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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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dem Vorwärts entnommen hatten«. Da wollte ein Opa ein junges Mädchen mit ’ner Tüte Bonbons hinter einen Baum locken, und das Mädchen sagte: »Tut mir leid, Opa, aber das kostet inzwischen einen Hunderter!«
    Und dann die Lehrerzitate. Olle Diepenholz at its best: »Je höher die Potenz ist, desto steiler wird das Ding. Es ist natürlich klar, daß das nie senkrecht wird!«
    Im Deutschlandfunk hatte Herbert Wehner sinngemäß gesagt, daß die Sowjets nicht einfach zusehen könnten, wenn sich in ihrem Imperium der eine oder andere Bündnispartner plötzlich sozusagen selbständig machte.
    Das gehe gegen die Polen, sagte Hermann. »Und da kommt noch was nach! Den Tschechen, denen haben die Russen anno ’68 ja auch schon eins ausgewischt ...«
    Aus einem Brief von Onkel Dietrich fiel mir ein Fünzigmarkschein in den Schoß.
    Die Idee, nach Florenz zu fahren, finde ich sehr gut. In Deinem Alter habe ich damals eine Autotour mit Walter und dessen Freund durch Skandinavien gemacht. Drei Wochen mit Zelt und Spirituskocher. Solche Touren sind durch nichts zu ersetzen, und ich kann Dir versichern, daß Du noch in Jahren gerne an diese Tage zurückdenken wirst. Eine kleine finanzielle Reserve, die beiliegt, ist für die Reisekasse bestimmt.
    Na bestens. Meinen Patenonkel Dietrich bekam ich nur selten zu sehen, aber auf den war Verlaß.
    Zu Beginn der Osterferien durfte ich nach Hannover. Im Zug las ich die »Freibeuterschriften« von Pier Paolo Pasolini. Das war dieser schwule, von einem Strichjungen ermordete italienische Regisseur. Der hatte was gegen Langhaarige gehabt, weil deren Mähnen angeblich »rechte Inhalte« andeuteten:
    Ihre Freiheit, die Haare nach Lust und Laune zu tragen, läßt sich nicht mehr verteidigen, denn sie ist keine Freiheit mehr. Vielmehr ist es höchste Zeit, den Jugendlichen zu sagen, daß ihre Frisuren widerlich, weil vulgär und servil sind.
    Pasolini waren aber auch die Christdemokraten in seinem Land nicht geheuer gewesen:
    Die Kontinuität zwischen faschistischem Faschismus und christdemokratischem Faschismus ist total und absolut.
    Von den italienischen Verhältnissen verstand ich nicht genug, um das beurteilen zu können, aber bei uns war es ja tatsächlich so, daß in der Ära des Christdemokraten Adenauer unzählige alte Nazis einfach weitergemacht hatten – in der Polizei, in der Bundeswehr, im Bundesnachrichtendienst, im Bundestag und sonstwo. Globke! Der hatte sich im Dritten Reich als Jurist um die Nürnberger Rassengesetze verdient gemacht und war unter Adenauer als Staatssekretär durchgefüttert worden.
    Dann doch lieber lange Haare, oder?
    Bei Tante Dagmar gab’s Hühnerboullion, und ich durfte Bier dazu trinken.
    Auf die Christdemokraten hielt auch Tante Dagmar keine großen Stücke. »Ich bitte dich!« sagte sie. »Allein dieser Pestel!«
    Damit meinte sie den niedersächsischen Wissenschaftsminister Eduard Pestel von der CDU, der gerade eine Breitseite gegen alle Kernkraftgegner losgelassen hatte: »Kernkraftgegner sind Menschen, die von frühester Kindheit an den Weg zum Neurotiker gegangen sind.«
    Tante Dagmar fragte mich dann auch ein bißchen über das Familienleben in Meppen aus und ließ zum Schluß die Bemerkung fallen: »Deine Mutter haut doch bei jeder sich bietenden Gelegenheit von zuhause ab.«
    Da war was dran.
    Im Funkhaus, wohin Tante Dagmar mich mitgenommen hatte, regte sich Frau Leineweber, die Sekretärin des Kulturchefs, über den Titel eines Buchs auf, das da rumflog: »Als wie ein Rauch im Wind«. Das sei doch hanebüchen. »Wie ein Rauch«, das gehe ja noch an, mit einem zugedrückten Auge. Aber: »Als wie ein Rauch«, da sperre sich etwas in ihr, sagte Frau Leineweber, und ich gab ihr recht. Ein Buch mit dem Titel »Als wie ein Rauch im Wind« hätte ich wahrscheinlich nicht mal in Ermangelung spannenderer Lektüre auf dem Klo zur Hand genommen.
    Im Kino lief »Das China-Syndrom« mit Jack Lemmon und Jane Fonda. Da versuchten die schurkischen Betreiber eines Atomkraftwerks mit allen Mitteln, auch mit schmutzigen, die Wahrheit zu vertuschen, daß es wegen ihrer Schlamperei fast einen GAU gegeben hätte. GAU: Größter anzunehmender Unfall. Kernschmelze, radioaktive Verstrahlung riesiger Landflächen, Zichtausende von Todesopfern. Und diese Typen riskierten das alles, nur um ihr Scheiß-AKW in Gang zu halten, weil sie ja sonst Geld verlieren könnten, und wenn jemand was dagegen einzuwenden hatte, setzten sie ihm mitleidlos die Daumenschrauben

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