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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht.
    Mit zweien aus meiner Klasse, Manfred Cordes und Stephan Mittendorf, hatte ich mich zum Mensch-ärgere-dich-nicht verabredet.
    Mittendorfs hatten alles. Gegensprechanlage, Spinnrad im Flur, Farbfernseher, Wohnzimmerkamin, Swimmingpool, Sauna, einen Klavierlehrer, der ins Haus kam, einen eigenen Gärtner und ein Auto mit Chauffeur. Stephan Mittendorf hatte auch alle Heintjeplatten und ein Fahrrad mit Tacho, Kilometerzähler und Fünfgangschaltung. Wie bei Onassis. Stephans Vater hatte die Angewohnheit, morgens fünfhundert Meter zu Fuß zu gehen, um nicht zu verfetten. Der Chauffeur mußte dann im Schrittempo hinter Stephans Vater herfahren.
    Beim Mensch ärgere Dich nicht wollte auch Stephans Bruder Markus mitspielen, aber der schummelte. Wenn man was Gutes gewürfelt hatte und der Würfel mit der Kante zu dicht am Spielfeldrand lag, rief Markus »Kipper!« oder »Brand!«, und dann galt das Gewürfelte nicht.
    »Einmal und nie wieder«, sagte Manfred Cordes.
    Als ich Mama aufzählte, was Mittendorfs alles hatten, sagte sie: »Das kratzt mich nicht im geringsten.«
    Abends kriegten wir jetzt immer Kernige. Papa saß in seinem Sessel, kuckte Nachrichten und verzimmerte Schnitten. Edamer, Salami, Tilsiter und Stinkerkäse und dazu Rollmöpse, Gurken und Bier.
    »Nimm die Flunken runter, ich seh nichts!«
    König Feisal, Präsident Nasser und Präsident Nixon.
    Im Bad machte ich nur Katzenwäsche. Warmes Wasser einlaufen lassen, Unterarme eintunken und abwarten. Vor dem Stöpselziehen noch planschen, damit es nach Waschen klang.
    Volker zeigte mir, wie man mit Zahnputzwasser gurgelt.
    Und dann ins Bett. »Aber dalli!«
    Als das Licht aus war, fragte Volker mich, ob ich wisse, wie Babys entstehen. Die entstünden, wenn der Mann seinen steifen Pimmel bei der Frau in die Scheide stecke. Dann würde aus dem Pimmel der Samen in die Frau fließen, und aus einem davon würde im Bauch von der Frau ein Baby.
    Einmal redete Volker nachts auch davon, daß er bald sterben werde, aus Verzweiflung über die Scheißschule, aber davon wollte ich nichts hören. Ich hätte sogar fast Mama und Papa geweckt, aber Volker hielt mich zurück. So schlimm sei’s nun auch wieder nicht!
    Nach der Turnstunde wollte Frau Katzer, daß wir einen Klassensprecher wählen. Weil ich es in Turnen gerade als einziger geschafft hatte, am Seil bis ganz nach oben zu klettern, und weil das in der großen Pause auch welche von den Mädchen gehört hatten, kriegte ich die meisten Stimmen.
    Die zweitmeisten hatte Melanie Pape gekriegt. Die war jetzt meine Stellvertreterin.
    Ich war platt. Morgens war ich noch ganz normal zur Schule gegangen, und seit der dritten Stunde war ich Klassensprecher und der wichtigste Junge von allen in der 3b. Heike Zöhler bot mir was von ihrer Schokolade an, Norbert Ripp wollte mit mir Quartett spielen, und Melanie Pape sagte, wir müßten uns bei ihr treffen, so um drei. Wir hätten allerlei zu besprechen.
    »Und was mußt du da so machen als Klassensprecher?« fragte Renate mich beim Mittagessen, und weil mir auf die schnelle keine Antwort einfiel, sagte Papa: »Vornehm aus der Wäsche kucken.«
    Melanie wohnte auch in der Theodor-Heuss-Straße, aber weiter vorne und auf der anderen Seite, wo es runterging.
    Im Wohnzimmer standen zehn Millionen Topfpflanzen auf Schemeln und dazwischen ein echt wirkender Schäferhund aus Porzellan, in Lebensgröße, mit raushängender Zunge. Melanies Eltern waren weg.
    Wir gingen auf die Terrasse und setzten uns an den Tisch, der aus dem gleichen knorrigen Holz war wie die Bank. Aus der Küche hatte Melanie eine Flasche Fanta geholt, und dann versuchte sie, mich auf den Mund zu küssen. Igitte!
    Als ich aufsprang, fiel die Flasche um und rollte schäumend über den Tisch, weil der Deckel nicht festgeschraubt war.
    Bevor Melanie mich gehenließ, mußte ich ihr versprechen, zu ihrer Geburtstagsfeier zu kommen.
    Strahlerküsse schmecken besser.
    Bei uns bauten Handwerker Holzgerüste auf, weil das Haus seinen Außenputz bekommen sollte. Volker und mir hatte Mama streng untersagt, auf den Gerüsten rumzuturnen.
    Wir durften aber in den großen Lichtschacht vorm Hobbyraum springen, wenn wir wollten, und im Kies wühlen. Vielleicht entdeckte man da ja mal was. Ein Rattengerippe. Oder ein Messer, das als wichtiges Indiz zur Ergreifung eines Schwerverbrechers führte, und wir würden die Belohnung kassieren.
    Im Wambachtal kamen wir an eine Stelle,

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