Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
und dann zerbrach ich noch das Tor von meinem Cowboyfort. Das hatte Mama jetzt davon.
Auf der Fensterbank lagen die Bilder, die ich als letzte gemalt hatte. Eine Burg mit einem Ritter auf einem Pferd und ein Forscher, der gebückt mit einer Taschenlampe durch den Kriechkeller geht.
Wir hatten noch nicht alle Buchstaben gelernt, aber das meiste im Räuber Hotzenplotz konnte ich schon lesen, auch wenn ich lange dafür brauchte. Wie er der Großmutter die Kaffeemühle stiehlt und mit der Pfefferpistole auf Seppel schießt. Die Brille von der Großmutter hieß Zwicker.
Der große böse Zauberer Petrosilius Zwackelmann hatte Warzen auf der Nase, und in seinem Schloß hatte er ein Zimmer mit Augen auf der Tapete, einem ausgestopften Krokodil an der Decke und einem Knochengerippe neben dem Bücherregal. Auf einem Bild sah man, wie Petrosilius Zwackelmann auf seinem Zaubermantel nach Buxtehude flog. Kasperl suchte währenddessen nach dem Feenkraut, um damit die verzauberte Unke im Schloßkeller zu retten. Dann krachte das ganze große Schloß zusammen, mit allen Türmen, und Kasperl und Seppel kriegten von der Großmutter Pflaumenkuchen mit Schlagsahne, bis sie Bauchweh bekamen, und sie waren so glücklich, daß sie mit keinem Menschen getauscht hätten, selbst mit dem Kaiser von Konstantinopel nicht.
Mama brachte die entwickelten Weihnachtsfotos mit. Da waren zum ersten Mal welche in bunt bei. Auf dem einen hatte ich die rote Cowboyweste an und den Cowboyhut auf und zielte mit der Pistole an die Decke, das fand ich am besten.
Hausaufgaben. Die armen Vögelein. Da liegen sie und piepen. Hilfe, Hilfe, wir frieren und hungern! Peter hilft. Ei, da freuen sich die Vögel. Ziwitt, ziwitt, zwitschern sie.
Wir mußten uns entscheiden, ob wir lieber im Ersten Sindbads siebente Reise kucken wollten oder Bonanza im Zweiten. »Man kann sich aus des Lebens Kuchen nicht nur die Rosinen suchen«, sagte Mama.
Sindbads siebente Reise war mit einem Zauberer, der eine Frau in eine Schlange mit vier Armen verwandeln konnte. Eine Prinzessin machte der Zauberer mit Zauberdampf ganz klein. Um sie wieder großzumachen, brauchte Sindbad eine Eierschale aus dem Nest vom Vogel Rock auf der Zyklopeninsel.
Von den Männern, mit denen Sindbad zu der Insel gefahren war, röstete sich der Zyklop einen am Spieß, aber Sindbad warf dem Zyklopen einen brennenden Speer ins Auge, und der Zyklop fiel einen Abhang runter und war tot.
Auf der Insel war auch ein Schatz, und aus dem Ei vom Vogel Rock schlüpfte ein Riesenküken mit zwei Köpfen. Später mußte Sindbad noch ein Skelett und einen Drachen besiegen.
Von dem Drachen malte ich ein Bild. Da versuchten Sindbad und die anderen Männer von seinem Schiff den Drachen totzumachen. Einer saß auf dem Knie von dem Drachen und stach mit dem Messer rein. Andere schossen Kugeln und Pfeile ab, und vom Fuß des Drachen wurde einer von den Jägern zermanscht. Dem malte ich eine Sprechblase. Er sollte »Prost Mahlzeit« sagen, und Sindbad, der auf dem Rücken von dem Drachen saß und da eine Axt reinhaute, sollte denken, daß der, der »Prost Mahlzeit« gerufen hatte, irgendwas aufißt, und ich malte für Sindbad eine Sprechblase, wo er sagte: »Freßsack da unten!« Die Wörter konnte ich aber noch nicht alle. Ich schrieb »Brust Malzit« und »Fräsack da onten«, und als Papa das Bild sah, fand er »Fräsack da onten« so gut, daß er das immer sagte, wenn einer von uns beim Essen schmatzte, aber man konnte auch eine gescheuert kriegen.
Volker wollte sich aus Wiebkes altem Kinderwagen eine Seifenkiste bauen, aber Mama sagte, der sei noch tadellos in Schuß und zu schade für solche Schnapsideen.
Kallis Eltern luden Volker und mich ins Kino ein. Es war schon dunkel, als wir in Koblenz ankamen. Kallis Vater fuhr mit uns in die Tiefgarage. Kallis Mutter hatte eine weiße Hose an.
Das Kino hieß Residenz und hatte überm Eingang eine Krone mit drei Zacken als i-Punkt.
Ein Mann mit Taschenlampe zeigte uns, wo wir sitzen sollten. Ich saß neben Volker. Der Film hatte gerade angefangen. Vor uns saßen Leute, die mit ihren Köpfen immer im Bild waren, aber dazwischen konnte ich was sehen.
Der Film war mit einem Jungen, der im Dschungel wohnte. Der Junge hieß Mogli. Der Panther Baghira sollte Mogli zur Menschensiedlung bringen, weil der Tiger Schir Khan Mogli fressen wollte, aber Mogli wollte im Dschungel bleiben. Da waren aber auch die Schlange Kaa und der böse Affenkönig. Am besten war Balu, der Bär. Der
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