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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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den Zimmermädchen stand er trotzdem hoch im Kurs. Die nutzten jede Gelegenheit, um mit ihm zu balzen. Das schien ein ungeschriebenes Gesetz zu sein. Den Koch himmelten sie leidenschaftlich an, den Sonnyboy Charly mit einigen Abstrichen auch und mich kein Stück. Als Spüler bildete man in der Hierarchie den Bodensatz.
    Einmal kriegte mich der Koch auch zum Kartoffelschälen dran, obwohl ich Pause hatte. Wenn es der Betriebsablauf erfordere, dann sei der Koch dazu befugt, entschied die Chefin, und es kam mir zupaß, daß ich telefonisch zu noch höheren Aufgaben herangezogen wurde – Creutzenberg himself gebot mir, Weinkisten in ein Depot zu schleppen, und danach war Ernteeinsatz: Strohballen einsammeln, in eine Scheune treckern und dort aufschichten, bis hoch unter das Dach, im Teamwork mit drei anderen Erntehelfern.
    In der stickigen, knallheißen Scheunenluft verröchelte man fast, und die pieksenden Strohballentürme stürzten immer wieder ein, aber wir durften uns Zeit lassen und uns bedarfsweise aus dem Scheunenkühlschrank bedienen: Cola, Wasser, Bier. Die Überstunden sollten wir aufschreiben; dafür würden wir gesondert entlohnt.
    Auf Bier stieg ich erst gegen acht Uhr abends um, und um halb zehn war alles rund.
    Sie habe schon gedacht, ich sei geflohen, sagte Heike. »Wo kommst ’n du um diese Uhrzeit her? Und wieso hast du das ganze Haar voll Heu?«
    Sie hatte Weißwein eingekauft, für auf dem Zimmer zu trinken, weil einen das Ausgehen so teuer zu stehen kam.
    Die Abenteuer von Pantagruel waren leider auch nicht besser als die von Gargantua.
    Davon will ich gar nicht reden, daß er zu jeder Mahlzeit viertausendsechshundert Kühen die Milch absog, daß alle Pfannenschmiede von Saumur in Anjou, von Villedieu in der Normandie und von Framont in Lothringen beauftragt werden mußten, eine Pfanne zu schmieden, in der sein Brei gekocht werden konnte …
    Einer dieser Kühe soll Pantagruel als Säugling den Euter, den halben Bauch, die Leber und die Nieren weggefressen haben. Parbleu. Das war der gallische Esprit.
    Dem Creutzenberg gehörte halb Norderney: außer dem Hotel am Damenpfad auch das Hotel Rheinischer Hof mit der Kneipe Gambrinus-Keller und der Chez-nous-Bar, die Pension Janssen, die Gaststätte Klabautermann, das Restaurant Lieke Deeler, das sogenannte Haus der Insel, die Theaterklause, eine Discothek und alle möglichen Ferienwohnungen mit Sauna und Salzwasser-Schwimmbad. Vor nicht allzu langer Zeit war auch das Kurcafé in Creutzenbergs Besitz übergegangen; das hatte ihm in seiner Sammlung noch gefehlt.
    Praktischerweise war der Gambrinus-Keller zugleich das Stammlokal des Personals, so daß der Lohn sofort retour ins Unternehmersäckel floß.
    Als Heike und ich da mal hingingen, saß ein schmächtiger Typ am Tresen, um die vierzig, mit Brille und Bart, und verbreitete sich über den Konfuzianismus und Yin und Yang und seinen persönlichen Lebenswandel: Bundeswehr, Arbeitslosigkeit, Scheidung, Suff und Hilfsarbeiterjobs und Entlassungen. Nach zwei Nächten hier im Strand sei er im Rheinischen Hof als Spüler eingestellt worden, vor drei Tagen, doch er habe noch keine feste Bleibe.
    Ich gab ihm ein Bier aus, und er sagte, er werde, um sich revanchieren zu können, den Creutzenberg um eine kleine Vorauszahlung ersuchen.
    Von den anderen wurde er »der Philosoph« genannt und geneckt: »Na, haste dir wieder ’n Bier zusammenphilosophiert?«
    Wie der Spiegel meldete, wurden im Iran jetzt auch Kinder exekutiert. Den Ayatollah Chomeini hätte doch der Blitz beim Scheißen treffen sollen!
    Von einem Hotelgast hatte Heike zehn Mark Trinkgeld eingestrichen. Auch Charly sackte mächtig Trinkgeld ein, und selbst der Koch wurde von Zeit zu Zeit mit Dotationen in zweistelliger Höhe verwöhnt.
    Nur an mich, den Spüler, dachte keiner. Ich war ein Paria, der sich die Hände schmutzig machte. Ein Unberührbarer. Ein Nichts.
    Eins der einfältigen Zimmermädchen erzählte abends freudestrahlend herum, daß der Philosoph gefeuert worden sei. »Und das geschieht dem recht! Weil, wie ich den zuerst gesehen hab, da wußt ich gleich, der is’ Alkoholiker …«
    Aber daß er kein Dach überm Kopf und nichts zu fressen hatte, war der dummen Pute schnurz.
    Ich tigerte durch die Schenken und brachte in Erfahrung, daß der Philosoph schon vor Stunden total besoffen rumgeeiert sei und auf den Putz gehauen habe. Und man fragte mich: »Kriegste noch Kohle von dem oder was?«
    In der Mittagspause half ich einmal Heike mit

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