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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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seinem Bundeswehrparka.
    »Wir sind ja jüngst nach Italien gereist«, sagte Tante Luise. In Pesaro hätten sie und Onkel Immo das Geburtshaus des Komponisten Rossini besichtigt. »1963 sind wir auch schon mal in Ravenna gewesen, allerdings ohne Kinder, denn die waren ja damals noch nicht auf der Welt ...«
    Nach dem Hauptgang zündete sich Gustav eine Zigarette an und stellte uns eine Denksportaufgabe: »Was ist das Gegenteil von Frühlingserwachen?«
    »Herbstmüdigkeit?«
    »Nein, rechts spät einschlafen ...«
    »Aua«, sagte Tante Dagmar. »Sind wir jetzt auf diesem Niveau?« Ihr falle da übrigens auch ein Witz ein: »Breschnjew, der Papst und Franz-Josef Strauß sitzen in einem Flugzeug. Auf einmal kommt der Pilot aus dem Cockpit und sagt: ›Wir stürzen ab, und es befinden sich leider nur drei Fallschirme an Bord.‹ Da ruft Breschnjew: ›Ich muß unbedingt überleben, ohne mich ist die Sowjetunion verloren.‹ Also schnappt er sich einen Fallschirm und springt ab. Franz-Josef Strauß sagt: ›Ich muß ebenfalls überleben. Ich bin der intelligenteste Deutsche, und mein Vaterland ist ohne mich dem Untergang geweiht.‹ Nachdem auch Strauß seinen Abgang gemacht hat, sagt der Pilot: ›Heiliger Vater, ich bin ein gläubiger Katholik. Ich opfere mein Leben für das Ihre.‹ Worauf der Papst erwidert: ›Das ist nicht erforderlich, mein Sohn. Der intelligenteste Deutsche ist soeben mit meinem Proviantkörbchen abgesprungen ...‹«
    Gustav setzte noch einen drauf: »Worin besteht der kleine Unterschied zwischen einer normalen Hochzeit und einer Goldenen Hochzeit?« Auflösung: »Bei ’ner Goldenen Hochzeit geht das nicht mehr so fürchterlich s-teif zu ...«
    Als die Puddingteller abgeräumt waren, verteilten die Kellnerinnen Schalen mit Knabberzeug und Rauchwaren: Salzstangen, Erdnüsse, Zigarren und Zigaretten, alles zur freien Verfügung. Es war auch erlaubt, sich Bier oder Schnaps zu bestellen. Wie im Schlaraffenland. Mama und Papa saßen fünf Tische weiter weg, und ich steckte mir die am Nachmittag sichergestellte Zigarre an und genehmigte mir ein großes Jever Pilsener.
    »Für mich bitte auch noch ein großes Pils!« rief Gustav der Kellnerin hinterher. »Und einen Bommerlunder, wenn Sie so freundlich wären!«
    Bommerlunder, das hörte sich herrlich an. Einen Bommerlunder wollte ich an diesem Abend auch mal verkosten.
    »Nun sieh sich das mal einer an!« rief Tante Gisela vom Nebentisch und deutete auf mich. »Sitzt da bräsig wie so’n Alter mit Bier und Zigarre! Sag mal, schmeckt dir das denn auch? Oder tust du nur so?«
    Während ich mein Gehirn noch nach einer passenden Antwort abgraste, prostete Tante Gisela mir schmunzelnd zu: »Na denn, zum Wohle, Martin! Auf daß es dir nicht oben wieder rauskommt!«
    Mama baute sich vor der Festgesellschaft auf, um etwas Selbstgedichtetes zu singen, nach der Melodie von »Ich steh’ auf der Brücke«. Die kannte auch der Akkordeonspieler, den Oma und Opa für den Abend engagiert hatten.
    ’ne förmliche Rede erscheint mir zu streng,
    drum bring ich’s als Lied, und ihr singt den Refrain,
    sang Mama, und der Refrain, den alle mitsingen sollten, bestand aus den Begriffen »Holladihi«, »Holladiho« und »Holladi-hopsassa-holladiho«.
    »Nu geiht dat loss«, sagte Gustav und bestellte sich ein neues Bier und einen weiteren Bommerlunder.
    »Für mich das gleiche bitte«, sagte ich zu der Kellnerin. Die konnte ja nicht wissen, daß ich noch nicht mal sechzehn war.
    Der Mann mit der Quetschkommode lachte Mama beim Musizieren zu, wobei man sah, daß ihm oben ein Eckzahn fehlte. Die zweite Strophe lautete:
    Ihr seid, liebe Eltern, ein Goldenes Paar,
    wir bringen euch unsere Glückwünsche dar!
    Mit der dritten Strophe kam Mama dann irgendwie nicht zurecht, obwohl sie die Blätter mit dem Text vor Augen hatte. Es sah so aus, als ob sie ihn nicht mehr entziffern könne. Sie hielt das Papier mal näher an ihr Gesicht und mal weiter weg, aber es half nichts. »Ihr Lieben«, rief Mama, »ich kann auf einmal meine eigene Maschinenschrift nicht mehr lesen!«
    Papa stand auf und ging nach vorn, um Mama aus der Patsche zu helfen.
    »Ich kann nicht mehr erkennen, was hier steht«, sagte Mama und hob ratlos ihre Arme in die Höhe.
    Es war, wie sich herausstellte, ein Glas aus Mamas Brille herausgefallen. Papa las die Scherben vom Boden auf, steckte sie ein und sang dann mit Mama gemeinsam weiter.
    Wie war denn das damals, als alles begann,
    als Gepke das Herz seiner Emma

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