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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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was hatte Mama schon groß gewollt? Weggewollt, das hatte sie, aus Meppen, und nun saß sie wieder da.
    Und wie sollte es mit mir und Michaela weitergehen? Im neuen Schuljahr? Nach der wochenlangen Trennung? Gab es da noch irgendwas zu kitten?
    Babe ... I’m gonna leave you
    Oh, baby, you know, I’ve really got to leave you ...
    Besser wär’s, sich einzugestehen, daß es vorbei war. Besser für alle Beteiligten, also für mich. Für Michaela war ich ja doch nur eine lästige Begleiterscheinung am Rande ihres Lebenswegs.
    Leave you when the summer comes a-rollin’
    Leave you when the summer comes along.
    Andererseits konnte ich diese Liebe ja auch noch irgendwann im Spätsommer aus meinem Herzen verbannen und bis dahin die Augen offenhalten.
    Renate fuhr zurück nach Bonn, Mama dampfte nach Jever ab, mit Wiebke und drei Sonnenblumenköpfen, und in meinem Zimmer ließ ich Pepik freien Lauf.
    Im Zweiten lief zum letzten Mal Bonanza und im Ersten später ein australischer Horrorfilm über gespenstersehende Schulweiber, und als ich davon genug hatte, fand ich Wiebkes verdammten Hamster oben auf meinem Kleiderschrank wieder. Da hatte er sich irgendwie hinaufgewriggelt, und es war gar nicht so leicht, ihn wieder einzufangen und in den Käfig zurückzubefördern. Was für ein Scheiß, so ein Hamsterleben.
    In China war jetzt Teng Hsiao-ping die neue Nummer Zwei.
    Die Nachrichtenlage: Der Chef der Dresdner Bank war erschossen worden, Jürgen Ponto, in seinem Haus im Taunus, im DFB-Pokal hatte Borussia Mönchengladbach dem 1. FC Viersen acht Tore reingemacht, und Wiebke fragte mich, ob ich Lust hätte, ins Schwimmbad mitzukommen.
    Ich? Mit Wiebke? Um da halbnackt in der Sonne zu braten?
    »Dir haben sie wohl ins Gehirn gekackt«, sagte ich, und erst tief in der Nacht fiel mir ein, daß hinter diesem absurden Vorschlag eine Freundin von Wiebke gesteckt haben könnte. Eine, die mich gut fand. Und wenn Wiebke der von meiner schroffen Reaktion auf ihren Vorschlag erzählt hatte ... oje.
    Aber wie in drei Teufels Namen hätte ich ahnen sollen, was Wiebkes Freundinnen über mich dachten?
    Am ersten Schultag eroberte ich einen Stuhl zwischen Ralle und einem vierschrötigen Typen namens Niebold. Michaela Vogt nahm schräg gegenüber Platz, am anderen Ende der U-förmigen Schultischreihe. Irmela Krüger und noch zwei oder drei andere Hinterbänkler waren backengeblieben, und der Rüßkamp hatte sich davongemacht. In die freie Welt hinaus. Bienvenu!
    »Und was sind deine Ansichten zur kommunalen Gebietsreform?« fragte Hermann mich in der großen Pause. »Bist du stolz?«
    »Worauf?«
    »Das weißt du nicht? Mensch, Junge, seit dem heutigen Tag sind die Landkreise Lingen, Meppen und Aschendorf-Hümmling im neuen Landkreis Emsland vereinigt, und Meppen ist Kreissitz, obwohl Lingen viel größer ist! Und du hast das noch nicht mal mitgekriegt! Du bist ja ’n schöner Lokalpatriot!«
    Wieso Lokalpatriot? Die Landkreise Lingen, Meppen und Aschendorf-Hümmling hätte man von mir aus komplett an die Aborigines abtreten können. Oder besser noch an die Marsianer.
    Im Spiegel stand ein Bericht über den Journalisten Günter Wallraff, der sich als Redakeur in die Redaktion der Bild -Zeitung eingeschlichen hatte und jetzt deren Machenschaften enthüllen wollte, so wie früher schon alle möglichen Sauereien von bigotten Pfaffen, geldgierigen Unternehmern und anderen gewissenlosen Nutznießern des kapitalistischen Systems.
    Die Fächer, zu denen ich am wenigsten Lust hatte, waren Erdkunde, Bio, Mathe, Kunst, Physik und Chemie. Polare und unpolare Atombindung, nein danke. Oder Englisch bei Frau Gewonk: Wie die Weißen die Indianer massakriert und die Büffelherden abgeschlachtet hatten. Und heute lebten die Indianer von dem Kleingeld weißer Touristen, denen sie ihre Stammestänze vorführten. Dabei sah die Gewonk selbst so aus, als ob sie von Wilden abstamme.
    In der Pause sangen Hermann und ich die Gewonk-Hymne, die wir uns ausgedacht hatten:
    Gewonk, das schallt wie Jagdgesang,
    Gewonk, das tönt wie Hörnerklang,
    wie Jagdgesang, wie Hörnerklang,
    Gewonk, Gewonk, Gewonk!
    Zweite Strophe:
    Kommst du in ihren Folterstall,
    dann grüßen dich die Leichen all’,
    im Folterstall, die Leichen all’,
    Gewonk, Gewonk, Gewonk!
    Weiter waren wir noch nicht gekommen.
    Um kurz nach sechs fiel mir ein, daß um fünf das Donnerstagstraining angefangen hatte. Da noch hinzuwatzen hatte keinen Zweck mehr. Dann ließ ich’s doch besser ganz ausfallen,

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