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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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über.
    In einem langen, mit dem Zeit -Journalisten Ben Witter geführten Gespräch hatte der Großverleger Axel Springer um Mitleid gebarmt:
    »Ich leide wie ein Hund darunter, daß manches in meinen Blättern steht, womit ich überhaupt nicht einverstanden bin. Und wie leide ich, wenn ich morgens die Bild -Zeitung lese. In Hunderten von Briefen beschwor ich die Chefredaktion, alles zu unterlassen, was gegen die Würde des Menschen verstößt.«
    Och! Und die Redakteure scherten sich einen Dreck um die vielen Briefe? Und traten die Menschenwürde weiter mit Füßen? Und darunter litt dieser Verleger wie ein Hund?
    Er sei, so hatte Springer kundgetan, »ein Poet und Träumer«. Na klar. Denn als Poet und Träumer konnte er die Leute nicht einfach feuern, die für ihn die Schmutzarbeit machten.
    Absahnen und darüber auch noch jammern. Daß der sich nicht schämte!
    Beinahe jedes Wochenende fanden Abiturfeiern statt, obwohl die Prüfungen noch gar nicht angefangen hatten. Auf einer dieser Feten willigten nach Heike auch Axel Reinert, Mona Feddersen, Marita Bredenkamp, Astrid Kohler und der Bio-Leistungskursler Heiner Volkert ein, bis drei Uhr morgens mit mir durchzufeiern und mir dann beim Zeitungsaustragen zu helfen.
    Ich kam mir dabei vor wie Karajan beim Dirigieren eines Schulorchesters.
    »Nein, nein, nein! Da oben zweie hin, rechts keine, und da vorne drei!«
    Und wieder durch den Schneematsch: »Axel? Wo bist du?«
    Und zurück zum Fahrrad. »Stop! Wer hat das zweite Bündel aufgeschnürt?«
    »Reg dich ab, Alter«, sagte Andreas. »Wir machen das schon!«
    Eine Schlitterpartie nach der anderen.
    Am Ende hatten wir drei Zeitungen über, und Mona ging mit meinem Laufzettel noch einmal auf die Suche. Marita Bredenkamp hatte sich bereits verabschiedet.
    Ich konnte nicht mehr.
    »Zieh du man lieber los und schlaf dich aus«, sagte Heike und umarmte mich.
    Bunte Bänder und Girlanden, Sonne nach durchzechter Nacht,
    Neonlicht im Morgennebel, kurz bevor die Stadt erwacht …
    Nie wieder würde ich mir so einen Job aufhalsen.
    Zu den hervorstechenden väterlichen Wesenszügen, die Kafka in seinem »Brief an den Vater« beschrieb, gehörte die Unduldsamkeit:
    In Deinem Lehnstuhl regiertest Du die Welt. Deine Meinung war richtig; jede andere war verrückt, überspannt, meschugge, nicht normal.
    Entsprechend ungemütlich war es auch beim Essen zugegangen.
    Was auf den Tisch kam, mußte aufgegessen, über die Güte des Essens durfte nicht gesprochen werden – Du aber fandest das Essen oft ungenießbar; nanntest es »das Fressen«, das »Vieh« (die Köchin) hatte es verdorben.
    Die meiste Zeit schien Kafkas Vater damit verbracht zu haben, auf seinen ungeratenen Kindern herumzuhacken, aber einmal hatte er den kranken Franz aus Rücksicht nur scheu von der Tür aus gegrüßt:
    Zu solchen Zeiten legte man sich hin und weinte vor Glück und weint jetzt wieder, während man es schreibt.
    Das hätte Papa mal lesen sollen.
    Der Wesel hatte eine Autofahrt nach Bremen angesetzt, mit mir und noch zwei anderen. Natürlich nicht mit Saskia; das wäre ja auch zu schön gewesen.
    Über Bundesstraßen erst und hinter Cloppenburg dann auf die Autobahn und nahezu auf jedem Rastplatz Fahrerwechsel.
    »Daf glaub ich euch, daf ihr immer hübf geradeauf fahren könnt«, sagte der Wesel. Wir sollten aber lernen, in den Autobahnverkehr einzuscheren und wieder daraus auszuscheren.
    Vorm Überholen über die linke Schulter nach hinten kucken, ob da nicht ein Wagen aus dem toten Winkel angebrettert kommt. Sobald das überholte Fahrzeug im Rückspiegel zu sehen war, konnte man gefahrlos auf die alte Spur zurück.
    »Ftändig den rückwärtigen Verkehr im Auge behalten!«
    Nach meinem ersten kurzen Autobahnstreckenabschnitt war ich naßgeschwitzt, und dabei hatte ich nur einmal einen LKW überholt und war nie schneller als 120 gefahren. Die Raser, die dann so an einem vorbeischossen, mußten ’ne Meise haben.
    Einmal handelte ich mir eine Rüge ein, weil ich vom vierten in den zweiten Gang zurückgeschaltet hatte. Sowas sei Gift fürs Getriebe.
    In Bremen tranken wir in einem Stehausschank Muckefuck aus Plastiknäpfen und machten kehrt.
    Von Papa, der sein Patenonkel war, wünschte Robert Wellmann sich zu Weihnachten eine »Lötstation«. Ach ja, unsere Herren Techniker! Mit Lötstationen fing es an, und enden tat’s mit Schnellen Brütern und Wasserstoffbomben.
    Tante Hanna hatte uns ein Paket mit Nürnberger Lebkuchen zukommen lassen. Davon gab

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