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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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beging den Fehler, mit Renate daran teilzunehmen. Dröger hätte es auch auf dem Jupiter nicht zugehen können als bei der Zusammenkunft dieser Sexualpädagogen, die über alle möglichen Fragen der Geschlechtserziehung dozierten, von morgens bis abends, in einem kahlen Vortragssaal mit fieser Neonröhrenbeleuchtung.
    Geschlechtserziehung, das war ja schon an und für sich ein abscheuliches Wort.
    Den Spielfilm »Dark Star« kannte ich zwar schon, aus dem Fernsehen, aber sonst lief nichts Gutes im Kino, und ich ging rein, ganz alleine.
    Renate hatte mir beschrieben, mit welchem Bus ich hinterher nach Küdinghoven käme, aber dann stieg ich versehentlich viel zu früh wieder aus und mußte ewig lange petten. Und dann wollte noch der Pützchensweg gefunden sein. Ich war bereits mehr als eine Stunde lang herumgedackelt, bis ich zufällig auf den richtige Fährte stieß, und da war es schon weit nach Mitternacht.
    In Koblenz traf ich mit Schnupfen und Muskelkater ein. Michael hatte immer noch keine neue Fußraste für sein Moped. Die sei zwar bestellt, aber vorgestern habe bei dem Händler ein Schild mit der Aufschrift »Komme gleich wieder« an der Tür gehangen, ohne daß der wiedergekommen wäre. »Und gestern war zwar der Händler da, und auch die Rechnung war da, aber die Fußraste nicht.«
    Wir fuhren im Bus zum Mallendarer Berg, und ich warf einen Blick auf das Koblenzer Schloß. Da hatte Papa mal gearbeitet.
    Und die Moselbrücke, die nach Koblenz-Lützel führte. Wer da jetzt wohl hauste, in unserer alten Wohnung? Meine allererste Freundin aus Lützel, Angelika Quasdorf, die damals in die Mülltonne geschissen hatte, mußte mittlerweile ja auch schon ’ne Nummer größer geworden sein. Und deren Schwester erst, die gräsige Ulrike!
    An Lützel hatte ich nur lauter häßliche Erinnerungen, aber als wir da vorüberfuhren, hätte ich doch wieder gern hingewollt. Quer über den Rhein. Nachhause.
    Im ZDF kam abends ein Film von Alfred Hitchcock. Darauf waren auch Michaels Eltern und seine Geschwister scharf. Es existierten nicht genug Sofasitzplätze für alle, aber ich fand es okay, neben Michael auf dem Teppich zu liegen, mit einem Kissen unterm Kinn.
    Die beste Szene war die, in der ein Psychopath eine Frau erwürgte, von unten gefilmt, durch ein Glas ihrer heruntergefallenen Brille.
    Weil die Wetterverhältnisse für Wanderungen ungeeignet waren, blieben wir im Haus hocken und spielten Tischtennis im Keller.Wahrscheinlich hätte auch Michael lieber ’ne Freundin gehabt und mit der irgendwie rumgemacht, statt den Tischtennisball mit einem Federballschlägerstiel unter einem staubigen alten Schrank hervorzuschubsen.
    In dem Film »Moderne Zeiten« wurde Charlie Chaplin als Fließbandarbeiter von einer Maschine verschluckt. Am Fließband stehen und hektisch irgendwas zusammenschrauben müssen, das hätte ich auch nicht gekonnt.
    Wir wollten ins Koblenzer Stadttheater gehen, Michael und ich, in »Iphigenie auf Tauris«, aber da kosteten sogar die zweitbilligsten Plätze in der zwoten Etage sechs Mark. Wir saßen dann zwar vorne am Geländer, von wo man aus ganz gut sehen konnte, aber rechts neben mir ließ sich eine Großmutter nieder, die bei jedem Atemzug röchelte und keuchte, als ob es ihr letzter wäre.
    In dem Stück ging es um die Befreiung der durch einen Fluch ins barbarische Tauris verbannten Griechin Iphigenie.
    Das ists, warum mein blutend Herz nicht heilt.
    In erster Jugend, da sich kaum die Seele
    An Vater, Mutter und Geschwister band,
    Die neuen Schößlinge gesellt und lieblich
    Vom Fuß der alten Stämme himmelwärts
    Zu dringen strebten: leider faßte da
    Ein fremder Fluch mich an und trennte mich
    Von den Geliebten, riß das schöne Band
    Mit ehrner Faust entzwei. Sie war dahin,
    Der Jugend beste Freude, das Gedeihn
    Der ersten Jahre. Selbst gerettet, war
    Ich nur ein Schatten mir, und frische Lust
    Des Lebens blüht in mir nicht wieder auf.
    Das konnte ich ihr nachfühlen. So ähnlich war es auch mir ergangen, nach dem Umzug von Vallendar nach Meppen.
    Nach der Vorstellung machten wir uns schleunigst davon, um mit Jeans und Parka nicht unangenehmer aufzufallen als nötig.
    Michael besaß »Asterix bei den Belgiern«. Das war das letzte von René Goscinny und Albert Uderzo geschaffene Asterixheft, und es würde niemals mehr ein neues geben. Aber vielleicht würden sich die Beatles ja noch einmal zusammentun und eine Platte aufnehmen. Dann wäre ich sofort in das nächste Geschäft gestürzt. Auf

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