Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
sieht man’s doch«, sagte Axel Reinert, aber Peter Nossig meinte, daß die schweigende Mehrheit eben dagegen sei.
»Ach so. Und dein Instinkt, der hat sein Ohr ganz dicht am Puls der schweigenden Mehrheit.«
»Ja. Exakt!«
»Und ich sage trotzdem: Der schweigenden Mehrheit ist das alles völlig wumpe, aber wenn wir kein Umweltschutzpapier nehmen, hat die nächste Ausgabe sechs Leser weniger. Und sechs Leser weniger sind sechs Käufer weniger. So mußt du das sehen.«
»Ach Gottchen«, sagte Peter Nossig, »und sechs Käufer weniger sind drei D-Mark weniger. Da muß ich aber weinen!«
Wir beschlossen, ein anderes Mal darüber abzustimmen.
Es gab auch einen Leserbrief, von einem Mädchen aus der Mittelstufe.
Auf Grund der letzten Schülerzeitung, die ja ziemlich linksorientiert war, möchte ich nun diesen Bericht zum Drucken geben ...
Und dann kamen drei Seiten Gebabbel darüber, daß Freiheit nicht darin bestehe, faul im Gras zu liegen und den Wolken zuzuschauen, denn die Wolken könnten grau werden und sich zusammenballen, und wenn man dann ins Hause gehe, sei’s dort auch nicht viel besser, weil die Reste vom Frühstück und das Geschirr vom Vortag noch herumstünden und das Bett nicht gemacht sei. Dann werde die Sehnsucht nach Freiheit zu einem Gefängnis, aus dem einen nur Jesus Christus befreien könne:
Du kannst frei sein, wenn du diesen Jesus ganz in dein Leben einbeziehst.
Der Nossig fragte in die Runde: »Und wenn ich Jesus in mein Leben einbeziehe, bezieht der dann mein Bett für mich?«
Gregor Hellermann hatte ein dickes Buch dabei: »Welt im Spiegel«. Das waren gesammelte Satiren aus Pardon . »Von den Zeichnungen können wir bestimmt welche gebrauchen ...«
Die Geschichten waren aber auch sehr lustig. Über die Erforschung des weiblichen Körpers:
Die Theorie von der flachen, scheibenförmigen Frau, von der jeder abstürzen müsse, der sich in verbotene Grenzbereiche wage, beherrschte das gesamte Mittelalter.
Erst in der Neuzeit hätten sich die Forscher weiter vorgetraut:
Jubelnd konnte der Berliner Lothar Pinkas 1617 von seiner Entdeckung des weiblichen Oberschenkels berichten, 1703 erreichte eine Ein-Mann-Expedition unter Leitung von Josef Puschkin das Knie, und 1902 konnte der berühmte Frauenkenner Eduard erklären, daß er alles über die Frauen wisse.
Das freilich stimmte nicht ganz – die Achselhöhlen wurden erst 1921 durch den Amerikaner Kapps entdeckt, als seine Frau einmal zufällig einen Koffer vom Schrank holte ...
Spitze.
In den Rumtopf füllte Mama nun auch Himbeeren, und ich gönnte mir mal wieder einen Löffel voll davon. Das fiel ja nicht weiter auf.
Im Spiegel stand etwas Seltsames über die deutsche Fassung eines Films von Woody Allen:
Im »Stadtneurotiker« entschuldigt sich ein glupschäugiges Mädchen bei Woody wegen ihrer Schwierigkeiten, erst spät zum Orgasmus zu kommen, und Woody ist unfähig, zu antworten, weil er sich offensichtlich beim Cunnilingus-Marathon die Kinnlade ausgerenkt hat (in der prüden deutschen Synchronisation ist dieser Gag total entschärft).
Eine Erklärung für den Begriff »Cunnilingus« gab weder meiner Fremdwörterlexikon noch der Volksbrockhaus her. Fündig wurde ich erst im dicken Bertelsmann-Handlexikon:
Cunnilingus, die der Fellatio entsprechende Reizung der weibl. Geschlechtsteile (Cunnus) mit Mund u. Zunge.
Unmittelbar darauf folgten biographische Angaben zu drei englischen Offizieren: Sir Alan Gordon Cunningham, Sir Andrew Viscount Cunningham of Hyndhope und Sir John Cunningham. Wie die sich wohl gebost hätten über ihre lexikalische Umrahmung durch Cunnilingus und Cunnus.
Auf das Stichwort Fellatio folgten in dem Bertelsmännerding zwei Zeilen über die baden-württembergische Ortschaft Fellbach. Das war den Stadtvätern da bestimmt auch nicht sehr angenehm.
Der Behrendt legte in Musik eine LP mit einer Sinfonie von Mozart auf, dirigiert von Herbert von Karajan.
Das sei typisch für diesen Dirigenten, sagte der Behrendt. »Alles viel zu hastig und zu laut!«
Für mich war wieder ein Rezensionsexemplar eingetroffen; ein Buch des Filmkritikers Hans C. Blumenberg über Howard Hawks. Er sei Geschichtenerzähler, kein Künstler, hatte der zu Blumenberg gesagt. Bei Schießereien vor der Kamera hatte Hawks angeblich echte Munition verballern lassen.
Das beste an dem ganzen schönen Buch war das Gedicht, das John Wayne bei Hawks’ Beerdigung aufgesagt hatte:
Do not stand at my grave and weep,
I am not there. I do
Weitere Kostenlose Bücher