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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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was er als Ausbilder so alles täte: »Isch würd die Leude schleiwe! Un dann sarr isch: ›Alle an die Wand, isch erklär eusch jetz dat Jewehr!‹ Un dann – ratta-tatta-tatta-tatt! Exitus!«
    Selcke prahlte mal wieder mit seiner »Perle«. Was für eine zuckersüße Schnuckelmaus das sei. Er zeigt sogar Fotos von ihr rum und schien auf Komplimente aus zu sein, obwohl die Schnuckelmaus sich äußerlich nicht einmal ansatzweise vom Typus der geistig zurückgebliebenen Provinzfriseuse unterschied.
    Sie hätten sich in Stadtlohn beim Karneval kennengelernt. Das sei überhaupt das Größte: Karneval in Stadtlohn! »Da solltet ihr alle mal hinkommen, nächstes Jahr, nach Stadtlohn, zur Karnevalszeit! Da tobt der Bär, das könnt ihr mir aber glauben!«
    »Stadtlohn«, sagte der Kölner verächtlich. »Karneval in Stadtlohn, ja?« Oder ob er sich da verhört habe?
    Im Kasernenkino, das es auch noch gab, lief der Kulturfilm »Zimmermädchen der Lust«. Dabei hätte man sich noch künstlich aufgeilen können.
    Am Mittwoch kriegten wir Gewehre ausgehändigt und durften sie im Regen auseinanderbauen und wieder zusammenfriemeln. Das war ungefähr so unterhaltsam wie ’ne Mittelohrentzündung. Und ich hatte auch noch nicht so recht begriffen, was man im Dritten Weltkrieg mit einem Gewehr vom Typ G3 ausrichten sollte, wenn die Atombomben fielen. Denn da brauchte man sich doch nichts vorzumachen: Dritter Weltkrieg hieß Atomkrieg.
    Bei einer Militärparade in Ägypten hatten Attentäter mit Maschinenpistolen das Feuer eröffnet und den Präsidenten Anwar el Sadat erschossen.
    Mußte das nun gerade einen der wenigen Politiker im Nahen Osten treffen, die mit Israel Frieden schließen wollten? Als Ägypter hätte ich null Bock auf den alten Konfrontationskurs gehabt.
    Im Kasernenkino lief »Der Todesfluch des gelben Rächers«.
    Dann ging die Einkleidung weiter. Kleiner Dienstanzug und großer Dienstanzug. Die Oberhäupter der Bundeswehr unterlagen allerdings einer schweren Selbsttäuschung, wenn sie davon ausgingen, daß ich mich jemals irgendwo in einem dieser Fräcke sehen ließe.
    Der Zugführer Wagner leitete das Exerzieren. Diesem aufgeschwemmten Oberleutnant konnte die Sache überhaupt nicht zackig genug sein. »Iiii! Oooo! Aiii! Iiii! Lassen Sie die Haxen rotieren! Die Hände schwingen durch bis zum Koppelschloß!«
    Über dem gemeinen Soldaten kam als nächsthöherer Dienstrang der Gefreite. Und darüber, gemäß einer Schautafel, die im Flur hing: Obergefreiter, Hauptgefreiter, Unteroffizier, Stabsunteroffizier, Fahnenjunker, Fähnrich, Feldwebel, Oberfeldwebel, Hauptfeldwebel, Stabsfeldwebel, Oberstabsfeldwebel, Leutnant, Oberleutnant, Hauptmann, Major, Oberstleutnant, Oberst, Brigadegeneral, Generalmajor, Generalleutnant, General.
    »Und bis wohin willst du dich hochschlafen?« fragte mich Georg. »Bis zum Major oder noch höher?«
    Eine Latrinenparole, die umlief, besagte, daß zwölf Leute von der Luftwaffe einen »unserer« Unteroffiziere zusammengeschlagen hätten, und nun säßen sie im Bau.
    Im Kasernenkino: »Sinnliche Lippen«.
    Freitagvormittag. Zweitausendmeterlauf. Bei sowas war ich früher mal ganz gut gewesen, und auch jetzt, mit leichtem Raucherhusten, reichte meine Kondition noch für einen Platz im vorderen Mittelfeld. Immer schön im großen Haufen bleiben! Bloß nicht auffallen! Weder durch Spitzenleistungen noch durch Aussetzer. (Verhaltensregel Nummer eins.)
    Drei Übergewichtige, die die Nachhut bildeten, erzürnten einen Oberfeldwebel so sehr, daß er sie anschrie: »Rennen sollen Sie! Nicht gehen! Rennen! Sie sind hier nicht im Müttergenesungswerk!« Tickte richtig aus, der alte Affe, und befahl den Dreien, die gleiche Strecke am Abend noch einmal zu laufen.
    Am Nachmittag packte Uffz Krahl seine Gitarre aus und lud zum Mitsingen ein: »Morgen früh, wenn ich will, liegst du wieder im Dreck …«
    Hätte ich dem Mann gar nicht zugetraut, so viel Selbstironie.
    Das war allerdings nur Vorgeplänkel. Das dicke Ende kam nach: Wir mußten ein Marschlied auswendig lernen.
    Wildgänse rauschen durch die Nacht
    Mit schrillem Schrei nach Norden.
    Unstete Fahrt! Habt acht, habt acht!
    Die Welt ist voller Morden …
    Darauf folgten zwei Strophen mit Geschwader und Hader und rauschender Meerfahrt, und dann hieß es:
    Wir sind wie ihr ein graues Heer
    und fahrn in Kaisers Namen,
    und fahrn wir ohne Wiederkehr,
    singt uns im Herbst ein Amen.
    In Kaisers Namen? Was sollte der Scheiß? In Deutschland gab’s

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