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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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mal eben auf …«
    Das ging aber nicht so »mal eben«, denn die blöden Dinger waren fast alle verschiedenartig geformt. Es gab runde, rechteckige und ovale, und bei denen, die pi mal Daumen den gleichen Durchmesser hatten, paßten die gewellten und die treppenförmigen Ränder nicht zusammen. Ich prüttjerte wohl eine halbe Stunde lang herum und hatte schließlich vier achtbare Stapel aufgeschichtet.
    Von dem Philosophen sah und hörte man nichts mehr. Der war verschollen.
    A most peculiar man.

Das nächste, was ich von der Chefin vernahm, war ihr Gezeter beim Ausräumen des Servierblechregals. Sie stand auf einer Trittleiter und ließ die Bleche auf den Boden scheppern, während ich den Abfalleimer mit den Resten von der Mittagsmahlzeit füllte (Knochen, Nudeln und Gemüsepamps). Das müsse ja wohl ein ganz, ganz schlechter Mensch gewesen sein, der hier die Bleche gestapelt habe, geiferte die Chefin. Ein ganz, ganz schlechter Mensch!
    Und boing, flog wieder eins zu Boden.
    »So ein schlechter Mensch! Wie unachtsam! Das ist ja kaum zu glauben, wie gemein ein Mensch sein kann! Zu faul und zu gemein, um seine Arbeit gut zu machen, und wir anderen, wir dürfen’s ausbaden für diesen feinen Herrn!«
    Wenn ich schneller von Kapee gewesen wäre, hätte ich sofort gemerkt, daß diese Sticheleien ausnahmslos mir galten. Das schnallte ich aber erst nach ein paar Minuten.
    Dengeleng! Schon wieder ein Servierblech. Es sprang seitlich auf und kullerte den Gang hinunter, und die Chefin keifte: »Schlechter Mensch! Was für ein schlechter Mensch!«
    Konnte sie mir das nicht persönlich sagen? Wozu dieses Theater?
    Aber gut: Solange sie nur Selbstgespräche führte, stellte ich mich einfach taub.
    Dann mußte ich wieder zum Strohballendienst. In Creutzenbergs Autoradio lief bei der Hinfahrt ein Lied von Ougenweide. Fabel: Ein Musiker, der sich als »Folkfreak« bezeichnet, hastet von Konzert zu Konzert und kümmert sich nicht darum, daß er durch seinen exzentrischen Lebensstil das Mißtrauen der Organe des Überwachungsstaats auf sich zieht.
    Doch eines Nachts kamen sie auch zu mir,
    Ich öffnete völlig verschlafen die Tür.
    Ein Hinweis aus der Nachbarschaft,
    das Leben bei Nacht hat verdächtig gemacht …
    Das sollte wohl irgendwie subversiv sein, wenn’s auch grottenschlecht gereimt war, doch es eignete sich bestens als Geräuschkulisse im Mercedes eines Unternehmers. Den Rhythmus tappte Creutzenberg mit seinen Fingern auf dem Lenkrad mit, und er sprühte vor Lebenslust: »Ist das nicht ein Wetterchen zum Heldenzeugen?«
    Beim Aufladen faßte er diesmal mit an. Das heißt, er stand oben auf dem Anhänger und ließ sich von unten die Strohballen zuwerfen. Dabei gewährte er einem Einblicke in seine Weltanschauung: »Die Jugend muß geführt werden!« – »Der Mensch kommt mit fertigem Charakter auf die Welt! Ein Verbrecher wird als Verbrecher geboren und bleibt immer einer!« – »Demokratie ist gut, aber ohne ’ne kleine Diktatur geht’s nicht!«
    Ein Klops nach dem andern.
    »In der freien Marktwirtschaft hat jeder seine Chance! Ich hab selbst mal ganz klein angefangen und mich hochgearbeitet, und das kann jeder schaffen, der genug Geduld und Stehvermögen aufbringt!«
    Den nächsten Strohballen warf ich ihm so gepfeffert zu, daß er fast hintenübergefallen wäre.
    »Warum schmeißt du mich so?«
    Ja, warum wohl?
    Das triftigste Gegenargument fiel mir erst abends im Bett ein: Damit es die 25 Millionen Erwerbstätigen in der Bundesrepublik so weit bringen könnten wie Creutzenberg, der Tycoon, müßten 25 Millionen neue Nordseeinseln her, denn die vorhandenen waren ja alle schon mit Beschlag belegt von den Creutzenbergs dieser Welt.
    Am frühen Morgen – ich hatte gerade mit der ersten Bugwelle aus schmutzigem Geschirr zu kämpfen – rief Charly mich ans Telefon: Die Chefin wünsche mich zu sprechen. Und was wollte sie? Ich sollte Fische ausnehmen. Einen ganzen Sack voll. Der stehe bereits in der Küche.
    Heinz-Dieter führte mir das vor: Bauch aufschlitzen und das blutige Gekröse herauspolken. Ich metzgerte und schabte also in diesen Fischwänsten herum, und als ich nach zwei Stunden die Hälfte geschafft hatte, kam die Chefin an und kläffte: »Du sollst da kein Abitur draus machen!«
    Abitur? Wie belieben?
    Ich erwiderte: »Ich mache das, so schnell ich kann.« Und das war wahr: So schnell wie diese Arbeit hatte ich noch nie irgendeine andere hinter mich bringen wollen.
    »Das glaub ich dir nicht! Du sollst

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