Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
Vom Netzwerk:
vorhatten: Israel ausradieren.
    Der Spiegel , den es wegen Pfingsten schon am Samstag gegeben hatte, decouvrierte Unerhörtes über den »Allround-Sex in Hamburg«:
    Gleich »zwölf Variationen der Erotik« verspricht ein neuartiger Sex-Salon namens »Madison«, der jüngst in Hamburgs Bahnhofsviertel eröffnet wurde: In einer Disco hopsen nackte Mädchen, in »Solo-Boxen« kann man sie aus der Nähe betrachten. Gäste, die mehr wünschen, entschwinden mit den Modellen in »Video-Duo-Kabinen« – zum Ansehen eines Pornofilms und, wenn gewünscht, dessen Live-Nachspiel. Solche zusätzlichen Dienstleistungen freilich müssen extra bezahlt werden – in »Madison«-Währung, die man am Eingang eintauscht. Da gibt es Luxus-Tickets (90 Mark), Super-Taler (30 Mark) und, gleichsam als Klimpergeld, einfache »Madison«-Taler (drei Mark). Einen Super-Taler beispielsweise kostet die Benützung des Exhibitionisten-Raums, in dem sich Anhänger des Schau-Sex produzieren. Gleichzeitig kommen (ebenfalls zahlende) Voyeure auf ihre Kosten – in rings um die Exhibitionisten-Manege angeordneten Peep-Kabinen.
    O mei.
    Ich reaktivierte unser Schlauchboot aus dem Spanienurlaub ’73. War noch gut in Schuß, das alte Schätzchen, und in aufgepumptem Zustand sah es sogar richtig hochseetüchtig aus.
    Mit dem Auto brachte Mama Heike, mich und das Boot nach Bokeloh. Da ließen Heike und ich es in der Hase zu Wasser und schipperten mit der Strömung nach Meppen zurück. Man brauchte sich nur hin und wieder mit dem Ruderblatt vom Ufer abzustoßen; den Rest der Zeit über konnte man meditieren und Fanta trinken oder Bier.
    Rauchen wäre auch nicht schlecht gewesen.
    Die Palette der Naturschönheiten beiderseits der Hase setzte sich aus Schafen, Weidegründen, Baumbewuchs und Sand zusammen, und darüber krümmte sich das Weltall.
    Wonnig, so dahinzukreiseln. Mal lag Heike vorne und mal ich.
    In der Zielgeraden machten sich Fliegen über uns her – diabolisch häßliche und zudringliche schwarze Biester, die sich nicht verscheuchen ließen. Wuselten im ganzen Boot herum und bildeten sich vielleicht schon ein, daß sie’s gekapert hätten. Mistviecher, verdammte.
    Und dann war auch Papa noch am Kritikastern, weil ich das Schlauchboot zum Trocknen im Garten deponiert und es nicht in den Keller getragen hatte.
    Das Nichtrauchen fiel mir auf Dauer zu schwer. Tagsüber ging’s noch, aber abends?
    Ich fuhr zur Tankstelle, Tabak und Blättchen kaufen. Heike brauchte das ja nicht zu wissen. Und wenn ich in größeren Abständen so zwei, drei Zigarettchen rauchte, war das doch wohl meine Privatsache.
    Hermann fand, wir müßten auch mal nach Berlin, und das brauchte er mir nicht zweimal zu sagen. Er hatte sich kundig gemacht, wo es da einen Zeltplatz gab, ein wenig außerhalb, in Jungfernheide, aber schön billig, und schon hielten wir wieder den Daumen raus.
    Meppen, Lingen, Rheine, Osnabrück, Hannover, das ging alles wie der Blitz. Bombenwetter, charmante Leute, hohe Durchschnittsgeschwindigkeit. Von Hannover bis Braunschweig saßen wir bei einem eingefleischten Dylan-Fan im Auto, der läuten gehört haben wollte, daß »His Bobness« von seinem »Jesus-Trip« wieder runtergekommen sei.
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte Hermann, zungenfertig wie nur was.
    Die Autobahnauffahrt in Braunschweig war spitzenmäßig: Leitplanke als Sitzgelegenheit, dichter Verkehr und dicke Platz zum Anhalten. In einem Baedeker für Tramper hätten wir dieser Auffahrt vier von fünf möglichen Sternen verliehen. Fünfe wären’s nur mit einer Wurstbude geworden.
    Wir saßen jedenfalls schon bald im nächsten Schlitten, einem Opel Kapitän. Bestimmungsort: Berlin-Charlottenburg. In Helmstedt las der Fahrer auch noch einen schwerbepackten Kanadier auf, und dann kam die Grenze.
    Wenn es die DDR darauf angelegt hatte, den Transitreisenden das Gefühl zu geben, daß sie unwillkommen seien, so war ihr das vollauf gelungen. Nach langem Autoschlangestehen wurden wir am Grenzkontrollpunkt Marienborn von einem Miesepampel abgefertigt wie Kroppzeug. Die Reisepässe zuckelten auf einem Förderband von Kajüte A zu Kajüte B, in der ein weiterer Terrier residierte, und bei dem durfte man sie sich wieder abholen.
    Der Kanadier weinte fast vor Entgeisterung über den lieblos in seinen Paß gekloppten Stempelabdruck. Da gab es auch ganz andere, aus Paraguay, Brasilien, Spanien und Tansania, richtige Sammlerstücke, und der ostzonale Billigheimerstempel prangte nicht nur schlunzig

Weitere Kostenlose Bücher