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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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blühen.
    Ins Krankenhaus bekam ich meinen blaukarierten Schlafanzug mit. Ich hatte Blutgruppe AB.
    In meinem Zimmer lagen noch zwei andere Jungs, die beide größer waren als ich. Kai und Peter. Kai hatte das Fußgelenk gebrochen und Peter die Mandeln rausgekriegt. Zu trinken kriegten wir Kamillentee, von dem mir übel wurde.
    Morgens kamen zwei Frauen, Schwester Anneliese und Schwester Erika, um uns Fieberthermometer in den Po zu stekken. Ab einer bestimmten Temperatur würde man sterben.
    Zum Frühstück gab es wieder Kamillentee, aber nur für Kai und Peter, weil ich operiert werden sollte.
    Ich mußte aus dem Bett aufstehen und mich nackt ausziehen. Dann kriegte ich eine weiße Schürze an und durfte mich wieder hinlegen.
    Schwester Anneliese schob mich im Bett auf den Flur. Wir fuhren im Fahrstuhl nach unten. Da setzte mir ein Arzt eine Maske auf die Nase. Ich wußte von Mama, daß das die Narkose war. Der Arzt würde jetzt gleich denken, daß ich betäubt sei von dem Chloroform, aber ich wollte wach bleiben und zukucken bei der Operation.
    Dann hatte ich aber doch nichts mitgekriegt. Ich wachte auf und war schon operiert.
    Die Blinddarmnarbe durfte ich mir nicht ankucken. Die Stelle war verbunden. Das habe Zeit, sagte Schwester Erika. Die Narbe würde ich mir noch mein ganzes Leben lang ankucken können.
    Als Mama kam, sagte Schwester Erika, daß sechs Stiche genügt hätten. Mama hatte mir ein Spielzeugauto mitgebracht. Damit fuhr ich immer auf der Bettdecke lang.
    Peter wollte auch mal das Auto haben. Ich wollte es aber nicht hergeben. Da kam er aus seinem Bett raus. »Achtung, Überfall!« rief er und riß mir das Auto weg.
    Ich drehte mich auf die Seite und heulte ins Kopfkissen.
    Als er fertiggespielt hatte, warf Peter mir das Auto wieder hin, aber ich wollte es nicht mehr haben.
    Mama konnte ich nur zuflüstern, daß die Jungen in meinem Zimmer gemein seien, und Mama sagte, das sei nun mal leider so, daß es überall primitive Menschen gebe. Denen kehre man den verlängerten Rücken zu, das sei die einfachste Methode.
    Als Peter entlassen worden war, kam in das leere Bett ein Junge mit Gipsbein rein. Helmut. Der war beim Klettern vom Baum gefallen und hatte sich an drei Stellen das linke Bein gebrochen. Das machte Helmut aber nicht viel aus. Er war auch mal vom Dach gefallen und hatte sich das andere Bein gebrochen, und einmal hatte er sich den linken Arm gebrochen.
    In der Besuchszeit sagte die Mutter von Helmut zu Mama: »Ist Ihrer auch so ’n Wildfang?« Dann unterhielten sie sich darüber, was wir schon alles angerichtet hätten, und Helmut und ich grinsten uns an.
    Gebrochen hatte ich mir aber noch nie was. Mama sagte, ihr sei schon oft das Herz stehengeblieben, wenn sie mir beim Klettern zugekuckt hätte, und gestürzt sei ich auch schon oft. Ich müsse wohl Gummiknochen haben.
    Ich überlegte, was besser war, Gummiknochen haben oder sich was brechen.
    Beim nächsten Besuch war Mama böse. Das sah ich gleich, als sie reinkam. »Ich hab ein Hühnchen mit dir zu rupfen«, sagte sie und holte einen Brief aus der Handtasche, in dem drinstand, daß Mama und Papa das verbrannte Stroh bezahlen müßten. Ingo Trinkleins Eltern hätten auch so einen Brief gekriegt.
    Ich fing an zu heulen, aber Mama ließ nicht locker. Ob das eine Mutprobe gewesen sei oder bitte was? Und ob ich vorhätte, die ganze Familie unglücklich zu machen? Erst Dieb und dann Brandstifter! Das sei kein Dummejungenstreich mehr, das sei Kriminalität. »Ja, jetzt kuckst du bedripst!«
    Von allen ihren Kindern hätte ich ihr immer den meisten Kummer gemacht.
    Und das viele Geld! Ihr Leben lang hätten sie und Papa jeden Pfennig dreimal umgedreht, um irgendwann auf einen grünen Zweig zu kommen. Keinen krummen Nagel weggeworfen, und jetzt sowas.
    Mit Ingo Trinklein sei Schluß. Der habe keinen guten Einfluß auf mich. Und ich übrigens auch nicht auf Ingo Trinklein, da seien dessen Eltern sich mit ihr und Papa einig. Sie hätten auch schon mit Frau Kahlfuß gesprochen. Die werde ein Auge auf uns haben.
    Ob das klar sei. Ob wir uns verstanden hätten?
    Mama ließ mir ein Buch von Tante Dagmar da. Eigentlich hätte ich das ja nicht verdient nach alledem, und ich mußte hoch und heilig versprechen, nie wieder was anzuzünden und künftig ein artiger Junge zu sein, der seinen Eltern auch mal Freude macht.
    Als Mama gegangen war, sagte Kai, ich sei eine Heulsuse, und Helmut sagte: »Wenn du das noch einmal zu dem Kleinen sagst, polier ich dir

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