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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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und Fräulein Kunze die Besucher die Klinke in die Hand gäben. Passen würde mein Besuch nur vom letzten Sonntag im Oktober bis zum darauffolgenden Freitag.
    Da war Schule, aber Papa sagte, auf die eine Woche komme es nicht an. »Das werden wir deinem Direktor schon eintrichtern. Und jetzt bring mir mal deinen Rekorder her, damit ich nachsehen kann, ob dieses Mistding überhaupt was taugt!«
    Mit dem Rekorder und einer unbespielten Kassette führte Papa mehrere Aufnahmeproben durch: »Test ... Test ... Test ...«
    Es rauschte im Hintergrund, doch das Gesprochene war bei der Wiedergabe gut zu verstehen, ohne Bandsalat, und dann erhielt ich auch grünes Licht für meinen Vorstoß nach Vallendar. Ich schrieb Michael Gerlach sofort einen Brief, in dem ich danach fragte, wie es mit dem ersten Novemberwochenende aussehe und ob ich da kommen könne. Um Michael den Mund wäßrig zu machen, klebte ich mit Uhu Silberpapierstreifen aus der aufgefressenen Schokoladentafel auf die Seiten.
    Ich mochte es gar nicht glauben: Bei Lateinarbeiten durften wir das Vokabelbuch zurateziehen. Das war ungefähr so, wie wenn in Mathe Taschenrechner erlaubt gewesen wären.
    Renate und Olaf brachten Mama und Papa »ein verspätetes und zugleich ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk« mit, eine Flasche Bordeaux, und Renate schwärmte davon, wie toll es doch sei, im September zu urlauben, wenn der Campingplatz und der Strand so herrlich leer seien. Aber was das Benzin in Frankreich koste! Der Liter Sprit umgerechnet zwischen einer Mark zehn und einer Mark zwanzig!
    Wir saßen im Wohnzimmer beisammen, und Renate zeigte ihre Urlaubsfotos vor.
    »Um die Benzinpreise in Frankreich brauche ich mich nicht zu sorgen«, sagte Papa, der bereits vier oder fünf Gläser Rotwein intus hatte. »Da reise ich einfach gar nicht erst hin!« Denn es sei nicht sein Traum vom Glück, Tausende von Kilometern durch die Weltgeschichte zu zigeunern, bloß um dann mit Fußpilz und Petroleumfunzel irgendwo in einem windschiefen Zelt herumzuliegen.
    »Unser Zelt war nicht windschief«, sagte Renate, »und Fußpilz haben wir auch keinen gehabt!« Dann fragte sie Volker und mich nach den Pinocchio-Kassetten und reagierte mit einem Wutanfall auf unser Eingeständnis, daß wir leider keine einzige der Folgen aufgenommen hätten: »Wer sich auf euch verläßt, der ist echt verlassen!«
    Am Samstagvormittag fuhren Renate und Olaf mit Mamas Polo einkaufen, und Mama ging mit einem Buch und einer Decke in den Garten, um sich zum Schmökern in die Hängematte zu legen. Das gäb’s ja sonst niemals.
    Und was las Mama da? Einen Schinken von Johannes Mario Simmel.
    Im Fernsehen wurden Ausschnitte aus einem neuen Film gezeigt, in dem der Komiker Mel Brooks die berühmtesten Hitchcockfilme persiflierte. Da kackten ihm Vögel im Flug auf den Kopf. Das wäre was für Heiko Meier gewesen.
    Olaf und Renate waren schon abgedüst, als ich mittags nach unten kam, um mir eines der letzten Brötchen zu sichern und in Ruhe den ersten Herbstferientag zu begrüßen, doch da rannten alle wie im Hühnerstall durcheinander, weil Mama ihre Autoschlüssel vermißte.
    Die hatte, wie sich herausstellte, Renate aus Versehen mit nach Bonn genommen, und sie mußte die Schlüssel nach Meppen zurückschicken, damit Mama ihrerseits nach Bonn fahren und Olaf und Renate besuchen konnte.
    Lange halte er diese ewige Unruhe nicht mehr aus, sagte Papa. Irgendwann müsse mal Schluß sein.
    In den Herbstferien las ich das »Tao-teking« von Laotse. Darin ging es um den Sinn des Lebens.
    Wenn auf Erden alle das Schöne als schön erkennen,
    so ist dadurch schon das Häßliche gesetzt.
    Wenn auf Erden alle das Gute als gut erkennen,
    so ist dadurch schon das Nichtgute gesetzt.
    Denn Sein und Nichtsein erzeugen einander ...
    Als Alternative zum Dasein in einer kaputten, vom Bösen entstellten Welt existierte also nur das Nirwana? Oder wie? Aber wenn auch das Nichtsein das Sein erzeugte, in dem sich das Häßliche durchsetzte, blieb doch überhaupt kein Hintertürchen mehr offen, weder in eine bessere Welt noch ins Nichts. Oder nicht? Und was sollte man da denn nun machen, wenn man sich mit dem Häßlichen und dem Nichtguten nicht arrangieren wollte? Darüber erfuhr man von Laotse nichts. Der gab nur lauter Zinnober zum besten:
    In ihrem Nichts besteht des Wagens Werk.
    Man höhlet Ton und bildet ihn zu Töpfen:
    In ihrem Nichts besteht der Töpfe Werk.
    Aha. Da wußte man ja gleich Bescheid.
    Wenn die Philosophen zu

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