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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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geraumen Weile stiegen wir dahinter, daß er Drogen anzupreisen versuchte: »Red Lebanese! Black Afghan! Red Lebanese!«
    »Shut up, John!« riefen die Leute, die zu ihm gehörten, und reichten ihm ein Bier, damit er das Maul hielt.
    Sprach das nun für oder gegen Henriks Theorie?
    Das Reichsmuseum – holländisch: Rijksmuseum – war ein Irrsinnsbauwerk. Äußerlich ein Monolith und innen labyrinthisch. Mama hatte noch untertrieben: Dafür hätte man ein ganzes Leben gebraucht.
    Entscheidend war die Auswahl. An vielen Gemälden konnte man vorüberstratzen, ohne wirklich was zu verpassen. Da reichte ein flüchtiger Blick: Aha, die Passionsgeschichte. Oder Heiligenbilder. Kirchenväter. Engelsreigen. Bibelkäse. Krippenszenen: Jesus, Maria und Josef; Jesus und die frömmelnden Hirten; Jesus und die drei heiligen Könige – fürwahr ein Jammer, daß die größten Künstler ihr Talent jahrhundertelang an diese ikonographische Monokultur verschwendet hatten.
    Das galt auch für die Porträts gekrönter Häupter oder sonstwie hochgestellter Persönlichkeiten. Deren Zifferblättern, Trachten und Herrschaftsinsignien konnte keiner von uns was abgewinnen. Er habe »null Bedarf an Ölschinken von Imperialisten mit Allongeperücke«, sagte Hermann und hatte damit alle Vorbehalte auf den Punkt gebracht.
    Geradezu erhaben wirkten dagegen die Werke der Maler, die sich in aller Bescheidenheit dem bukolischen Volkstreiben zugewandt hatten. Frans Hals, Jan Steen und generell die weltlichen, fidelen Niederländer. Man wollte doch auch mal was Profanes sehen wie Kochtöpfe und Säufernasen und nicht immer nur Staatsakte, Sakramente und himmlische Heerscharen. Oder einfach eine Landschaft, ohne daß gleich wieder irgendein christlicher Märtyrer hinterm Baum hervorlugt.
    Zu den Prunkstücken zählten die Genrebilder von Jan Vermeer. »Die Briefleserin«. Oder: »Dienstmagd mit Milchkrug«. Daran konnte ich mich gar nicht sattsehen.
    Mit Rembrandts »Nachtwache« konnte ich nun aber wieder überhaupt nichts anfangen. Andreas stand lange davor herum und mimte Ergriffenheit. Die nahm ihm aber niemand ab.
    In manchen Räumen schwangen Japaner den Pinsel und kopierten welche von den Kunstwerken. Millimetergenau. Oder waren das Chinesen? Oder Koreaner?
    Aus einer Seitenpforte sprang unversehens Heike heraus und rief mir zu, daß ich herkommen solle, denn dort gehe es erst richtig los, doch ich mochte nicht mehr. Die elastische Gangart der Mittagszeit war dahin, und ich hätte keinen Nerv mehr gehabt für Vasen, Münzen oder Henkelpötte oder was auch immer Heike mir da hatte zeigen wollen.
    Am Nachmittag zogen wir in einem Park voller Freaks und Hippies einen durch, und im großen und ganzen war es das dann mit dem Urlaub.
    Für die Räder hätten wir besondere Fahrscheine lösen müssen, aber da blickte sowieso keiner durch. Als die Grenzer den Zug durchkämmten, stimmte Heike einen Song von einer ihrer Lieblingsgruppen an, der Törner Stier Crew, in dem es darum ging, daß ein als »Pötermann« verrufener Zöllner Analkontrollen vornimmt.
    Pötermann will nur von hinten ran …
    Henrik hatte sein Marihuana auf einem der Klosetts im Abfallbehälter zwischengelagert, und das flog nicht auf, obwohl die Grenzschützer mit Hunden herumgingen, die darauf dressiert waren, solche Mäusenester aufzuspüren.
    Heikes Tabak war alle. Meiner reichte man so eben noch für zwei hagere Lullen, und da sagte sie, wir könnten ja auch aufhören mit dem Rauchen. »Diese beiden tun wir uns noch rein, und dann is’ Sense. Machst du mit?«
    »Das kommt jetzt ’n bißchen unerwartet …«
    Aber wenn ich’s recht bedachte – zwanzig Mark im Monat sparen? Oder sogar einen Tacken mehr, wenn man die Blättchen mitrechnete? In einem Jahr summierten sich die Ausgaben auf – äh – zwanzig mal zwölf – und dafür nicht an einem Lungenkarzinom zugrundegehen?
    »Überredet?«
    »Überredet.«
    »Topp.«
    In Meppen hatte sich nichts verändert. Wiebke bräunte sich auf dem Rasen, Mama saß an der Nähmaschine, und Papa rumorte im Keller.
    Im Wohnzimmer lag ein Umschlag mit Fotos neueren Datums: Volker in Uniform, Wasserfontänen an den Hamburger Landungsbrücken, bäurische Exponate aus dem Cloppenburger Museumsdorf und Papas Igel in Seitenansicht und in Draufsicht.
    Um die Herstellung von Atomwaffen zu verhindern, hatte die israelische Luftwaffe einen irakischen AKW -Rohbau in Klump geschossen. Gut! Man konnte sich ja denken, was die Irakis mit der Atombombe

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