Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
nicht plötzlich auf Klötze stellen. Wir mußten also eine Art falschen Fußboden machen, der langsam anstieg.
Das hatte Hitchcock François Truffaut erzählt, in einem der Gespräche für das Buch »Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?«.
In diesem Buch stand auch eine Anmerkung der deutschen Übersetzer Frieda Grafe und Enno Patalas:
Der Film war in der Bundesrepublik als Weißes Gift im Verleih. Die Synchronisation hatte aus den deutschen Uraniumdieben kosmopolitische Rauschgifthändler gemacht.
Als zuständiger Hollywood-Mogul hätte ich den Rechtsweg beschritten und zwei meiner Gorillas damit beauftragt, diesen Fälschern in einer dunklen Seitengasse eine Abreibung zu verpassen.
Aus dem politischen Weltgeschehen: Papa brach zu einer Dienstreise in die Schweiz auf, Mama fuhr nach Wiesbaden, und in Peking stand die »Viererbande« um Maos Witwe Tschiang Tsching vor Gericht. Eine Bande von vier Leutchen gegen mehr als neunhundert Millionen Chinesen? Daß dieser Bande ein fairer Prozeß gemacht wurde, glaubte niemand auf der ganzen weiten Welt, doch die chinesischen Despoten schien das nicht zu bekümmern.
Zeitungen austragen bei Regen und Sturm. Das wollte gelernt sein. Als ich die Fasanenstraße abgeklappert hatte, links runter und rechts wieder rauf, da erwartete mich ein Bild des Grauens: Der Wind hatte mein Fahrrad umgeschmissen, und die Zeitungen aus dem aufgeschnittenen Bündel flogen überall herum – in den Vorgärten, in Hecken und in Pfützen …
Ganze sieben Exemplare konnte ich noch retten und zusammenfalten; der Rest war hinüber. Ich klaubte die unbrauchbar gewordenen Seiten auf, knüllte sie zusammen und verteilte sie auf die herumstehenden Mülltonnen, und dann fuhr ich zur Post und klaute einem anderen Boten eins seiner Bündel.
Der oder ich.
Vielleicht war er ja nachher ganz froh, daß ich ihm einen Teil der Arbeit abgenommen hatte. Wußte man’s?
Ein Satz aus meiner letzten Unterredung mit Heike ging mir lange durch den Sinn: »Vielleicht hast du da ja unbewußt ’ne Sperre irgendwo.«
Daraus hätte man ’n Schlager machen können:
Weshalb sitzt du jedesmal so tierisch lange auf ’m Klo?
Vielleicht hast du da ja unbewußt ’ne Sperre irgendwo …
Und dazu noch Verse mit den Reimwörtern Rollo, Plumeau und Kleintierzoo.
Brechts »Buch der Wandlungen« las ich nur bis zu dem Eintrag über Parteilichkeit und Objektivität.
Me-ti wurde gefragt: Wie könnt ihr verlangen, daß jemand zugleich objektiv und parteiisch ist? Me-ti antwortete: Wenn die Partei objektiv das Richtige ist, besteht kein Unterschied mehr zwischen objektiv und parteiisch.
Dann mußte sie ja wohl auch immer recht haben, die Partei! Von ganz alleine wäre ich da niemals drauf gekommen.
Ich hätte besser daran getan, mir den Horrorfilm mit Donald Sutherland und Julie Christie anzusehen, im Ersten: »Wenn die Gondeln Trauer tragen«. In der Schule wurde praktisch von nichts anderem geredet. Das sei der gruseligste Film gewesen seit »Das Schloß des Schreckens«, sagte Hermann. »Junge, was hab ich ’ne Angst gehabt! Vom Anfang, wo das kleine Mädchen ertrinkt, bis zum Ende, wo dieser Zwerg dem Vater von dem Mädchen den Hals aufschlitzt und aus der Schlagader das Blut rausspritzt – au Mann! Ich hab die ganze Nacht die Deckenlampe angelassen in meinem Zimmer …«
Die besten Filme wurden im Fernsehen leider so gut wie nie wiederholt.
In der achten Folge von »Berlin Alexanderplatz« fing Franz Biberkopf eine Affäre mit einer Tussi namens »Mieze« an. Mir kam das unrealistisch vor. Was hätte ein so junges Weibsstück denn an einem alten Fettsack wie diesem Biberkopf finden sollen? Der trieb sich doch nur in Spelunken herum. Wenn er wenigstens reich gewesen wäre!
Heike schleifte mich zu einer Fete an der Höltingmühle. Draußen flackerte ein Lagerfeuer, und auf einer Holzbank waren die größten Rindviecher unserer Jahrgangsstufe am Grölen: »Santa Maria … Insel, die aus Träumen geboren … ich hab meine Sinne verloren … in dem Fieber, das wie Feuer brennt …«
Der Holzmüller, der Albers und der Harms. Ein wahres Wunder, daß die überhaupt so weit gekommen waren in der Schule. Wenn sie dieses Wunder feiern wollten – bitteschön. Aber ohne mich.
»Wie? Du willst schon wieder gehen?« fragte Heike.
»Ja.«
»Henrik wollte aber auch noch kommen und uns allen was zu rauchen mitbringen …«
»Trotzdem.«
»Mann, du hast ja echt ’ne Superlaune heute …«
Mama wollte, daß ich
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