Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Bevölkerung trifft und deren Wut auf den Westen schürt, die Absicht, eine Eingreiftruppe im Nahen Osten zu stationieren, die Unterstützung des pakistanischen Diktators Zia ul-Haq – eine elementare Verletzung des Völkerrechts, die Indien erzittern läßt und vielleicht eine ähnliche Entwicklung wie im Iran heraufbeschwört –, die sogenannte Nachrüstung, die die Rüstungsspirale weiter im Gange halten würde, oder auch der Versuch, sich bei den Ländern der Dritten Welt einzuschmeicheln und gegen die Sowjetunion Front zu machen, der aber, wie die 3. Konferenz der UNO-Organisation für industrielle Entwicklung Unido gezeigt hat, in einem Mißerfolg endete – all dies kennzeichnet nicht gerade einen besonnen kalkulierenden Politiker, der mit Weitsicht einen Ausweg aus der Krise sucht. Die Situation erfordert heute einen langfristigen Plan, der vor allem die Entspannungspolitik als eines seiner wesentlichsten Momente aufzunehmen hat. Jimmy Carter muß sagen, worauf er setzen will – auf die Entspannung oder auf die chinesische Karte.
Dem hatte er’s aber gegeben.
»Irgendwas nicht in Ordnung damit?« fragte mich Andreas. »Du kuckst so komisch!«
Tat ich das? »Nur aus Bewunderung«, sagte ich. »Du solltest beim geostrategischen Planungsstab der Bundesregierung anheuern ...«
»Endlich erkennt jemand mein Genie!« schrie er. »Und nächste Woche werd’ ich Kreml-Astrologe!«
Mama wollte eine nach Neuseeland ausgewanderte Freundin besuchen und hatte sich bei einem Hamburger Reisebüro nach dem Preis erkundigt, und das Reisebüro teilte ihr mit, daß der Flug von Frankfurt nach Auckland und zurück knapp dreitausend Mark koste, »ab 1.4.1980 Preiserhöhung bedingt durch Treibstoffzuschläge«.
Zu teuer. Beim Essengehen an den Getränken herumknapsen und dann um die halbe Welt jetten, das hätte ja auch irgendwie nicht gut zusammengepaßt.
In der Aula wurde ein Stück von Max Frisch aufgeführt: »Biedermann und die Brandstifter«, mit Charles Regnier, einem Schauspieler, den man auch schon mal in der Glotze gesehen hatte. Aus mir unbekannten Gründen schienen Mama und Frau Lohmann sich davon gut unterhalten zu fühlen. Da war also dieser Biedermann, der zwei Brandstifter bei sich aufnahm, und man wußte sofort, daß der Biedermann ein Idiot war und daß die Brandstifter Brandstifter waren, was nur der Biedermann nicht wahrhaben wollte, und den Rest des Dramas konnte man sich denken: Die Brandstifter werden dem Biedermann die Hütte über dem Kopf anzünden, und der Biedermann wird verdattert sein. Und so kam es dann auch.
Zuhause schlug ich in Georg Hensels Theaterführer nach.
Bei aller Skepsis appelliert Frisch an die Zuschauer, das Böse als Teil dieser Welt zu erkennen und nach dieser Erkenntnis zu handeln ...
Was ’n Gesabbel. Um das Böse als Teil dieser Welt zu erkennen, mußte man sich doch nur mal als Kleinkind im Sandkasten mit anderen Kindern gestritten haben, und um nach dieser Erkenntnis zu handeln, also um sich zu wehren, brauchte man keine Appelle von langweiligen Dramatikern, die so taten, als ob sie das Ei des Kolumbus gefunden hätten ...
Dann schon besser Robert Musil. Der hatte in allen Einzelheiten den Todeskampf von Fliegen geschildert, die an einem dieser giftigen Leimpapiere klebengeblieben waren:
Sie biegen sich vor und zurück auf ihren festgeschlungenen Beinchen, beugen sich in den Knien und stemmen sich empor wie Menschen es machen, die auf alle Weise versuchen, eine zu schwere Last zu bewegen, tragischer als Arbeiter es tun, wahrer im sportlichen Ausdruck der äußersten Anstrengung als Laokoon ...
Aber dann in Deutsch darüber zu diskutieren, ob der Erzähler hier irgendwie gleichnisartig das Schicksal der Menschheit habe gestalten wollen ... gähn.
Heike Schmitz meinte, daß es in dem Text vielleicht versteckte Zeitbezüge gebe, zum Beispiel irgendwelche Hinweise auf den Ersten Weltkrieg, aber bei der Frage nach dem Entstehungsjahr mußte der Wolfert passen.
Michael ließ ich wissen, daß wir einen Schlafsack für ihn übrig hätten. Es wäre ja denkbar, daß man uns aus der Jugendherberge rausschmeißt, und wenn wir Schlafsäcke dabeihätten, könnten wir auch irgendwo im Freien pennen. In Italien solle es doch warm sein, und auf Jugendherbergen sei ich nach meinen in Hermeskeil gesammelten Erfahrungen sowieso nicht wild. Aber das alles brauche er seinen Eltern ja nicht zu erzählen.
Der Springer-Journalist Paul C. Martin hatte geschrieben:
Noch ist die Fahrt
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