Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
Vom Netzwerk:
mittendrinne, sondern überlappte sich außerdem noch mit einem der edelsten Artefakte.
    So machte sich der real existierende Sozialismus keine Freunde in der Welt.
    Bei Tempo 100, 80, 50 oder auch 30 sah man von der DDR vor allem karge Nutzlandschaften, farblose Kleinkleckersdörfer, schlechte Straßenbeläge und putzige Reklametafeln.
    PLASTE UND ELASTE AUS SCHKOPAU
    Augenfällig vorgeführt wurde einem die hoffnungslose Unterlegenheit der Planwirtschaft auch durch die Krückelkarren der Marke Trabant. Wenn man einen »Trabi« vor sich hatte, dann stank’s.
    Aber warum sollten gerade die Deutschen das Menschenrecht auf protzige Wagen gepachtet haben?
    In einer Autobahngaststätte bestellten wir Schweineschnitzel. Die waren jedoch dermaßen zadderig, daß man fast daran erstickte, und die Beilagen – Kartoffeln und Erbsen – schmeckten einheitlich nach Achselhöhle.
    Er wolle sich ja nicht als Gourmet aufspielen, sagte Hermann, und es liege ihm fern, am Weltniveau der sozialistischen Kochkunst zu zweifeln, aber es spreche auch manches dafür, den Koch in ein Umerziehungslager zu stecken.
    Für privilegierte Westler standen auf der Raststätte im »Intershop« Produkte zum Verkauf, die der DDR Devisen einbringen sollten. Normalsterbliche DDR -Bürger durften da überhaupt nicht rein. Mir hätte das gestunken. In einem Arbeiter-und-Bauern-Staat leben und dann solche Eiterbeulen einer Zwei-Klassen-Gesellschaft dulden?
    Wir kauften uns eine Flasche Rotkäppchen-Sekt.
    Ausgeschildert war auf der Autobahn nur »Berlin – Hauptstadt der DDR «, also Ostberlin; Westberlin wurde unterschlagen. Die hatten’s wohl echt nötig, sich die geographischen Gegebenheiten so hinzubiegen, wie es ihnen paßte.
    Hermann fand das kleinlich. »So kulant hätten sie doch sein können, hier den einen oder anderen Wegweiser für Westberliner aufzustellen …«
    Am Kontrollpunkt Drewitz lernten wir dann noch einmal zwei mißgelaunte Grenzbeamte kennen. War ja auch ein erbärmlicher Job, in so ’ner Koje zu hocken und »Reisedokumente« zu prüfen. Im Kommunismus, so wie Marx und Engels sich ihn mal gedacht hatten, wären solche nichtswürdigen Tätigkeiten flachgefallen.
    Von Drewitz ging der Weg über Dreilinden auf die »Avus«, die Berliner Stadtautobahn, und da drückten sie aufs Gaspedal, die Fahrer, aber wie! Crescendo! Freie Bahn! Der Tempolimit-Diktatur des Proletariats entronnen!
    Der Campingplatz war ganz okay, nur eben j.w.d., in einem verkehrstechnisch miserabel angebundenen Außenbezirk. Weil uns die Anreise geschlaucht hatte, ließen wir’s an diesem ersten Tag unserer Expedition damit gut sein. Wir setzten das Zelt in Betrieb setzten und narkotisierten uns mit dem lauwarm gewordenen Sekt.
    Zweiter Tag. Die Mauer, der Todesstreifen und das Brandenburger Tor sahen so aus, wie man sie von Fotos kannte, und das gleiche galt für die Gedächtniskirche und den Bahnhof Zoo. Auf einem Grünstreifen verzehrten wir Pommes frites. Dann nahmen wir die Fassade der Technischen Universität und den Kudamm in Augenschein. Um auch den Ort des Attentats auf Rudi Dutschke aufsuchen zu können, hätten wir uns besser vorbereiten müssen.
    Am Nollendorfplatz hatten sich Punker zusammengerottet, von struppigen Hunden umringt und mit Bierflaschen bewaffnet. Berliner Kindl. Es war zu hören, daß eine dieser Tölen »Goebbels« hieß und eine andere »Muschi«. Zwei der Punker hatten selber Hundehalsbänder um.
    Sich in zerlöcherter Kluft auf dem Gehsteig sielen, mit grüngefärbten Haaren, zwischen Bierlachen und Hundehaufen und womöglich mit ’ner schartigen Sicherheitsnadel in der Backe, das wäre für ihn »nicht abendfüllend«, sagte Hermann. Die No-future-Haltung sei zwar verständlich, wenn man an die Jugendarbeitslosigkeit denke, aber deshalb müsse man sich doch nicht selbst auch noch die Gegenwart verhunzen …
    Bedauerlicherweise waren die Frontscheibenplätze oben in den Doppeldeckerbussen immer alle schon besetzt. Das wäre nett gewesen: Stadtrundfahrt mit Sightseeing in Cinemascope.
    Hermann fuhr schwarz und sang dabei keß den Schwarzfahrersong von der einen Ton-Steine-Scherben- LP :
    Nee, nee, nee, eher brennt die BVG !
    Ich bin hier oben noch ganz dicht,
    der Spaß ist zu teuer, von mir kriegste nüscht!
    Was für Hannover die ÜSTRA war, war für Berlin die BVG .
    In den Kurven hatte ich Angst, daß der Bus umkippen könnte. Das passierte aber nicht, und es passierte auch sonst weiter nichts.
    Dritter Tag. Was man von

Weitere Kostenlose Bücher