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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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hatte, aber die sahen nicht sonderlich appetitanregend aus.
    Ich hätte in meinem Bett bleiben sollen, die gesamten Osterferien über.
    Wenn man aus dem Fenster glubschte, sah man auch nicht viel, das einen aufgeheitert hätte. Italien! Alle schwärmten davon, wie toll es da sei, aber was man da erblickte, waren nichts als öde, verkarstete Mondlandschaften, abgewirtschaftete Käffer und bepißte Gewerbegebiete. So richtig was zum Kaugmmireinspucken. Von wegen Myrtenhain und Gold-Orangen. Eins geschissen!
    In Mailand hatten wir ’ne Stunde Aufenthalt, laut Fahrplan, also Zeit genug, daß man sich ’n bißchen umsehen konnte, aber Angela sträubte sich, weil hinterher, da wären unsere Siebensachen unter Garantie gestohlen. Und außerdem, wenn das nun gar nicht stimme mit der Stunde Aufenthalt, was dann? Auch Udo votierte gegen meinen Plan, aber Michael wollte mitkommen.
    Immerhin. Wir stiegen aus und spazierten den Bahnsteig hinunter, in froher Erwartung des pulsierenden Großstadtlebens, als unser Zug sich unvermittelt wieder in Bewegung setzte. Das konnte eigentlich nicht angehen, denn im Fahrplan hatte klar und klipp was ganz was anderes gestanden, doch wir verschwendeten keine Zeit mit einem längeren Gedankenaustausch über die Unzuverlässigkeit der italienischen Fahrpläne, sondern galoppierten zur nächstgelegenen Tür, rissen sie auf und sprangen an Bord.
    »In letzter Sekunde!« rief Michael. »Schwitz! Das hätte ’n tollen Urlaub gegeben – du und ich in Mailand, ohne Gepäck! Nich’ mal ’ne Zahnbürste hätten wir gehabt und keine Unterhose zum Wechseln! Oder nur, wenn wir’s gemacht hätten wie in dem einen Witz von Otto Waalkes: Schlosser wechselt mit Gerlach, Gerlach wechselt mit Schlosser ...«
    In unserem Abteil meckerte Angela gleich los: Sie habe es doch geahnt und so weiter. Udo gackerte nur vor sich hin wie ein hysterisches Huhn, und als ich zum x-ten Male den Fahrplan hervorholte, um zu beweisen, daß ich ihn genauer beachtet hatte als der Lokomotivführer, blieb der Zug auf einmal stehen und juckelte dann gemächlich zurück in die Bahnhofshalle. Wir hatten nur das Gleis gewechselt.
    Ätsch! Ich hatte recht behalten, und jetzt kamen Michael und ich als Touristen endlich auf unsere Kosten, indem wir sinnlos in der Gegend vor dem Bahnhof herumliefen. Wir hätten irgendwo einkehren und ein Käffchen trinken können, doch wer wußte schon, ob das nicht samt und sonders Nepplokale waren? Auf den ersten Blick sah Mailand ganz nach einem Tummelplatz der Reichen und der Superreichen aus.
    »Kauf Angela doch ’n Winterpelz«, schlug Michael mir vor. »Oder wie wär’s mit ’nem Smaragdkollier? Um die Wogen zu glätten?«
    Nach der Abfahrt aus Mailand knöpfte ich mir aufs neue die »Traumdeutung« vor. Aus irgendeinem Grund hatte Freud sich darauf versteift, daß jeder Traum eine Wunscherfüllung sei. Da konnte ich dem Ahnherrn der Psychoanalyse nicht ganz folgen. Als kleines Kind hatte ich mal geträumt, von einem Elefanten gefressen zu werden, und zwar gegen meinen Willen, und mir konnte keiner einreden, daß ich mir mit diesem Albraum einen langgehegten Wunsch erfüllt hätte.
    An einer Stelle bekannte Freud seine Ahnungslosigkeit ein:
    Wovon die Tiere träumen, weiß ich nicht.
    Wäre ja wohl auch ’n Hammer gewesen.
    Je näher wir Florenz kamen, desto enger wurde es im Zug. Er füllte sich vor allem mit Großfamilien, deren Mitglieder unfaßbar viel miteinander zu bekakeln hatten. Meistens brüllten sie alle gleichzeitig und ruderten dabei mit den Armen wie Ersaufende. Kannte man ja, aus Filmen, diese Neigung der Italiener zum Melodramatischen.
    Um uns auf Land und Leute einzustimmen, rezitierte Michael einige Abschnitte aus seinem Reiseführer der Firma Grieben. »Hier, über den typischen Florentiner: Die Geschichte hat gezeigt, daß er auch streitsüchtig und sogar grausam sein kann.«
    Das könne man auch über den typischen Emsländer sagen, wandte Udo ein. Wahrscheinlich konnte man das ganz allgemein über den typischen Menschen sagen.
    Nach gut zwanzig Stunden Reiserei erreichten wir den Zielbahnhof und suchten uns ein Taxi mit groß genugem Kofferraum.
    Angela übernahm die Verhandlungen. Unser Campingplatz hieß Villa Camerata und befand sich in einem weit entlegenen Stadtviertel, das der Fahrer in Rennfahrermanier anzusteuern begann. Um rote Ampeln kümmerten sich die Italiener nicht. Die heizten einfach drauflos und lieferten sich an jeder Straßenecke wilde

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