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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Ich konnt’s verstehen: Wer wollte abends schon mit einer grölenden Bande angesoffener Rekruten an einem Tisch sitzen? Außer den Bandenmitgliedern selbst?
    Für Konfliktstoff sorgte der Umstand, daß in Budel auch die Luftwaffe stationiert war. Es gingen Gerüchte über blutige Schlägereien zwischen den Angehörigen der verschiedenen Waffengattungen um. Man kannte sowas ja von überreizten Laborratten.
    Besonders matschig in der Birne fand ich die Typen, die sich freiwillig »Grundis« nannten (Kürzel für »Soldat in der Grundausbildung«).
    Ich hielt mich an den Kameraden Krause, Vorname Georg, wohnhaft in Erkelenz. Der machte einen vergleichsweise humanoiden Eindruck. Er war Musiker, von Haus aus, und er wollte später als Trompetenspieler zu ’nem Bundeswehrorchester, damit er in Übung blieb.
    Das größte Wort führte ein kölscher Fettwanst namens Friedrich, der eine Stimme hatte wie ’ne Schiffssirene und außerstande war, mit weniger als achtzig Dezibel zu sprechen.
    Über Krottke, den Langen, wurde die Geschichte kolportiert, daß er einen Sonderantrag gestellt habe, um trotz seiner Überlänge nicht ausgemustert zu werden. Hatte halt so schrecklich gerne »dienen« wollen, dieser Hammel, und nun war er am Ziel seiner Träume.
    Um 22 Uhr war Zapfenstreich.
    Als selbstdrehender Raucher mußte man sich nach dem Frühstück ranhalten: Für den Rückweg zur Stube und das Drehen und das Rauchen blieben einem, großzügig gerechnet, fünfeinhalb Minuten; dann kam schon der Morgenappell.
    Hauptmann Focke und der schnurrbärtige Unteroffizier Krahl führten uns in die Wissenschaft des Strammstehens ein. Grundstellung: Hacken zusammen, Hände flach an die Hosennaht, Rücken durchdrücken und Augen starr nach vorn.
    »Sie da!« schrie der Uffz. »Die Knie zusammen!«
    Ich war gemeint.
    »Haben Sie Bohnen in den Ohren? Ich sagte: Knie zusammen!«
    Das ging bei mir nicht.
    »Sind Sie schwerhörig?«
    »Nein, aber ich krieg die Knie nun mal nicht zusammen …«
    »Herr Unteroffizier!«
    »Wie bitte?«
    »Sie wollten sagen: Ich krieg die Knie nicht zusammen, Herr Unteroffizier! Wiederholen!«
    »Was?«
    »Mann Gottes! Wiederholen Sie: Ich krieg die Knie nicht zusammen, Herr Unteroffizier!«
    »Ich krieg die Knie nicht zusammen, Herr Unteroffizier!«
    »Und warum nicht? Haben Sie mal Schweine zugeritten?«
    »Nein.«
    »Nein, Herr Unteroffizier!«
    »Nein, Herr Unteroffizier!«
    »Kennen Sie die Hure Babylon?«
    »Nein, Herr Unteroffizier!«
    »Sollten Sie aber! Die hat ihre Knie auch nicht zusammengekriegt!«
    Jetzt mischte sich auch der Hauptmann ein: »Ruhe dahinten! Wer hat was von Lachen gesagt?«
    Die Kommandos wurden eher gebellt als gebrüllt.
    »Stillgestanden!«
    »Rührt euch!«
    »Stillgestanden!«
    »Rührt euch!«
    »Stillgestanden!«
    »Durchzählen!«
    »Augen – links!«
    »Augen geradeee-aus!«
    Orientieren sollten wir uns beim Ausrichten immer an den Stiefelspitzen des langen Elends Krottke, bis wir in der Reihe standen wie die Orgelpfeifen.
    Nach ungefähr drei Stunden endete die Action mit der Ansage, daß bis Montag alle, die sich bislang davor gedrückt hätten, »im Gard-Haar-Studio« gewesen sein müßten.
    Vor der Entlassung in das bereits angebrochene Wochenende mußten noch die Stuben »abgenommen« werden, von einer dreiköpfigen Delegation, welcher der Ruf vorauseilte, es besonders genau mit dem eventuell noch hinten an der Querseite der Spindregalböden haftenden Staub zu nehmen.
    In unserer Stube richtete sich die Aufmerksamkeit der Inspizienten dann aber vor allem auf die Deckenlampe. Die schien schon seit längerer Zeit stiefmütterlich behandelt worden zu sein. Jedenfalls war der Lampenschirm arg verkniestet. Wir erhielten eine Gnadenfrist von zehn Minuten zum Nachbessern und polierten das Mistding auf Hochglanz.
    Olle Krottke fragte, ob er bis Sonntagabend in der Kaserne bleiben dürfe.
    Durfte er. Und wie es aussah, stimmte ihn das fröhlich.
    Arme Sau.
    Bis auf die Strümpfe hatte ich keinen Faden von der Uniform mehr auf dem Leib, doch erst im Zugabteil begann ich mich in einen Zivilisten zurückzuverwandeln. Die Soldaten, die auch außerhalb der Kaserne in Oliv herumliefen, hatten meiner Meinung nach ’ne Schraube locker.
    Im Kampfanzug auf ’ne Anti- AKW -Demo gehen, das hätte man natürlich machen können. Jau. Das hätte man mal bringen müssen, wenn die Freizeit nicht so knapp bemessen gewesen wäre.
    Zuhause holte Mama mich vom Bahnhof ab und stellte mir mein

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