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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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dienen!«
    Michaels nächster Brief war leider nur sehr kurz.
    Halali!
    Um gleich alle Deine frohen Erwartungen auf einen Schlag zu enttäuschen: Nein, ich habe keinen weiteren Unfall gebaut. Tut mir leid. Aber wenn Du hier bist, dann bauen wir zusammen einen, gell? Du hintendrauf und ich vorne. Hähä. Und Du ohne Helm haust Dir ein Loch in den Schädel. Das wird schön.
    Schade, daß Du nicht jetzt schon hier bist. Das Wetter ist nämlich sehr gut im Augenblick. Wenn Du kommst, gießt es sicher in Strömen. Was soll’n wir eigentlich machen hier? Stell Dir doch mal ’n Plan zusammen, was Du so alles sehen willst, und das klappern wir dann ab (aber nich’ mit dem Fahrrad, keuch!).
    Wir könnten natürlich auch ein kulturelles Programm abziehen. Da bietet Koblenz mannigfache Möglichkeiten! Von Kung Fu bis Horrormonstern läuft im Kino praktisch alles. Und Busgeld brauchste diesmal auch keins bezahlen.
    Hört sich ja nicht sehr aufregend an. Aber immer noch besser als Meppen. O Gott, war das langweilig! Die Zäune von Bundeswehrerprobungszentren zu umlaufen und bei klirrender Kälte über Stunden mit erhobenem Daumen am Straßenrand stehen, nee danke.
    Übrigens muß ich nach den Herbstferien mein Deutschreferat halten, und ich habe noch nicht damit angefangen. Kannst Du mir nicht dabei helfen? Lies Dir mal den »Torquato Tasso« von Goethe durch und besorg Dir säckeweise Sekundärliteratur. Hast ja schließlich nichts zu tun über die Ferien. Kannste ruhig mal was arbeiten.
    Weißt Du, was sich unser Deutschlehrer wieder mal ausgedacht hat? Am Dienstag ist Wandertag bei uns, da hat die Oberstufe frei. Montag und Mittwoch ist also noch Schule vor den Herbstferien. Und da wir am Montag kein Deutsch haben, dafür aber am Mittwoch, will unser Deutschpauker am Montag durch die Klassen rennen und seinen Leistungskursschülern noch ’ne Aufgabe geben, weil wir ja am Dienstag noch reichlich Zeit hätten. Ich hoffe, der Idiot hat bloß Spaß gemacht.
    Also, bis Samstag. Bring was Warmes zum Anziehen und ’n Sturzhelm mit, wenn’s geht. (Hat Dein Bruder nicht noch einen?) Dann gibt’s auch keinen Ärger mit der Polente.
    Tschüß dann.
    Tja, wo wollte ich denn hin? Zur Sporkenburg? Und dann? Oder zum Fernsehturm? Aber was hätten wir da machen sollen?
    Am ersten Ferientag brachte Mama Wiebke nach Butjadingen und wollte von da aus weiter nach Jever fahren, wo auch Tante Therese und Tante Dagmar zu Besuch waren.
    »Hin und her und her und hin«, sagte Papa.
    Vor der Stipvisite in Vallendar durfte ich noch nach Bonn. Für die Reise packte ich mir einen Band mit Lessings Dramen ein. Daß ich vergessen hatte, einen von Volkers Sturzhelmen mitzunehmen, fiel mir erst im Zug ein, hinter Lingen.
    Emilia Galotti, eine bürgerliche Braut, als Beute eines Prinzen, der den Bräutigam erschießen läßt, und nachher greift ihr Vater ein und erfüllt ihr den Wunsch, getötet zu werden, damit der gleisnerische Prinz sie nicht verführen kann.
    Also, da hätte der Vater doch besser den Prinzen abgemurkst!
    Wer über gewisse Dinge den Verstand nicht verliert, der hat keinen zu verlieren.
    Das war ein Satz, den ich mir merken wollte.
    In Bonn, diesem gigantischen Kuhdorf, holte Olaf mich vom Bahnhof ab, und dann gab’s überbackene Nudeln und Rosé. Ich sah mir das Kinoprogramm durch und schlug Renate und Olaf vor, mit mir in »Viva Italia« zu gehen, doch das bereute ich bitterlich: Ein übler, alberner Klamaukfilm war das, unterste Schublade, mit Köchen, die sich gegenseitig Fressalien und Abfälle ins Gesicht schmissen und dabei nicht einmal halb so gut aussahen wie Laurel und Hardy, sondern einfach nur doof.
    »Ich weiß gar nicht, was du hast«, sagte Renate. »Ich hab das ganz witzig gefunden.«
    Vorm Einschlafen las ich im Stern den neuesten Stuß aus dem Munde des Ayatollahs Chomeini.
    Elf Dinge sind unrein: Urin, Exkremente, Sperma, Gebeine, Blut, Hund, Schwein, Nicht-Muslims männlich und weiblich, Wein, Bier und der Schweiß des kotfressenden Kamels.
    Aber der Schaum vorm Maul des Ayatollahs, der war rein und heilig, oder wie? Die armen Iraner! Da hatten sie nun diesen lumpigen Schah außer Landes gejagt und sich dafür einen religiösen Fanatiker eingehandelt. Neben dem Ayatollah Chomeini hätte doch selbst ein kotfressendes Kamel vergleichsweise vernünftig gewirkt.
    Renate war Mitglied in einem Verein namens Deutsche Gesellschaft für Geschlechtserziehung, kurz DGG. Dieser Verein hielt in Bonn eine Tagung ab, und ich

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