Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
suchte nochmal nach Blättern. Ohne Bett war man aufgeschmissen. Langsam hatte ich auch keine große Lust mehr, Ausreißer zu sein, und ich fuhr zurück.
Auf dem Mallendarer Berg kam mir Papa im VW entgegen, sah mich durch die Windschutzscheibe an und drehte hinter mir um.
Ich kriegte Senge, zwanzig Schläge mit der Handkante auf den Rücken, und außerdem Zimmerarrest bis Sonntagabend, genau wie Volker.
Beim Klassenausflug auf die Insel Niederwerth lieferten sich Klaus Koch und Stephan Mittendorf ein Kämpfchen, wobei die Apfelsaftflasche in Stephan Mittendorfs Rucksack zerbrach, doch durch den Gummiboden floß nichts raus. Der ganze Apfelsaft schwappte zwischen den Scherben im Rucksack rum.
Auf Niederwerth gab es nur Äcker. Frau Katzer sagte, daß die Insel für ihren Spargelanbau berühmt sei. Bei mir hatte Spargel die Note 5.
Oliver Wolter kannte den Unterschied zwischen Bremse und Schnake nicht. Der war felsenfest der Überzeugung, das seien nur verschiedene Bezeichnungen für das gleiche Insekt, und davon war er auch nicht abzubringen, der Blödian.
Mit Papas Hilfe hatte Volker das Loch in meinem alten Fußball geflickt, und wir fuhren zum Fußballplatz. Die Räder ließen wir draußen am Zaun stehen.
Ein Tor war frei. Ich stellte mich als Torwart rein, und Volker schoß Elfmeter. Weil das Tor kein Netz hatte, mußte ich nach fast jedem Schuß weit laufen, um den Ball zurückzuholen.
Daß einer von den Jungen am anderen Tor der Rothaarige war, fiel mir erst auf, als er wegging.
Nach dem Kicken waren unsere Räder platt, alle beide, vorne und hinten. »Da hat einer die Ventile gemopst«, sagte Volker, und ich war sicher, daß der Rothaarige der Ventilmops war.
Papa hatte einen grünen Peugeot 404 gekauft, mit Schiebedach und vier Türen und viel mehr Platz auf der Hinterbank als im Käfer. Mama hatte ein großes Freßpaket gepackt, und wir wollten einen Ausflug machen, aber dann drehten wir doch nur eine Runde über den Mallendarer Berg, weil Papa die Auspuffgeräusche nicht gefielen.
Bevor Oma und Opa zu Besuch kamen, mußten Volker und ich nach Vallendar zum Friseur. »Ihr seht verboten aus«, hatte Mama gesagt und Volker das Geld für zweimal Fassonschnitt in die Hand gezählt.
Er freue sich schon auf den Anblick all der Kackschachteln mit ihren Sturzhelmfrisuren, sagte Volker.
Im Friseursalon war es gerammelt voll. Ein armer Knilch fegte die Haarbüschel zusammen, und der Gestank aus der Damenabteilung wehte auch zu den Herren rüber.
Als wir dachten, jetzt ist einer von uns dran, ließ der Friseur noch einen Opa vor, der erst lange nach uns gekommen war.
Papierkragen um, Tuch über und hochgepumpt werden. Der Friseur schubste meinen Kopf rum und stach mir mit der Scherenspitze ins Ohr. Wenn ich zuckte, wurde ich angeranzt: »Sitz still, Junge!«
Neben dem Spiegel hingen schnörkelig beschriftete Urkunden und Schwarzweißfotos von frisierten Schönlingen.
Um nicht so auszusehen, als kämen wir vom Friseur, verstrubbelten Volker und ich uns die Haare mit den Händen und gingen dann den Wilgeshohl hoch, was kräftezehrend war.
Wilgeshohl, da hörte sich schon der Name an wie der von miesem Gemüse. Ich drehte mich um und ging rückwärts hoch, aber das war auch nicht leichter, das kam einem nur kurz so vor.
Als wir oben auf der Kaiser-Friedrich-Höhe eine Verschnaufpause einlegten, sahen wir den Ventilmops. Uns schien er nicht bemerkt zu haben. Wenn der hier irgendwo wohnte, wollte ich nie wieder zur Kaiser-Friedrich-Höhe.
In letzter Minute nähte Mama noch die orangen Vorhänge für Renates Zimmer, weil Oma und Opa da schlafen sollten. Renate fand die Vorhänge widerwärtig, aber gegen Mama konnte sie sich nicht durchsetzen.
Oma und Opa wunderten sich darüber, daß man bei uns durch die Garage ins Haus gehen mußte, weil es noch keine Treppe gab, die zur Haustür führte.
In Volkers Zimmer sollten die Decke und die Dachschräge mit Brettern verschalt werden, aber die meisten Arbeiten im Haus blieben liegen, weil Papa schon genug damit zu tun hatte, die Autos zu reparieren. Erst den Peugeot, dann den Käfer und dann wieder den Peugeot.
Am ersten Herbstferientag wollten Volker und ich eine Radtour nach Simmern machen, obwohl Mama uns verboten hatte, so weit zu fahren.
Wir wühlten die Kindertonne nach Handschuhen und Mützen durch. »Gesetzt den Fall, der Winter weiß nicht, daß er erst in zwei Monaten auf dem Kalender steht«, sagte Volker.
Unten in der Tonne lagen alte,
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