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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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mehr. Sie zog eine tödlich beleidigte Flappe, und nachdem sie das lange genug getan hatte, schnappte sie sich meine Tabakpackung und fing an, sich ’ne Zigarette zu drehen.
    Es hatte schon irgendwie seine Richtigkeit mit dem Rauchen.
    Der Kommissar Schimanski, den Götz George in der Krimi-Serie Tatort spielte, war ein zockender, flippernder, fluchender, rohe Eier frühstückender und im Dienst Bier trinkender Junggeselle, in dessen Küche das Gewürzregal schief an der Wand hing.
    Bei den Fernsehkommissaren Keller und Derrick wäre das nicht vorgekommen. Hatte man von denen überhaupt mal die Wohnung gesehen?
    Der Versicherung der Omi, von der ich überfahren worden war, hatte Onkel Rudi 800 Mark Schadenersatz abgeluchst. 370 Mark davon waren Schmerzensgeld. Ganz beachtlich für ein paar Blutergüsse, aber auch wieder wenig, wenn man sich vergegenwärtigte, daß ich gut und gern über den Deister hätte gehen können bei dem Unfall.
    Die Arbeit rief! Nach Norderney ging’s mit der Bahn bis Norddeich Mole und dann weiter per Fähre. Auf der abschüssigen Gangway brach beim Aussteigen der Griff von Papas einem alten Reisekoffer ab, den ich mitgenommen hatte, und ich kam ins Trudeln und hätte die Leute vor mir fast umgestoßen.
    »Jetzt stell dich doch nicht so paddelig an!« rief Heike.
    Wir fragten uns zum Büro vom Chef durch, und da saß er dann: Johs Creutzenberg. Ein Selfmademan par excellence – halb leutselig, halb streng, ein bißchen rotgesichtig und so agil und zielgerichtet, wie es zu jemandem paßte, der seine Zeit nicht gestohlen hatte.
    »Da Sie ja nun ein Doppelzimmer beziehen, gehe ich davon aus, daß Sie verlobt sind«, sagte er, aber wohl nur pro forma, denn er setzte dabei ein verschmitztes Lächeln auf.
    Auch Heike wußte nicht, ob Johs sein richtiger Vorname war oder die Abkürzung für Johannes.
    Die dragonerhafte Chefin des Hotels am Damenpfad, wo wir arbeiten sollten, wies uns ein Kellerzimmer zu. Es war mit allem ausstaffiert, worauf man auch ohne hochgeschraubte Erwartungen hoffen durfte: Doppelbett, Kleiderschrank, Tisch, zwei Stühle, Deckenfunzel, Zimmerschlüssel, Nachttische und Nachttischlampen. Durch ein Fensterchen fiel etwas Licht von einem Innenhof herein. Es stand sogar ein altes Radio herum, und nebenan war ein Kubus mit Waschbecken und Waschmaschine, Dusche und WC .
    »Kurtaxe« mußten wir zahlen. Und das Badengehen hätte auch noch was gekostet: 4 Mark 50 Strandgeld! Auf Norderney gehörte der blaue Planet offenbar der Kurverwaltung und nicht dem Volk.
    Das Radio hatte einen schweinsmäßigen Empfang. Man kriegte die Sender nicht sauber eingestellt, auch wenn man wie Rastelli an der Antenne und dem Senderwahlrädchen drehte.
    Musikhören konnten wir uns abschminken. Nur die Wortbeiträge kamen einigermaßen verständlich rüber.
    Im Prozeß gegen die Aufseher des Konzentrationslagers Majdanek waren lachhaft milde Urteile gefällt worden. Sechs Jahre Haft für einen SS -Hauptscharführer wegen gemeinschaftlicher Beihilfe zum Mord in mehr als siebzehntausend Fällen. Heike rechnete aus, daß das auf ungefähr eine Woche Haft für jeden Mordfall hinauslief.
    Um sieben Uhr morgens fing die Arbeit an. Ein hochaufgeschossener Kellner, Charly geheißen, unterwies mich in meinen Pflichten und erklärte mir, wie man die Spülmaschine belud und in Gang setzte. Die brauchte pro Füllung bloß zwei Minuten. (Weshalb gab’s solche Maschinen nicht auch für Privathaushalte?)
    Mit dem Frühstücksgeschirr wurde ich spielend fertig, aber mittags, in der Hauptfreßzeit, geriet ich ins Schwitzen. Es war exorbitant, was vierzig bis fünfzig Gäste binnen einer Stunde an Geschirr vollsauen konnten. Manche ließen ihre eingespeichelten und halbzerkauten Fleischklöße seelenruhig auf dem Teller liegen, und ich durfte die dann in den Mülleimer schrappen.
    Beim Öffnen schoß aus der Spülmaschine eine irrwitzig heiße Wasserdampfwolke. Bis ich das heiße Besteck abgetrocknet hatte, waren die Teller meist schon von selber getrocknet.
    Außer mir, dem Kellner Charly, dem Koch und sieben Mädchen für alles arbeitete in dem Hotel auch noch eine korpulente Mittfünfzigerin, die den lieben langen Tag Schwätzchen hielt und sich mit Konfiseriewaren vollstopfte. Gerüchten zufolge verdiente die allein mit Rumstehen zweihundert Mark mehr im Monat als das niedere Volk. Die Chefin selber tauchte nur sporadisch auf.
    Dreimal hatte ich ’ne halbe Stunde Pause bis zum Ende der Frühschicht um 14 Uhr.

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