verboten. Junkerland in Bauernhand! Dumm nur, daß die Planwirtschaft so schlecht funktionierte und die Leute ständig schlangestehen mußten im Ostblock.
»Bei den Sowjets gibt’s statt Gulasch Gulags«, sagte Olaf. Deswegen sei er ja auch zum Bund gegangen. Nicht aus Liebe zum Kommiß oder aus übersteigertem Patriotismus, sondern in der festen Überzeugung, daß wir uns nun einmal schützen müßten vor der Bedrohung durch die Staaten des Warschauer Pakts.
Aber gab’s denn nicht noch andere Alternativen? Den berühmten »Dritten Weg« zwischen West und Ost?
Olaf schlug mir vor, mal nach Jugoslawien zu fahren. Oder nach Albanien: »Das sind auch bloß Polizeistaaten, in denen die Menschenrechte mit Füßen getreten werden.«
Und China? Hatten es die Maoisten denn nicht geschafft, ein starres feudalistisches Regime zu stürzen und die Hungersnot zu lindern?
Mit den Verhältnissen in China kenne er sich nicht gut genug aus, um ein fundiertes Urteil abgeben zu können, sagte Olaf, doch soweit er wisse, würden die meisten Chinesen auch heute noch am Hungertuch nagen. »Und wenn einer ’ne dicke Lippe riskiert, gegenüber den Bonzen da, dann wird er ins KZ gesteckt und aus die Maus.«
Aber was war mit Kuba? Da gab es doch nun wirklich keine Hungersnöte mehr, im Gegensatz zu den kapitalistischen Staaten in Mittel- und Südamerika, und bessere Krankenhäuser und Schulen als für die meisten Einwohner der Slums am Rande von Mexiko-City oder Santiago.
»Kuba ist ein Sonderfall«, sagte Olaf. Bei der gescheiterten Invasion in der Schweinebucht hätten sich die Amerikaner nicht mit Ruhm bedeckt, und dann die Attentate auf Fidel Castro ...
Renate klapperte mit ihren Stricknadeln. »Mach doch mal ’ne Flasche Rosé auf, Olaf! Im Kühlschrank müßte noch welcher sein.«
Am 7.7.77 wollten unglaublich viele Leute heiraten, weil sie diese Schnapszahl witzig fanden, aber Renate und Olaf lebten lieber weiter in wilder Ehe zusammen.
Beim Frühstück verirrte sich ein Rotkehlchen in die Küche, und es war gar nicht so einfach, das verängstigte Viech wieder nach draußen zu scheuchen.
Aufs Klo nahm ich danach ein Buch von Olaf mit. Grobian Gans: »Die Ducks. Psychogramm einer Sippe«.
Das Verschweigen der Eltern in der Ahnenreihe der Ducks verweist einmal auf ein gebrochenes Verhältnis zur eigenen Geschlechtlichkeit, zum anderen dient die scharfe Zeichnung einer nepotischen Grundlinie im Stammbaum dem Bestreben der älteren Generationen, ihre angemaßte Autorität mittels einer überzogenen Traditionspflege in eine kritische Gegenwart zu retten.
Angegriffen wurde in dem Buch vor allem der Monopolkapitalist Dagobert Duck. »Bindungsscheu« sei er, weil er weder Betty Bienenstich noch Gerta Gründlich geheiratet habe, und im übrigen sei er sexuell pervers:
Die Berührung mit Münzmetall und Banknotenpapier versetzt ihn offensichtlich in rasch zunehmende Erregung, bis er sich schließlich mit erigiertem Bürzel kopfüber hineinstürzt und zur Erfüllung gelangt.
Der faule Franz Gans wurde als heimlicher Liebhaber von Oma Duck entlarvt und Donald Duck als faschistoider Kleinbürger und Sexualmuffel, der nur pseudogenitale Aktivitäten entfalten könne. Den Panzerknackern fehle es an Klassenbewußtsein, und Gustav Gans sei eine homosexuelle Marionette der CIA.
In einem französischen Schwarzweißfilm, der abends im dritten Programm kam, schoß Jean Gabin aus Eifersucht erst einen Nebenbuhler tot und dann sich selbst.
Tags darauf reiste ich von Bonn zu Konsultationen mit Michael Gerlach nach Vallendar. Wir tauschten unsere Erfahrungen aus, die wir im Mathe-Unterricht über Kubikwurzeln, Katheten und Hypotenusen gewonnen hatten.
Schwieriger als die internen Gespräche über schulische Belange gestalteten sich die Freizeitpläne. Irgendwas mußten wir ja unternehmen, und zwar ohne Michaels Bruder Holger, der an Mumps erkrankt war. Nach eingehenden Beratungen entschieden wir uns für eine Radtour über Simmern und Neuhäusel nach Bad
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