Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
in eine neue Wirtschaftskrise zu stoppen: mit militärischen Mitteln.
Und:
Die Antwort kann nur lauten: Einmarsch.
Und:
Die Besetzung der wichtigsten Ölfelder ist bestenfalls ein Kommandounternehmen, wobei die Araber bei ihrer bekannten Kriegstüchtigkeit wahrscheinlich sofort kapitulieren werden.
Hermann L. Gremliza hatte deswegen Anzeige erstattet und war vom Hamburger Landgericht zurückgewiesen worden: Dem beanstandeten Artikel seien keine Formulierungen zu entnehmen, die als »Aufstacheln zum Angriffskrieg« zu werten seien.
Diese Staatsanwälte konnten oder wollten offensichtlich nicht lesen; weder Paul C. Martin noch das Strafgesetzbuch.
Bevor wir am Samstagabend zu einer Sauftour durch Meppen aufbrachen, las ich Hermann aus konkret den »Spruch des Monats« vor:
Kein Atommüll zum Mars! Denn Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück!
Hermanns ungeteilte Zustimmung fand auch ein Gedicht aus der neuen Titanic über die Frage, ob die Wachtel sich als Weltmacht etablieren könne:
Schaut Euch nur die Wachtel an!
Trippelt aus dem dunklen Tann;
Tut grad so, als sei wer.
Wachtel Wachtel täuscht sich sehr.
Zweite Strophe:
Wär sie hunderttausend Russen,
hätt den Vatikan zerschussen
und vom Papst befreit – ja dann:
Wachtel Wachtel Dschingis-Khan!
»Von wem ist das?« fragte Hermann.
»Als Verfasser steht hier F.W. Bernstein. Und jetzt kommt die dritte und letzte Strophe ...«
Doch die Wachtel ist nur friedlich,
rundlich und unendlich niedlich;
sie erweckt nur Sympathie.
Weltmacht Wachtel wird sie nie!
Das würden wir ja sehen, sagte Hermann, ob die Wachteln sich diese Verspottung ihrer weltmachtpolitischen Ambitionen bieten ließen. »Da gibt’s doch diesen Film von Alfred Hitchcock ...«
Unser Plan war, in jedem Lokal, das an unserem Weg lag, jeweils ein Pils zu trinken, nicht mehr und nicht weniger, und dann einfach mal zu sehen, wie weit wir dabei kämen. Anfangen wollten wir in der Bahnhofskneipe, die ich noch nie betreten hatte, aber als wir da angestiefelt kamen, gingen gerade die Schranken runter. Hermann sprintete los und flitschte so eben noch drunterdurch auf die andere Seite. Von da aus winkte er mir fröhlich zu und tänzelte dann ohne mich in die Kneipe hinein, um sich ein Bier zu genehmigen, und er schaffte das, bevor die Schranken wieder hochgegangen waren.
Na, denn Prost.
Dieses erste Bierchen sei ihm gut bekommen, sagte Hermann, und es tue ihm sehr leid, daß ich noch so durstig aussähe. »In der nächsten Kneipe darfst du dann mit meiner Erlaubnis ausnahmsweise zwei Biere auf einmal bestellen, auch wenn wir damit gegen ein Grundprinzip unserer generalstabsmäßig ausgearbeiteten Aufmarschplans verstoßen sollten ...«
Unterwegs dachten wir uns peppige neue Slogans zur Ankurbelung des Fremdenverkehrs in Meppen aus.
Meppen – die kleine Stadt mit den langen Wartezeiten.
Großstadthektik? Nervosität? Überreizte Nerven? In Meppen kannst du zur Ruhe kommen. Zur letzten.
Such nicht im Himalaya nach dem Nirwana – komm einfach nach Meppen!
Zugegeben: Meppen ist kein Paradies. Doch es ähnelt immerhin einem Friedhof.
Zieh nach Meppen, laß dich neppen und nach Rütenbrock verschleppen ...
In seinen Augen, erklärte Hermann in der dreizehnten oder vierzehnten Kneipe, sei Hans Moser der miserabelste Schauspieler aller Zeiten. »Ich sag’s dir, der seibert sich was zusammen, da fällt dir nix mehr ein. Hans Moser – nee. Mit dem kannste mich jagen!«
Diese Arie kannte ich schon. Viel lustiger fand ich es dann, auf dem Rückweg Gartenzwerge zu stehlen. Nach und nach erbeuteten wir fünf unterschiedlich große Exemplare, eins immer noch häßlicher als das andere. Aber was sollten wir mit denen anstellen?
»Wir erziehen die um«, schlug Hermann vor. »Wir überzeugen die von der Notwendigkeit der Diktatur des Proletariats und bringen sie dazu, hier schon mal die Vorgärten revolutionär umzugestalten ...«
»Und wenn sie sich weigern?«
»Dann werden sie an die Wand gestellt!« rief Hermann. »No pasarán!« Wachtel Wachtel Dschinghis-Khan!«
Als ich mich aus dem Bett gequält hatte und frühstücken gehen wollte, wurde mir schwarz vor Augen.
Oweia. Was war das nur für ’ne abartige Idee gewesen, sich durch halb Meppen zu saufen? Scheiß Alkohol. Scheiß Meppen. Scheiß Gartenzwerge.
Wo hatten wir die eigentlich gelassen nachher? Das wollte mir nicht mehr einfallen. Zwischen dem Diebstahl der Gartenzwerge und dem Aufwachen klaffte in meinem Gedächtnis
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