Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
mich hätten sich die Beatles verlassen können.
Sonst war leider weiter nichts groß los in Vallendar, außer daß Michaels eine Schwester schwanger war, aber das ging mich ja nichts an.
Im Zug zurück nach Meppen las ich konkret . Hermann L. Gremliza zitierte Rudi Dutschke:
Ein kalter Rücken kam mir hoch.
Diesen Satz kommentierte Gremliza mit den Worten:
Eine ganz neue Sensibilität oder eine ganz alte Verlogenheit? Es ist der miese Allerweltstrick bürgerlicher Zeilenschinder, mit Gefühlen zu prahlen, derer sie nicht fähig sind. Keinem, auch dem Autor Rudi Dutschke nicht, ist je ein kalter Rücken hochgekommen, sondern allenfalls das Frühstück, und den Rücken ist ihnen und ihm bestenfalls was kalt runtergelaufen. Wegen schlechter Witterung findet die Umwälzung in der Metapher statt.
Weil Tante Therese Geld brauchte, um Onkel Bob auszahlen und das Haus für sich behalten zu können, hatten Mama und Papa ihr fünftausend Pfund geliehen, umgerechnet an die neunzehntausend Mark.
»Aber das erzähl nun bitte mal nicht weiter«, sagte Mama. »Das geht niemanden was an.«
Wem hätte ich das denn erzählen sollen?
Mama freute sich immer, wenn langer Samstag war und die Läden länger offenhatten. Dann unternahm sie gewaltige Beutezüge, und man durfte Limokisten, Milchtüten und Kartoffelnetze aus dem Kofferraum ins Haus schleppen und anschließend wieder Blätter harken.
Bevor die Urururahnen des Menschen aus dem Wasser gekrochen und auf die Bäume geklettert waren, hatten die Bäume schon ein paar Milliarden Jahre lang ihre Blätter abgeworfen, ohne daß sich irgendeine Sau darum gekümmert hätte, und alles war gut gewesen, doch im Jahre 1979 nach Christus mußte ich mit einer Forke in der Pfote Blätter zusammenharken.
Why?
Mama und Papa hatten sich im Keller einen üppigen Weinvorrat angelegt, und ich mopste mir eine der Weißweinflaschen und machte mich in meinem Zimmer darüber her. Mit 0,7 Liter Wein in der Krone konnte man’s in Meppen schon etwas besser aushalten.
In Teheran hatten mehr als dreihundert Iraner die US-Botschaft gestürmt, alle Angestellten als Geiseln genommen und die Auslieferung des Schahs verlangt, der sich in New York herumtrieb.
Das sei unwürdig, sagte Hermann. »Ein Staat, der Geiseln nimmt! Von Rechts wegen müßten alle anderen Staaten jetzt ihre Botschafter aus Teheran zurückrufen und die diplomatischen Beziehungen abbrechen. Den Schah, den können sie von mir aus ja haben, die Mullahs, aber doch nicht mit solchen Methoden!«
»Am besten schreibst du das mal dem Chomeini. Sehr geehrter Herr Ayatollah, wenn Sie die Geiseln freilassen, werde ich meinem guten alten Freund Jimmy Carter empfehlen, Ihnen und Ihren Freunden den Schah auf dem Silbertablett zu servieren. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Hermann Gerdes.«
»Gute Idee! Aber vielleicht sollte ich noch darauf dringen, daß dem Schah auch wirklich ein fairer Prozeß gemacht wird ...«
»Genau. Dafür solltest du Chomeini sein Ehrenwort abverlangen.«
»Und zwar mit der vollen Autorität meines Namens, den ich in die Waagschale werfe!«
»Weshalb bist du eigentlich noch nicht UNO-Generalsekretär?«
»Weiß ich auch nicht. Da sind irgendwelche Intriganten am Werk, aus der Rüstungslobby, und die haben dafür gesorgt, daß ich als Schüler nach Rütenbrock versetzt worden bin, so daß ich meinen bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Plan zur Herstellung eines dauerhaften Weltfriedens nicht verwirklichen kann ...«
»Und gibst du jetzt auf?«
»Ob ich aufgebe?« Hermann trommelte sich auf die Brust. »Ein Gerdes gibt niemals auf! O nein, ich werde mich wieder hocharbeiten, Abitur machen, vielleicht BWL studieren, den langen Marsch durch die Institutionen antreten und dann eines Tages das marode System von innen her sprengen und ein gerechteres an dessen Stelle setzen!«
»Unter deiner persönlichen Führung?«
Darüber dachte Hermann kurz nach, und dann sagte er: »Ja, ich glaube, es wird das beste sein, wenn ich die Zügel in der Übergangsperiode stramm in der Hand halte.«
»Und wie lange wird die dauern?«
»Das hängt von Faktoren ab, die ich heute noch nicht vorherzusehen vermag. Fünf Jahre, zehn Jahre ... vielleicht auch dreißig oder vierzig Jahre oder auch noch länger, wenn sich herausstellen sollte, daß das Volk mich braucht ...«
»Ich wette, du wirst ein guter Diktator.«
»Ja! Und du wirst dann mein ideologischer Berater!«
Anstatt eine weitere Weinflasche zu stibitzen, nahm ich mir
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