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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Ems, und auf den letzten Metern überholten wir auf dieser Tour sogar ein Auto, das allerdings nur drei Räder hatte; vorne eins und hinten zwei. Das war eigentlich kein richtiges Auto, sondern mehr so eine motorisierte Pötterkarre in Ostereierform, aber immerhin.
    Meppen lag an der Ems, und Bad Ems lag an der Lahn. Wer sich das wohl so ausgedacht hatte.
    Michael kannte eine Schlucht hinter Bad Ems, durch die man wieder in die Höhe kraxeln konnte. Die Ruppertsklamm. Da stiegen wir hinauf, was nicht ganz ungefährlich und zudem verdammt beschwerlich war, weil wir ja die Fahrräder mit hochschleppen mußten, Michael sein eigenes und ich dem Holger seins, das noch schwerer war.
    Einmal glitschte ich aus und kriegte erst im letzten Augenblick mit meiner freien Hand ’ne Baumwurzel zu packen. Sonst wäre ich sieben oder acht Meter tief abgestürzt.
    Ganz oben wußten wir, daß wir lieber unten geblieben wären, wenn wir die Gefahren des Aufstiegs richtig eingeschätzt hätten, aber da wir nun mal oben waren, konnten wir uns einen der vielen schönen Waldwege zum Weiterfahren aussuchen.
    In der Luft lag der Geruch von Baumharz, so wie früher in dem Wald über der Horchheimer Höhe, und als wir ’ne Weile lang in die Pedale getreten hatten, stellte sich heraus, daß wir uns genau in diesem Wald befanden! Das sagte mir meine Nase, aber glauben konnte ich es erst, als wir tatsächlich auf den steil abfallenden Waldweg einbogen, der zum Hochhaus auf der Horchheimer Höhe führte.
    Mann, wie lange war das alles her! Und wen hätte ich hier alles besuchen können! Ingo Trinklein! Kalli! Uwe Strack und seine Brüder! Lauter alte Kumpel, die ich zuletzt als Grundschüler gesehen hatte ...
    Aber besser nicht. Keine schlafenden Hunde wecken. Nachher bekam man da an der Haustür ’n Vogel gezeigt oder so. (»Martin Schlosser? Kennen wir hier nicht. Hau ab, du Arsch!«)
    Unser altes Haus wollte ich mir dann aber doch mal ankucken. Die Haustür mußte irgendwann ausgewechselt worden sein. Und wie winzig der Garten aussah!
    Mein alter Kletterbaum im Wäldchen vor dem Haus war abgehackt worden. Da stand jetzt irgendsoein Scheißbetonklotz.
    »Laß uns abhauen«, sagte Michael. Dem war die ganze Horchheimer Höhe nicht geheuer.
    Weil in Rheinland-Pfalz die Sommerferien noch nicht angefangen hatten, mußte Michael am Montagmorgen zur Schule, und ich saß nach dem Frühstück alleine herum, während Frau Gerlach stundenlang staubsaugte.
    Beim Herumstöbern fiel mir ein altes Tagebuch von Michael in die Hände, aus dem Jahr 1975, und ich las mich darin fest, auf der Suche nach meinem eigenen Namen. Und ich kam tatsächlich darin vor:
    Martin, mein bester Freund, wird nun bald wegziehen von hier. Eigentlich müßte ich ja traurig darüber sein, aber im Grunde bin ich sogar ganz froh darüber. Ich komme mir ein bißchen fies dabei vor, aber so isses nun mal.
    Ach du Scheiße. Ich klappte das Tagebuch wieder zu und stellte es so ordentlich wie möglich an die Stelle zurück, wo ich es gefunden hatte.
    Weshalb hatte dieser Armleuchter mir denn dann überhaupt noch jahrelang Briefe geschrieben? Und mich nach Vallendar eingeladen? Oder hatte er sich das mittlerweile alles anders überlegt?
    Draußen knallte eine blödsinnige Hitze vom Himmel.
    Mit Michael schäkerte ich noch so ein bißchen herum, im gewohnten Stil, aber dann war ich meinerseits ganz froh, als ich die Heimreise antreten durfte, von Vallendar über Bonn, wo Renate zustieg, bis zum Bahnhof Meppen, wo wir nach dreitausendmal Umsteigen von Papa abgeholt und über die neuesten Ereignisse informiert wurden: Auf der Radtour nach Juist seien Kirstin und Wiebke mit den Lenkern aneinandergekommen, und Wiebke habe sich bei dem Sturz das rechte Handgelenk gebrochen und den Arm eingegipst gekriegt, bis zum Ellenbogen. Kein Radfahren mehr und kein Baden!
    Das ganze Auto roch nach Fit, der Frisiercreme, die Papa benutzte.
    Zuhause brachte ich meine Dreckwäsche zur Waschtonne, und dann studierte ich die Post, die in meiner Abwesenheit eingegangen war. Wiebke hatte eine Postkarte aus Juist abgesandt:
    Lieber Papa! Diese Karte wird gekritzelt, denn sie ist mit links geschrieben, und das ist schwierig. Onkel Rudi hat heute meinen Flug gebucht. Das Bild auf der Vorderseite unten links ist in der Nähe unseres Hotels. Deine Wiebke!
    Es gab auch einen neuen Brief von Mama aus Venezuela, in dem sie uns schrieb, daß sie die Cucarachas eklig finde, die da überall als mittelamerikanische Ableger

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