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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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mich. Ich muß mir ebenfalls ’nen Motorroller anschaffen, dann kann ich abhaun, wann ich will, und brauche nix mehr zu machen. Die Scheißbusse fahren ja nur jede Stunde. Der nächste fährt in fünf Minuten. Soll ich nicht einfach ... das wär doch die Idee. Den dusseligen Brief schreib ich eben später fertig. Bis gleich!
    Da bin ich wieder. Abtrocknen hab ich natürlich trotz meines Fluchtversuchs müssen. Man hat mich an der Haustür abgefangen.
    Jetzt muß ich noch Lateinvokabeln pauken. Scheiße. Hab nicht den geringsten Nerv dazu. Französisch hab ich übrigens überhaupt nicht mehr. Selbst wenn ich gewollt hätte, wäre das nicht gegangen, weil in der Oberstufe nicht genug Leute mit Franz als dritter Fremdsprache zusammengekommen sind, um einen eigenen Kurs zu bilden. So wird man an seinem Lernwillen gehindert! Und das nennt sich Bildungsfreiheit! Schweinerei! Aufruhr! Revolution!
    Es ist richtig langweilig geworden, seit der Kommunist nicht mehr bei uns ist. Kein Pauker gerät mehr in Rage. Niemand wird mehr hinausgeworfen. Lahme Zeiten. Jetzt werden die Lehrer gefragt, ob sie Blumen lieben, und es werden Sammlungen veranstaltet, damit welche gekauft werden können für diese elenden Kreaturen, und die Schüler helfen ihnen dabei, einen geeigneten Termin für die nächste Klassenarbeit zu finden. Ja, wo gibt’s denn sowas? Verkehrte Welt!
    Schade, daß nur zwei Mann auf Holgers Roller passen. Sonst könnte man sich, falls Du kommst, die Gegend hier zu dritt anglotzen. Na, mal sehen, wie’s wird ...
    Zwischen sechs und sieben fand ein wahnsinniges Herumgetelefoniere statt, und am Ende stand fest, daß ich am letzten Oktobersonntag nach Scheidegg fahren und das Wochenende danach in Vallendar verbringen durfte. Feine Sache, das!
    Irgendwo zwischen Bahnübergang und Hubbrücke überholte mich morgens meistens der Buddrich mit seinem Drahtesel, keuchend und gekrümmt und mit dem dicken Hintern auf einem viel zu niedrig eingestellten Sattel. Wie der Affe auf ’m Schleifstein. Die Pedale bediente er dabei mit den Hacken seiner unmöglichen Quadratlatschen, und beim Treten kloppte er sich fast die Knie unters Kinn.
    Mehr noch als im Straßenverkehr ging er mir allerdings in Englisch auf die Nüsse, weil er sich da durch ständiges Aufzeigen und Brabbeln eine gute mündliche Note erarbeiten wollte, obwohl er die englische Sprache nicht viel besser beherrschte als der Typ in diesem einen Lied von Ulrich Roski:
    »Man, die Cow ist übern Fence gejumpt
    und hat dann deinen Benz gerammt ...«
    Am allerwenigsten gefiel es mir, daß der Buddrich sowohl in Englisch als auch in Deutsch neben Annette Spengler saß und ab und zu mit ihr tuschelte, ohne ungeduldig von ihr abgewimmelt zu werden.
    Ralle, der in der Grundschule zweimal sitzengeblieben und dementsprechend älter war als die meisten Elftkläßler, machte jetzt seinen Führerschein, und er besaß sogar schon ein eigenes Auto, einen sogenannten Goggo. Dabei handelte es sich um eine Dauerleihgabe seiner Patentante.
    »So ’ne Tante möcht ich auch mal haben«, sagte der Bohnekamp, und der Albers, der das aufgeschnappt hatte, rief ihm zu: »Werd doch einfach Rockstar, Bohnekamp, dann laufen dir die Tanten nur so hinterher!«
    In Latein hatte ich ’ne Eins geschrieben. Dafür hatte ich mich nicht einmal groß angestrengt, und dann würde ich das ja wohl auch in Zukunft nicht tun müssen.
    Mama stellte den Staubsauger aus und besah sich meine Klausur. »Na, da bist du aber aus der Art geschlagen! Frag mal deinen Vater, wie dem der Lateinunterricht gefallen hat!«
    Mit einer Eins in Latein konnte man Papa aber nicht beeindrucken. Für tote Sprachen hatte er ungefähr so viel übrig wie für tote Ratten in der Waschküche.
    Einhundert Jahre war es her, daß der Reichskanzler Bismarck den Sozialisten die Schuld an einem Attentat auf Kaiser Wilhelm I. in die Schuhe geschoben und im Reichstag eine Mehrheit für die Sozialistengesetze gewonnen hatte, die alle möglichen umstürzlerischen Vereine und Versammlungen verboten. Betroffen davon waren vor allem sozialdemokratische Politiker und Gewerkschafter gewesen, die fortan als »Reichsfeinde« und »vaterlandslose Gesellen« gegolten hatten. In der Sendereihe Kennzeichen D wurde ein Stummfilmausschnitt gezeigt, in dem ein Sozialdemokrat von seiner Frau und seinen Kindern Abschied nahm: Gefängnis, Verbannung, Exil – mit alledem hatten die Sozialdemokraten damals rechnen müssen.
    Was die Dreggers, Kohls und Barzels der

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